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Das „Genie für alle“ – reisender Popularisierer in Sachen „Relativität“

Die einsteinsche Relativitätstheorie stieß aufgrund ihrer revolutionären Sprengkraft als rationale Erklärung der Welt insbesondere in reformorientiert-liberalen und sozialdemokratischen Kreisen sowie innerhalb der künstlerischen Avantgarde auf begeisterte Aufnahme. Heftige Angriffe erfolgten hingegen von klerikal-konservativer und antisemitischer Seite; sie richteten sich auch gegen den jüdischen Gelehrten Albert Einstein.

Bei der Bewältigung seiner immensen Korrespondenz wurde Einstein von seiner Stieftochter Ilse unterstützt, die ihm als „Sekretärin“ zur Seite stand, während ihm sein Leidener Physiker-Kollegen Paul Ehrenfest als privater Treuhänder bei der Abrechnung der Vortragshonorare half. Aufgrund der rapiden Abwertung der Reichsmark akzeptierte Einstein alsbald nur mehr harte ausländische Währung, die er sich direkt nach Holland schicken ließ, wo er seit Oktober 1920 eine Gastprofessur an der Universität Leiden innehatte.

Bereits 1909 sowie im September 1913 hatte Einstein bei den Jahresversammlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien referiert (und zwar über Quantentheorie bzw. Gravitationstheorie). Im Zuge einer Vortragstournee kam Einstien ein weiteres Mal nach Österreich, wo er am 13. 1. 1921 noch vor der Verleihung des Nobelpreises im selben Jahr unter anderem im Rahmen einer vom Wiener Volksbildungshaus Urania organisierten Veranstaltung im Wiener Konzerthaus einen großen öffentlichen Vortrag hielt.

Anders als im Fall eines beabsichtigten Vorlesungszyklus an der Universität Princeton, für die Einstein im Oktober 1920 die unglaubliche Summe von 15.000 Dollar verlangt hatte – rund das Doppelte des Jahresgehaltes eines hochkarätigen US-Gelehrten – gab er sich im Fall seines Wien-Vortrags überaus bescheiden. Für einen vergleichsweise geringen Gegenwert von lediglich 2500 Reichsmark (zum damaligen Zeitpunkt nur mehr rund 45 US-Dollar!) inklusive Anreise und Verpflegung erklärte sich der wohl berühmteste Physiker seiner Zeit bereit, vor 2000 Personen – letztlich waren es dann rund 3000 – seine Theorie in allgemeinverständlicher Form zu erläutern.

Einstein 1921 Das junge „Genie für alle“ – Albert Einstein 1921 © Bildarchiv Österreichische Nationalbibliothek