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Bildung für die breite Bevölkerung um 1900 – Projektion mittels »Skioptikon«

Die Wiener Urania, 1897 gegründet, war neben dem Volksheim Ottakring und dem Wiener Volksbildungsverein eine der drei großen wissenschaftsorientierten Wiener Volksbildungseinrichtungen, die um die Jahrhundertwende entstanden und vom Publikum innerhalb kurzer Zeit geradezu überlaufen wurden. Grund für diesen enormen Publikumserfolg war – neben der großen Attraktivität des öffentlichen Zugangs zu (natur)wissenschaftlichen Vorträgen aus unterschiedlichsten Wissensgebieten – insbesondere deren Präsentation durch anziehungskräftige Bilder, wofür die visuellen Reproduktionstechniken des industriellen Zeitalters völlig neue technologische Möglichkeiten boten.

Neben den frühen Kinematogrammen, der Urform des Kinos, boten die vergleichsweise kostengünstigeren Skioptikon-Lichtbildervorträge den Volksbildungsinstituten eine Möglichkeit, im Kampf gegen „Schundfilme“ und gegen die verpönte Boulevardunterhaltung mit einem eigenständigen, attraktiven Gegenangebot zu punkten, das ebenfalls die Schaulust befriedigte, aber durch belehrende Vorträge zugleich erzieherisch wirkten.

Das Skioptikon, ein Apparat zur Wandprojektion von Diapositiven, gewissermaßen der analoge Vorläufer des heutigen Beamers, wurde 1885 vom Wiener Bürgerschullehrer und Schulreformer Johann Poruba nach einem internationalen Unterrichtskongreß in Le Havre erstmals nach Wien gebracht, wo er rasch Anhänger dieses neuen „Anschauungsmittels für Unterricht und Volksbildung“ sammelte und den „Verein Skioptikon“ gründete.

Der Apparat, der je nach Größe des Publikums in unterschiedlichen Ausführungen und Größendimensionen zum Einsatz kam, bestand aus einem Gehäuse, einer Lichtquelle – zumeist eine mit Starkstrom betriebene Bogenlampe – sowie einem Objektiv.

Die Projektionsobjekte waren fotografische Glasbilder, bestehend aus einer dünnen Glasplatte, auf der sich eine lichtempfindliche Schicht (Chlorsilbergelatine) befand, die das Bild nach Belichtung des fotografischen Negativs entstehen ließ. Projiziert wurde in gut abgedunkelten Räumen auf eine möglichst helle Projektionsfläche. Um Aufnahmen im Standardformat von 8,5x8,5 cm für ein Publikum von über 300 Personen gut sichtbar auf eine Wand zu projizieren, bedurfte es sowohl hochqualitativer fotografischer Aufnahmen als auch einer entsprechenden Lichtleistung, sodass derartige technische Apparaturen – wie im Fall des Urania-Skioptikons – beträchtliche Ausmaße annehmen konnten.
Die Skioptikonbilder selbst waren herkömmlicherweise monochrom gefertigt, da handkolorierte Aufnahmen, wie sie die Urania in hoher Qualität erwarb und einsetzte, oftmals „aus der Hand eines Künstlers“ stammten und damit „sehr teuer“ waren.

Esswarenverkäufer Belohnung: Ausflug in den Prater © Österreichisches Volkshochschularchiv
Der Hausmeister Eine Institution: Wiener Hausmeister in Arbeitskittel © Österreichisches Volkshochschularchiv