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Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (BifEB)

Über das Anwesen

Der aus Böhmen stammende Wiener Malzfabrikant Moritz Sobotka (1843-1918) kaufte 1903/04 das Bürglgut (Gemeinde St. Wolfgang) bei Strobl am Wolfgangsee. Es wurde als Sommersitz der Familie und als Treffpunkt für Verwandte, Gäste, Gelehrte und KünstlerInnen aus dem In- und Ausland genutzt, wie es für das jüdische Großbürgertum der Habsburgermonarchie zur Zeit des Fin de siècle typisch war. Im Lauf der Zeit wurde das Anwesen um weitere Gebäude und Gartenanlagen erweitert. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Anwesen von den Besitzern vorübergehend als Erholungsheim für verwundete Soldaten zur Verfügung gestellt.

Die Familie Sobotka unterstützte auch kommunale und soziale Anliegen der Gemeinde Strobl wie etwa die Finanzierung eines Gemeindearztes, die Schulausspeisung oder den Bau der Ortswasserleitung und eines Dammes entlang des Bürglsteins.

Unter dem Druck der Wirtschaftslage verkaufte Valentin Sobotka, der Sohn Moritz Sobotkas, das Bürglgut an Hans Petschek, den Schwiegersohn seiner ältesten Schwester. Die Familie Petschek setze die kulturelle Tradition der Familie Sobotka fort und hielt sich bis zum so genannten "Anschluss" häufig auf dem Bürglgut auf. 1938 flohen die Familien Sobotka und Petschek in die USA. Der Besitz der Familie Petschek, wurde durch die NS-Behörden enteignet und 1940 der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) als Müttererholungsheim übergeben. Während des Krieges wohnte auch die Familie Ernst Kaltenbrunners auf dem Anwesen.

Zwischen 1946 und 1948 wurde das Anwesen durch die jüdische Hilfsorganisation "Joint" als Heim für elternlose Kinder aus Polen und Ungarn, die in Konzentrationslagern überlebt hatten, genutzt. 1948 wurde das Bürglgut an Hans Petschek, dessen Familie im Exilland blieb, zurückgestellt, jedoch von 1948 bis 1951 als Asyl für ehemalige EmigrantInnen aus Russland und von 1951 bis 1955 als Kinderlager des Evangelisch-Lutherischen Weltbundes genutzt.

1955 erwarb die Republik Österreich das "Bürglgut" von Hans Petschek um 50.000 US-Dollar (damals 1,3 Millionen Schilling) – eine angesichts des objektiven Wertes der Anlage geringe Summe. Die Verkäufer verknüpften mit der Transaktion die Absicht, das Anwesen einem öffentlichen Zweck zu widmen, und die Hoffnung, ein Bildungshaus könnte dazu beitragen, dass sich Verbrechen, wie sie zur NS-Zeit begangen wurden, nicht mehr wiederholen würden.

Das Bundesinstitut

Am 12. Juli 1956 erfolgte die offizielle Eröffnung als "Bundesstaatliches Volksbildungsheim St. Wolfgang des Bundesministeriums für Unterricht" durch Unterrichtsminister Heinrich Drimmel. Wegen der fehlenden Infrastruktur, der Einquartierung von Flüchtlingen aus Ungarn und des Aus- und Umbaus der Gebäude sah sich das neue Volksbildungsheim erheblichen Anfangsschwierigkeiten gegenüber. Im Sommer fand dennoch die erste „Sommerhochschule“ der Universität Wien für ausländische Studierende statt. Im Jahr darauf begann die eigentliche Arbeit, bis 1972 vornehmlich in Form mehrwöchiger Kurse für die ländliche Jugend. 1968 wurde ein Verein der Absolventen dieser Kurse gegründet, im selben Jahr erfolgte auch die Umbenennung in „Bundesheim für Erwachsenenbildung St. Wolfgang des Bundesministeriums für Unterricht“.

Das Bundesgesetz vom 21. März 1973 über die Förderung der Erwachsenenbildung und des Volksbüchereiwesens, BGBl. Nr. 172 (EB-Förderungsgesetz) legte in § 11 die gesetzliche Grundlage zur Aus- und Fortbildung von ErwachsenenbildnerInnen (MultiplikatorInnen) und BibliothekarInnen durch Veranstaltung von Seminaren, Tagungen, Kursen und Lehrgängen unter der Leitung anerkannter Fachleute. Infolgedessen kam es 1974 auch zur Umbenennung in "Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst" (BIfEB). Der seit den 70er und 80er Jahren verstärkte Wandel in Ökonomie, Gesellschaft und Technologie wie auch im politischen Umfeld – das Ende der Teilung Europas, der EU-Beitritt Österreichs – veränderte die Anforderungen, die an das BIfEB und seine Arbeit gestellt wurden. Es versuchte gemeinsam mit seinen Partnern und Gästen, sich den neuen Herausforderungen immer wieder mit Realitätssinn und Kreativität zu stellen.

Bundesinstitut_fuer_Erwachsenenbildung Der Gebäudekomplex des Bundesinstituts idyllisch im Salzkammergut eingebettet © Bundesinstitut für Erwachsenenbildung