Ottilie Bondy
1832-1921
Die Tochter aus einer gutbürgerlichen jüdischen Arztfamilie wurde in Brünn geboren und entstammte einem intellektuellen Milieu. Ottilies Vater, Dr. Alois Jeitteles, war nach 1848 Redakteur der „Brünner Zeitung“.
Nach der Hochzeit mit dem Prager Kaufmann Israel (Ignaz) Bondy zog Ottilie Bondy mit ihrem Mann nach Wien. Das Leben der Mutter zweier Kinder war von hohem sozialem Engagement und starkem Eintreten für frauenspezifische Anliegen geprägt; als solche war sie eine der wichtigsten Vorkämpferinnen der österreichischen Frauenbewegung. Von 1872 bis 1878 war sie führendes Vorstandsmitglied der Israelitischen Kinderbewahrungsanstalt, sie förderte die „Erste Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen in Wien“, leitete das israelitische Mädchen-Waisenhaus und war an der Entstehung des „Schulvereins für Beamtentöchter“ beteiligt. 1875 gründete sie gemeinsam mit Johanna von Meynert und Adolf Tauss den „Wiener Hausfrauenverein“, dessen Präsidentin sie 1879 wurde. Daneben bekleidete sie Leitungsfunktionen im Verein „Caritas“ und später im „Dienstbotenasyl“.
Ottilie Bondy vertrat die Frauenfrage auch publizistisch, in Zeitschriftenbeiträgen und Büchern („Haushaltungs- und Merkbuch“, „Zehn Gebote des Hauswesens“, „Haus- und Familienbuch“, „Die Beschäftigung des Kindes“) sowie auch als Volksbildnerin. Ab 1893 hielt sie regelmäßig Vorträge im
Wiener Volksbildungsverein. 1909 legte sie 77-jährig alle Ämter nieder und zog zu ihrer Tochter nach München, wo sie ihren Lebensabend verbrachte.