Bernard Bolzano
1781-1848
Der katholische Priester und Philosoph Bernard Bolzano war ein Wegbereiter der Phänomenologie und der mathematischen Logik. Darüber hinaus war Bolzano ein bedeutender Vorkämpfer der freien Volksbildung in Österreich und der erste Vordenker der
Universitätsausdehung (University Extension).
Bolzano wurde in Prag als Sohn eines aus Italien eingewanderten Kunsthändlers geboren. Er studierte an der Prager Universität Mathematik, Philosophie und Theologie und wurde Priester. 1805 erhielt er die Lehrkanzel für Religionswissenschaft an der Prager Universität. Bolzano, der
vom Geist der Aufklärung durchdrungen und von Leibniz beeinflusst war, wirkte mit seinen Erbauungsreden in den Jahren 1811, 1816 und 1817 dem Geist der Restauration des Vormärz entgegen.
Sein sozial-ethisches Programm nahm vorweg, was im späten 19. Jahrhundert in das Konzept der Volksbildungsbewegung Eingang fand: Der Grund allen Übels und aller Vorurteile sei die Unwissenheit, die durch Bildung beseitigt werden müsse. Bildungsarbeit besteht nach Bolzano darin, den Unmündigen zu einem selbstständigen Urteil zu befähigen. Als Mittel dazu betrachtete er das Buch.
Nach 14-jähriger Lehrtätigkeit wurde Bolzano Opfer der kirchlichen und staatlichen Reaktion, 1819 entließ man ihn fristlos und erteilte ihm Lehrverbot, 1820 bis 1825 machte ihm die Kirche einen Prozess. Er lebte fortan zurückgezogen in Südböhmen und Prag und verfasste seine beiden Hauptwerke „Wissenschaftslehre“ (1837) und „Paradoxien der Unendlichkeit“ (1851). Er starb in Prag.
Weiterführende Literatur:
Hans Altenhuber/Aladar Pfniß, Bildung. Freiheit. Fortschritt. Gedanken österreichischer Volksbildner, Wien 1965, 210 S.
Eduard Winter (Hrsg.), Bolzano-Brevier. Sozialethische Betrachtungen aus dem Vormärz, Wien: Verlag Josef Friedrich 1947, 212 S.