Karl Bühler
1879-1963
Karl Bühler wurde im badischen Meckesheim geboren, studierte Medizin und Psychologie in Freiburg und Straßburg und habilitierte sich 1907 in Würzburg.
Seine Habilitationsschrift „Tatsachen und Probleme zu einer Psychologie der Denkvorgänge“ gilt als eine der Grundlagen der „Würzburger Schule“ der Psychologie, die mit einem ganzheitlichen Ansatz die Prozesse des menschlichen Denkens, Urteilens und Wollens erforschte.
1916 heiratete er die Husserl-Schülerin Charlotte Malachowski. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem Bühler als Militärpsychologe teilnahm, bekam er einen Lehrstuhl in Dresden und wurde 1922 an die Universität Wien berufen. Dort begründete er das Psychologische Institut der Stadt Wien, das er gemeinsam mit seiner Frau Charlotte Bühler, die vor allem auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychologie Bedeutung erlangte, zu einer wichtigen Begegnungsstätte der internationalen Forschung und zum Mittelpunkt des „Wiener Psychologischen Forschungskreises“ machte. Auch zur
Volkshochschule Volksheim Ottakring bestanden Verbindungen: Bühler war Vorstands- und Ausschussmitglied, Vortragender und ermöglichte als Institutsvorstand zahlreiche Führungen im neugegründeten Psychologischen Institut der Universität Wien, die unter anderen Paul Lazarsfeld, Else Frenkel oder Lotte Danzinger durchführten.
Der Denk- und Sprachpsychologe und Sprachtheoretiker Karl Bühler stand auch an der Peripherie des Wiener Kreises. Nach seiner Verhaftung und Zwangspensionierung 1938 gelang es ihm mit seiner Frau in die USA zu emigrieren, wo er zuletzt Professor der Psychiatrie an der University of Southern California war. Er starb in Los Angeles.
Weiterführende Literatur:
Gerhard Benetka, Volksbildung und „Akademische Psychologie“ oder: Wie ein relativ unbedeutendes Fach „populär“ zu werden versuchte. In: Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung, 4. Jg., 1993, H. 3-4, S. 14-19.
Gerhard Benetka, Psychologie in Wien. Sozial- und Theoriegeschichte des Wiener Psychologischen Instituts 1922-1938, Wien: WUV-Universitätsverlag 1995, 357 S.