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Who is Who?

Josef Luitpold Stern
1886-1966

Josef Luitpold Stern, der sich als Arbeiterdichter später Josef Luitpold nannte, entstammte einer jüdischen, sozialdemokratisch gesinnten Handwerkerfamilie und wurde in Wien geboren. Der Sohn eines Drechslers und Verwalters der Arbeiter-Zeitung engagierte er sich schon früh im Verband jugendlicher Arbeiter"und im Sozialwissenschaftlichen Bildungsverein. Von Emil Reich eingeladen, hielt er 1905 als Student seinen ersten Vortrag über den zum Tode verurteilten Arbeiterdichter Maxim Gorkij in der Volkshochschule Volksheim Ottakring.

Stern verließ nach dem Studium der Rechtswissenschaften und ersten journalistischen Erfahrungen Wien und wurde 1909 in Dresden Mitarbeiter in der Redaktion der von Ferdinand Avenarius geleiteten Zeitschrift „Kunstwart“. Robert Danneberg holte ihn 1911 als Leiter der Wiener Arbeiter-Bildungszentrale zurück. Stern absolvierte eine Bibliothekarsschulung und war nun in der Volkshochschule Volksheim Ottakring nicht nur Vortragender, sondern auch Bibliothekar, Vorstandsmitglied, Schriftführer und zeitweilig Sekretär. Er engagierte sich in der seit 1906 bestehenden Volksbühnen-Bewegung und war herausgebender Redakteur der Zeitschrift „Strom“. Nach dem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg reaktivierte er die Arbeiter-Bildungszentrale, den Unterrichtsausschuss der Sozialdemokratischen Partei und die Arbeiterbüchereien und war Redakteur der Zeitschrift „Bildungsarbeit“. 1926 übernahm er das Rektorat der von Partei und Gewerkschaft ins Leben gerufenen Arbeiterhochschule.

1934 emigrierte Stern nach Brünn, 1938 nach Frankreich, wo er mehrfach interniert war. Schließlich gelang ihm 1940 die Flucht nach Amerika, wo er als Fürsorger in den Slums von Philadelphia tätig wurde. Erst 1948 ermöglichte man ihm die Rückkehr nach Österreich. Neben seiner Tätigkeit im Bildungsreferat des Österreichischen Gewerkschaftsbundes widmete er sich seinem dichterischen Schaffen.

Josef Luitpold Stern war in mehrfachem Sinn ein Grenzgänger: zwischen Arbeiterbildung und Volksbildung, zwischen Funktionärstätigkeit, publizistischer Agitation und als Literat des Austromarxismus, zwischen Theorie und praktischer Vermittlung. Er starb in Wien.

Weiterführende Literatur:

Hugo Pepper, Josef Luitpold Stern – ein österreichischer Arbeiterdichter und Volksbildner in der Emigration. In: Volker Otto/Erhard Schlutz (Hrsg.), Erwachsenenbildung und Emigration. Biographien und Wirkungen von Emigrantinnen und Emigranten. Dokumentation der 19. Konferenz des Arbeitskreises Historische Quellen der Erwachsenenbildung Deutschland-Österreich-Schweiz. Naumburg/Saale 20.-23. Oktober 1999, hrsg. v. Deutschen Volkshochschulverband, Bonn 1999, S. 104-110.

Alfred Pfoser, „Der Dichter als Weggefährte”. Biographische Notizen zu Josef Luitpold Stern (1886-1966). In: Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung, 5. Jg., 1994, H. 3-4, S. 42-45.
Auswahlbibliographie Links
Stern, Luitpold © Österreichisches Volkshochschularchiv