Olga Steindler
1879-1933
Die erste Physikabsolventin der Universität Wien wurde als Tochter eines Advokaten in Wien geboren. Die Familie stammte aus dem Sudetenland. Olga Steindler besuchte das Mädchengymnasium des Vereins für erweiterte Frauenbildung und absolvierte 1899 die Externistenmatura in Prag. Zurück in Wien, wo inzwischen auch Frauen zum Universitätsstudium zugelassen waren, studierte Olga Steindler Physik und Mathematik, unter anderem bei
Ludwig Boltzmann. Nach der Promotion lehrte sie an der Fortbildungsanstalt für Frauen, dem
Athenäum und veröffentlichte 1906 eine Arbeit über die „Farbempfindlichkeit des normalen und des farbenblinden Auges“.
Als Physikerin war sie zu dieser Zeit auch in der Volksbildung tätig. Zwischen 1904 und 1907 leitete sie zahlreiche Kurse in der
Volkshochschule Volksheim Ottakring sowie im
Wiener Volksbildungsverein, 1907/08 war sie auch Vorstandsmitglied des Physikalischen Kabinetts des Volksbildungsvereins.
Zunächst unterrichtete Olga Steindler an einem Mädchengymnasium, 1907 gründete sie ein öffentliches Mädchen-Realgymnasium im zweiten Wiener Gemeindebezirk sowie die Wiener Handelsakademie für Mädchen in der Schönborngasse. 1908 heiratete Olga Steindler ihren ehemaligen Studienkollegen, den Physiker Felix Ehrenhaft, mit dem sie zwei Kinder hatte.
Als Direktorin der Handelsakademie war sie eine der ersten weiblichen Schuldirektorinnen, die in den Staatsdienst übernommen wurden. Für ihre Verdienste auf dem Gebiet des Schulwesens und der Mädchenbildung wurde ihr als eine von ganz wenigen Frauen der Titel Regierungsrat und 1931 der Titel Hofrat verliehen. Ein Krebsleiden führte zu ihrem frühen Tod.