Richard Wettstein
1863-1931
Richard Wettstein wurde in Wien geboren und studierte an der Universität Wien zunächst Medizin und Philosophie, wandte sich aber schon bald den Naturwissenschaften zu. Nach der Promotion in Philosophie schloss er eine Habilitation im Fach Botanik an und wurde 1886 Privatdozent für systematische Botanik an der Universität Wien und zwei Jahre später Adjunkt im Botanischen Garten. 1892 wurde er als ordentlicher Professor nach Prag berufen, 1899 kehrte er als Professor auf den Lehrstuhl für systematische Botanik zurück nach Wien. Dort gestaltete er den Botanischen Garten neu und schuf ein neues Institutsgebäude.
Im Bereich der Volksbildung war Wettstein in vielfältiger Weise aktiv. Dem
Wiener Volksbildungsverein trat er 1891 als aktives Mitglied bei und vermittelte dem Verein dann auch mit Eugen Oberhummer einen neuen Obmann. Wettstein, der selbst als Dozent im
Wiener Volksbildungsverein wirkte, gehörte zudem 1901 zu den Unterzeichnern des
„Aufrufs zur Gründung eines Volksheims“, er war Obmann des Ausschusses für
volkstümliche Universitätsvorträge der Universität Wien und zudem Teilnehmer am „2. Deutsch-österreichischen Volkshochschultag“ in Berlin (1906).
Anlässlich der Hauseröffnung der Volkshochschule Volksheim Ottakring 1905, bei der unter anderem der Präsident der Akademie der Wissenschaften,
Eduard Suess, der Rektor der Universität für Bodenkultur, Vertreter der Rektoren der Universität und der Technischen Hochschule sowie zahlreiche Abgeordnete und Vertreter öffentlicher Körperschaften teilnahmen, wies Wettstein als Stellvertreter des Rektors der Universität auf die engen Verbindungen zwischen der Universität respektive deren reformorientierten Vertretern und den Volkshochschulen hin, indem er festellte, dass „zwischen dem Volksheim und der Universität eine Art Personalunion“ bestehe. Wie
Ludo Moritz Hartmann oder
Friedrich Jodl war auch Wettstein ein prononcierter Verfechter einer säkularen Universität und engagierte sich 1911 insbesondere im Zusammenhang der Neuregelung der Kollegiengeldfrage (Prüfungstaxen für Privatdozenten) an der Universität Wien.
Wettstein, der 1919 zum Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften gewählt wurde, unternahm in den zwanziger Jahren mehrere Forschungsreisen, unter anderem nach Südbrasilien, und besuchte auf den von ihm organisierten „Wiener Universitätsreisen“ verschiedene botanisch interessante Mittelmeerländer. 1929/30 begab er sich mit seinem Sohn Friedrich Wettstein ein letztes Mal auf eine Forschungreise nach Süd- und Ostafrika. Wettstein starb in Trins in Tirol.
Weiterführende Literatur:
Christa Riedl-Dorn, Richard Wettstein Ritter von Westersheim In: Lexikon der bedeutenden Naturwissenschaftler. Bd. III, Heidelberg-München: Spektrum, Akademie Verlag 2004, XIII, 613 S.
Erwin Janchen, Richard Wettstein. Sein Leben und Wirken, Wien: Springer Verlag 1933, 195 S.