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Arbeiterbildung in der Ersten Republik

In der Ersten Republik setzte bei den sozialistischen Bildungsbestrebungen ein Höhenflug in qualitativer und quantitativer Hinsicht ein. Bildungsfreundliche Rahmenbedingungen stellten ab 1918 die Einführung des 8-Stunden-Tages, des Mindesturlaubs und die Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Frauen und Jugendliche auf 44 Stunden dar.

Sozialdemokratische Arbeiter-Partei und ihre Bildungsarbeit

Ab 1918/19 versuchten sich die sozialistischen Bildungsorganisationen mit einem Alternativangebot von den Bildungsbestrebungen der bürgerlichen Volksbildungsinstitutionen zu distanzieren. Ihr Ziel war, die Heranbildung des „neuen Menschen“ mit dem Fokus auf Solidarität, Bewusstheit und Aktivität, der am Aufbau des Sozialismus mitwirken sollte. Die Bildungsausschüsse der Sektionen, die ihnen übergeordneten Unterrichtsausschüsse der Bezirke und die Bildungszentrale der Partei unterzogen sich dieser Aufgabe.

Die in Ansätzen bereits vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte Arbeiterkulturbewegung wurde vor allem in Wien weiter ausgestaltet und ausgebaut. Eine wichtige Rolle spielte hierbei die von David Josef Bach geleitete Sozialdemokratische Kunststelle. In Bezug auf die Allgemeinbildung wurde das enge Einvernehmen der Arbeiterbewegung mit den Volkshochschulen, hier vor allem dem Wiener Volksbildungsverein und dem Volksheim Ottakring, weiter gepflegt.

Mit dem Aufstieg der Sozialdemokratie in der Ersten Republik und dem damit einhergehenden wachsenden Bedarf an politischen FunktionsträgerInnen in allen Bereichen der Politik, begann sich die politische Bildung von einer Massenbildung zu einer Funktionärsbildung zu entwickeln. Hierbei stand die Schulung der Funktionäre für arbeitsrechtliche Verhandlungen mit den „Interessensvertretern der Unternehmen“ im Mittelpunkt. Diese Aufgabe erfüllten Arbeiterschulen, Gewerkschaftsschulen, Parteischulen und die Arbeiterhochschule.

Ende der Bildungsbestrebungen

1934 erfolgte die blutige Niederschlagung der Arbeiterbewegung. Das Vermögen der sozialdemokratischen Institutionen wurde liquidiert und von den austrofaschistischen Organisationen und der Kirche in Besitz genommen.

Arbeiterbüchereien_Wienkarte Plakat der Wiener Arbeiterbüchereien © Wienbibliothek
Arbeiterbücherei Ottakring Arbeiterbücherei in Ottakring © aus: Zeitschrift „Der Kuckuck“