Who is Who?
Theodor Kramer
1897-1958
Der Dichter sozialkritischer Lyrik wurde als Sohn eines jüdischen Gemeindearztes in Niederhollabrunn geboren und übersiedelte mit seinen Eltern nach Wien, wo er am Vorabend des Ersten Weltkrieges maturierte. Als Soldat an der Front wurde er schwer verwundet und trug eine lebenslängliche Behinderung davon. Nach einer kurzen Studienzeit der Philosophie, Geschichte und Germanistik arbeitete er als Buchhändler und Verlagsvertreter. Jährlich unternahm er ausgedehnte Wanderungen durch Niederösterreich und das Burgenland und schrieb Gedichte, erste Veröffentlichungen erfolgten erst ab 1927. 1931 erkrankte er schwer und wurde arbeitslos. Mit seinen Lyrikbänden („Gaunerzinken“, 1928, „Wir lagen im Morast in Wolhynien“, 1931, „Mit der Zieharmonika“, 1936) wurde er einer der bedeutendsten österreichischen Dichter der Zwischenkriegszeit.
In zahlreichen „Lesungen aus eigenen Werken“ in der Volkshochschule Volksheim Ottakring, im Wiener Volksbildungsverein und in der Wiener Urania stellte Theodor Kramer sein Werk einem breiten Wiener Publikum vor. 1932 begründete er die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller mit.
Erst nach langem Zögern entschloss er sich 1939 zur Emigration nach England, wo er lange Zeit ohne Einkünfte leben mußte. 1947 fand er eine Stelle als Bibliothekar am County Technical College in Guildford. Erst 1957 kehrte Kramer nach Wien zurück, wo er ein Jahr später starb.
Weiterführende Literatur:
Horst Jarka, Theodor Kramer: Avantgardist der Ökolyrik. Diagnosen, Ahnungen, Widersprüche. In: Wendelin Schmidt-Dengler (Hrsg.), VerLockerungen. Österreichische Avantgarde im 20. Jahrhundert. Studien (= Ergebnisse eines Symposions, Stanford, Mai 1991), Wien 1994, S. 51-74.Sylvia M. Patsch, Artfremd und undeutsch. Jüdische Dichtung in österreichischen Lesebüchern. In: Das jüdische Echo. Zeitschrift für Kultur und Politik, hrsg. v. Vereinigung Jüdischer Hochschüler Österreichs und Jüdischer Akademiker Österreichs, 40. Jg., 1991, S. 215-220.
Sigurd Paul Scheichl, Theodor Kramer in Zeitschriften der Ständestaatsära. Zugleich eine Miszelle zur Roth-Rezeption. In: Rudolf Altmüller/Helmut Konrad/Anton Pelinka/et al. (Hrsg.), Festschrift. Melanges. Felix Kreissler, Wien-München-Zürich: Europaverlag 1985, S. 159-167.
