Die Ikone Beethoven - Rezeption eines Genies |
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23. Radiopreis, 2020 Sparte Kultur |
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Sendeleiste: | Radiokolleg | |
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Sender: | ORF/Ö1 | |
Personen: | Andreas Maurer MA | |
Ausstrahlungsdatum: | 23.03.2020 | |
Sendedauer: | 13 Minuten | |
Inhalt: | Bereits zu Lebzeiten trugen die neuen Allgemeinen Musikzeitungen zur medialen Inszenierung Ludwig van Beethovens bei, machten ihn zum Genie, Revolutionär und Zauberer in Personalunion. Schnell schien das vorherrschende Vokabular auf diesen Prototypen des romantischen Künstlers nicht mehr anwendbar, die Musikkritik musste sich einer neuen Sprache bedienen: E.T.A. Hoffmann hörte in der 5. Sinfonie etwa jene "unendliche Sehnsucht, die das Wesen der Romantik sei", für Friedrich Nietzsche war die Neunte ein "Evangelium der Weltenharmonie". Neben Testament und Totenmaske trugen auch musikfremde Medien wie Literatur und bildende Kunst zur Ikonenbildung bei. Denn: wurde Beethoven anfangs noch als fühlender Mensch beschrieben, erhob man ihn gegen Ende des Jahrhunderts zum unantastbaren Gott, wie etwa mit der übermenschlichen Beethovenstatue Max Klingers (Wiener Secession 1902). Die Folge: eine Nationalisierung des Komponisten. Man errichtete ihm zu Ehren Denkmäler und feierte Volksfeste. Kanonisiert und monumentalisiert wurde der Musiktitan im Dritten Reich als Speerspitze in den Kampf um die "wahre Musik" ins Feld geführt und ungleich häufiger gespielt als andere deutsche Komponisten - vielleicht bis heute. Kann man Ludwig van Beethoven also überhaupt noch objektiv betrachten? Siegt nicht Deutung über Dokument? Fehlt der kritische Abstand für ein zeitgemäßes Beethoven-Bild? Das Bild eines Künstlers unterliegt oft sehr stark der medialen Wahrnehmung bzw. Überlieferung. Welche Medien haben als Übermittler des Künstlerbildes fungiert? Wie sieht die mediale Inszenierung aus? Wie verändert sich die Wahrnehmung eines Komponisten wie Beethoven im Lauf der Zeit? Fragen, die in der Kunstszene heute enorme Bedeutung haben, aber auch in der Tradierung und Wahrnehmung von historischen Künstlerbiografien wie der von Ludwig van Beethoven, eine große Rolle spielen. Eine Beschäftigung mit der Medienrezeption und der monumentalen Erinnerungskultur die Ludwig van Beethoven bis heute zum weltübergreifenden Mythos machen. |
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