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TV Award

Datenbank zum Fernsehpreis der Erwachsenenbildung. Suchen Sie nach nominierten und ausgezeichneten Sendungen, nach Personen und Preisreden.

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Der Fernsehpreis der Erwachsenenbildung wird von den zehn Verbänden der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) gestiftet. Verliehen wird der Preis in drei Sparten:
Dokumentation, Fernsehfilm/Serien, Sendeformate/Sendereihen.

Das für die Organisation zuständige Sekretariat liegt in den Händen des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen (Dr. Gerhard Bisovsky, Christine Rafetseder).

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Nominierte Sendungen

Hitlers Jünger und Gottes Hirten
51. TV award, 2018
Awards in category Dokumentation
Type of show: Kreuz und Quer
Station : ORF
Persons: Dr. Eva Maria Kaiser
Date of transmission: 10.04.2018
Duration of broadcast: 52 Minutes
Content: Die Fernsehdokumentation "Hitlers Jünger und Gottes Hirten" war einer der zentralen Beiträge der ORF-Fernsehabteilung Religion im Rahmen des Gedenkjahres 1938/2018. Während sich die meisten Beiträge zum Gedenkjahr in Print, Radio und Fernsehen ausschließlich auf die Zeit der NS-Diktatur beschränkten, greift diese Produktion thematisch weit darüber hinaus. Sie befasst sich mit einem in der zeitgeschichtlichen Berichterstattung bisher kaum behandelten Thema: die Rolle der katholischen Kirche bei der Entnazifizierung in Österreich. Sie geht der Frage nach, warum die katholischen Bischöfe so vehement gegen die Entnazifizierungsmaßnahmen das Wort ergriffen, warum sie sich zu persönlichen Fürsprechern der ehemaligen Nazis machten und in der Folge die NS-Opfer - auch aus den eigenen Reihen - aus dem Blick verloren. Die Dokumentation zeichnet die Biographie von vier repräsentativen Protagonisten von der Zeit vor Kriegsausbruch bis in die 1950er Jahre nach und beleuchtet so die unterschiedlichen Facetten des Themas. Es handelt sich um einen NS-Kriegsverbrecher, einen NS-affinen Ordensmann, einen Pfarrer, der das KZ relativ unbeschadet überstand sowie einen ehemaligen KZ-Priester, der nach dem Krieg an der mangelnden Unterstützung seitens der Kirche zerbrach. Die Dokumentation beschränkt sich nicht auf lokale Ereignisse, sondern schafft ein gesamtösterreichisches Panoptikum. Gedreht wurde in Wien, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Kärnten und Slowenien. Ereignisse, die durch historisches Bildmaterial nicht abgedeckt waren, konnten durch ein dezent gestaltetes Reenactment mit Komparsen an sonst schwer zugänglichen Orten wie der Justizanstalt Stein oder den Privaträumlichkeiten der Erzabtei St. Peter in Salzburg lebendig gemacht werden. Zur Veranschaulichung von Originaldokumenten, die erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden, konnten die Burgschauspieler Peter Matic und Martin Schwab gewonnen werden. Die Gestalterin legt in ihrer Dokumentation Augenmerk darauf, Pauschalurteile zu vermeiden und die Motive der Bischöfe, die für die heutige Zeit befremdlich erschienen, zu ergründen. Neben HistorikerInnen konnte als Interviewpartner auch der zeitgeschichtlich versierte Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer gewonnen werden, der kritische Worte zum Vorgehen seiner damaligen Amtsbrüder findet.

Zugrunde liegt der Fernsehdokumentation die zeitgeschichtliche Dissertation der Gestalterin, die unter demselben Titel auch als Buch erschienen ist und zweifach ausgezeichnet wurde (Erzbischof Rohracher-Preis 2016, Dr. Franz J. Vogel Preis 2018). Damit ergibt sich der idealtypische Fall, dass wissenschaftliche Arbeit, die sonst auf ein akademisches Publikum beschränkt bleibt, über eine Fernsehproduktion eine vielfache Zahl an interessierten ZuseherInnen erreicht.