Wolfgang Speiser
1909-1994
Der Sohn des sozialdemokratischen Stadtrates und Vizebürgermeisters, Paul Speiser, wurde in Wien geboren und promovierte 1932 nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften. Bis 1938 war er als Rechtsanwaltsanwärter tätig, unmittelbar nach dem Anschluss floh er gemeinsam mit seiner ersten Frau nach Paris, von wo aus er anschließend nach Australien emigrierte. In der überaus schwierigen Zeit des Exils verdingte sich Speiser zunächst in mehreren Brotberufen und bemühte sich ab 1940 innerhalb einer Arbeiterbildungsorganisation in Melbourne auch in der australischen Erwachsenenbildung tätig zu werden. Nach Wien zurückgekehrt, wurde er 1947 Direktor der
Wiener Urania und Zentralsekretär der Wiener Volkshochschulen (bis 1974). Als 1950 der
Verband Österreichischer Volkshochschulen gegründet wurde, wurde Speiser dessen Generalsekretär. 1964 wurde er zum Vizepräsident des Europäischen Büros für Erwachsenenbildung ernannt. 1967 war er einer der Mitbegründer des
„Fernsehpreises der Österreichischen Volksbildung“ und zog im gleichen Jahr als Vertreter der Erwachsenenbildung in den Aufsichtsrat des ORF ein (bis 1972).
Wolfgang Speiser war entscheidend an der organisatorischen und intellektuellen Neubegründung des Volksbildungswesens in der Zweiten Republik beteiligt. Er trug auch zum Ausbau eines Bildungsprogrammes des Fernsehens und zur Entstehung des ersten Gesetzes zur Förderung der Erwachsenenbildung (1973) bei.
Für sein Wirken wurde Wolfgang Speiser mehrfach ausgezeichnet, so u.a. mit dem Preis der Stadt Wien für Volksbildung (1969), dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Wien (1975) oder der Ehrenmedaille in Gold (1989)
Weiterführende Literatur:
Christian H. Stifter: Die Kultur- und Bildungsarbeit der Gegenwart aber formt den Menschen der Zukunft. Zu Leben und Werk von Wolfgang Speiser (1909–1994). In: Hessische Blätter für Volksbildung, 56. Jg., 2006, Heft 1, S. 43–50.
Christian Stifter, Kurzcharakteristik der Quellenlage zu Leben und Werk von Wolfgang Speiser. In: Volker Otto/Erhard Schlutz (Hrsg.), Erwachsenenbildung und Emigration. Biographien und Wirkungen von Emigrantinnen und Emigranten. Dokumentation der 19. Konferenz des Arbeitskreises Historische Quellen der Erwachsenenbildung Deutschland – Österreich – Schweiz. Naumburg/Saale 20.–23. Oktober 1999. Hrsg. v. Deutscher Volkshochschul-Verband, Bonn 1999, S. 117–132.
Ursula Knittler-Lux (Hrsg.), Brücken in die Zukunft. Erinnerungen und Anmerkungen von Zeitgenossen zum Lebenswerk von Wolfgang Speiser (Schriftenreihe des Verbandes Wiener Volksbildung, Bd. 13), Wien 1989.