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Who is Who?

Viktor Matejka
1901-1993

Viktor Matejka wurde im niederösterreichischen Korneuburg geboren und stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Er studierte Geschichte an der Universität Wien bei Ludo Moritz Hartmann und arbeitete nach seiner Promotion 1925 zunächst als Journalist.

Angeregt unter anderem von seinem Lehrer Hartmann hielt Matejka bereits ab 1926 zahlreiche Vorträge an Wiener Volkshochschulen. Mit seinem Ansatz einer geopolitischen, offenen Diskussion wirtschaftspolitischer Fragestellungen kann er als Pionier der Politischen Bildung in der Volkshochschularbeit angesehen werden.

Nach den Säuberungsmaßnahmen der Regierungsdiktatur unter Dollfuß 1934 wurde Matejka zum geschäftsführenden, stellvertretenden Obmann der Volkshochschule Volksheim Ottakring gewählt. Daneben war Matejka ab 1934 zudem hauptberuflich als Bildungsreferent der Wiener Arbeiterkammer tätig, die damals in die gleichgeschaltete Einheitsgewerkschaft eingegliedert war. In beiden Funktionen bemühte er sich als führender Funktionär um eine Aufrechterhaltung möglichst offener Bildungsarbeit im Rahmen der bestehenden Verhältnisse sowie um die Wiedereinstellung aus politischen Gründen entlassener Personen.

Wie aus Berichten der Vaterländischen Front zu entnehmen ist, stand die Volkshochschule Volksheim Ottakring im Ruf, eine „staatsfeindliche Richtung“ zu vertreten.
Als verantwortlichem Leiter wurde Matejka dabei der Vorwurf gemacht, „sozialistische Propaganda in der Volkshochschule“ zuzulassen. Nach mehreren Eklats wurde er 1936 schließlich vom autoritären Wiener Bürgermeister Richard Schmitz als Volkshochschulleiter abgesetzt.

Als Vielleser und beständig um politische Information bemühter Citoyen setzte sich Matejka früh mit Adolf Hitlers „Mein Kampf“ auseinander und engagierte sich für die Überwindung der zerstörerischen politischen Polarisierungen in Österreich. Matejka war bekannt mit Ernst Karl Winter und mit dem Kreis um Franz Kobler, in dem sich demokratische und pazifistische Intellektuelle wie Oskar Kokoschka, Stefan Pollatschek, Rudolf Rapaport, Georg Merkel versammelten. In den 1930er Jahren gab er gemeinsam mit Nikolaus Hovorka die Zeitschrift „Berichte zur Kultur- und Zeitgeschichte“ heraus.

1938 wurde der erklärte Gegner des Nationalsozialismus mit dem ersten Transport nach Dachau deportiert und blieb bis 1944 inhaftiert.

Nach dem Krieg wurde Matejka als Vertreter der KPÖ Stadtrat für Kultur und Volksbildung. Er förderte zahlreiche namhafte zeitgenössische Künstler und setzte sich als einer der wenigen Politiker für deren Rückkehr aus dem Exil ein (zum Beispiel Oskar Kokoschka). 1949 schied Matejka nach Stimmenverlusten der KPÖ aus der Wiener Landesregierung aus und wurde Mitherausgeber der KP-Zeitschrift „Tagebuch“. 1966 verließ er die KPÖ und war fortan als freier Schriftsteller und Förderer junger Künstler tätig. Matejka, der zeitlebens eine legendäre Figur im politischen und kulturellen Leben Wiens war, veröffentlichte im hohen Alter seine unkonventionell gestalteten Lebenserinnerungen: Widerstand ist alles (1983), Anregung ist alles. Das Buch Nr. 2 (1991) und: Das Buch Nr. 3 (1993). Er starb in Wien.
Auswahlbibliographie Links
Matejka, Viktor © Österreichisches Volkshochschularchiv Viktor Matejka Abeiterlesung Viktor Matejka bei einer literarischen Lesung im Arbeiterstrandbad © Österreichisches Volkshochschularchiv