Autor/in: | Verband Österreichischer Volkshochschulen (Hrsg.) |
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Titel: | Auftrag, Wesen und Stellung der Volkshochschule in Österreich (Neufassung 1979) |
Jahr: | 1979 |
[S. 1 ] 1961 erschien, ausgearbeitet von Mitgliedern des Pädagogischen Ausschusses des Verbandes österreichischer Volkshochschulen, die Grundsatzerklärung des Verbandes österreichischer Volkshochschulen. Bereits 1966 ergab sich die Notwendigkeit, die Grundsatzerklärung zu überarbeiten und in einigen Punkten zu erweitern. Inzwischen ist wieder eine Reihe von Jahren vergangen, die auf dem Gebiete der Erwachsenenbildung nicht unwesentliche Neuerungen und Änderungen mit sich gebracht hat: die UNESCO-Konferenz von Tokio 1973, das Gesetz zur Förderung der Erwachsenenbildung und des Volksbüchereiwesens im März 1973, die Gründung der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs und andere mehr.
Dies machte eine nochmalige Überarbeitung der Grundsatzerklärung erforderlich. Nachdem im Jahre 1974 die im Vorstand des Verbandes österreichischer Volkshochschulen vertretenen Landesverbände aufgefordert worden waren, Änderungen und Ergänzungsvorschläge einzubringen, befaßte sich der Pädagogische Ausschuß in eingehenden Diskussionen mit der Grundsatzerklärung und erarbeitete in einer Reihe von Sitzungen die nunmehr vorliegende Fassung 1979.
An der Ausarbeitung waren unter dem Vorsitz des Pädagogischen Referenten des Verbandes österreichischer Volkshochschulen Aladar Pfniß folgende Personen beteiligt: Karl Arnold, Walter Göhring, Günther Kalliauer, Ursula Knittler-Lux, Alfons Kozeluh, Otto Larcher, Manfred Loibner, Wilhelm E. Mallmann, Gerhart Soos, Peter Spannring und Viktor Wallner.
Grundgedanken und Gliederung wurden im wesentlichen beibehalten, im allgemeinen jedoch gestrafft und um einige wesentliche Punkte erweitert.
[S. 2 ] DER AUFTRAG
In unserer pluralistischen Gesellschaft beeinflussen die immer noch fortschreitende Arbeitsteilung in Wissenschaft und Technik, die zunehmende Einwirkung der Verwaltung und das Anwachsen der Information durch ständig beschleunigte Abläufe aller Entwicklungen in immer größerem Ausmaß den Standort des einzelnen und den sozialer Gruppierungen.
Diese Tatsache fordert vom einzelnen, soll er nicht kaum durchschaubarem Geschehen ausgesetzt sein, die Fähigkeit, seine Stellung innerhalb der Gesellschaft im Wandel der Ereignisse auf Grund von Einsichten stets neu überprüfen und daraus Verhaltensweisen zu deren Gestaltung ableiten zu können.
Die Realisierung dieser Forderung ist nur Menschen möglich, die über eine ausgeprägte Persönlichkeit verfügen. Dem einzelnen zu helfen, seine Persönlichkeit voll zu entfalten, ist der Auftrag der Volkshochschule. Er ist in offener Partnerschaft und in unverletzbarem Respekt vor der Person und dem freien Willen des sich bildenden Menschen zu erfüllen.
WESEN DER VOLKSHOCHSCHULE
Offenheit
Die Volkshochschule ist weltanschaulich nicht gebunden, überparteilich und nicht auf Gewinn gerichtet. Sie läßt die verschiedenen Ideen und Weltanschauungen zu Wort kommen, soweit diese mit demokratisch-humaner Gesinnung im Einklang stehen.
Die Volkshochschule trägt auf diese Weise dazu bei, die Ursachen weltanschaulicher, politischer und sozialer Spannungen zu erkennen und leistet als Stätte der Begegnung auch einen wesentlichen Beitrag zur politischen Bildung.
[S. 3 ] Vielfalt
Die Volkshochschule vereinigt in ihrem Rahmen alle Möglichkeiten der Erwachsenenbildung und ist somit deren umfassendste Einrichtung.
Die Vielfalt der gebotenen Inhalte ergibt sich aus der Tatsache, daß die Volkshochschule allen Menschen offensteht und bemüht ist, deren Bildungswillen zu wecken und deren Bildungsbedürfnisse zu befriedigen.
Die verschiedensten Formen der Bildungsarbeit – vom Vortrag über den Lernkurs, das Seminar, die Arbeitsgemeinschaft, Veranstaltungen im Medienverbund, bis zum Selbstlernzentrum, vom Filmabend bis zur unmittelbaren Anschauung bei einer Führung – ergänzen einander und stehen ebenso wie die ihnen gemäßen Methoden in einem sinnvollen Zusammenhang.
Die Volkshochschule weist verschiedene Formen der Organisation – von der freien Vereinigung bis zur Dienststelle einer Körperschaft – auf, wahrt aber die innere Einheit ihrer Zielsetzungen und Arbeitsweisen.
Die Verschiedenheit der Menschen, die Verschiedenartigkeit ihrer Probleme und die unterschiedlichen lokalen Bedingungen haben zur Folge, daß keine Volkshochschule der anderen gleicht. Gerade diese Vielfalt entspricht der inneren Gesetzmäßigkeit der Volkshochschule und ist eines ihrer wesentlichen Merkmale.
Freiwilligkeit
Die Volkshochschule bekennt sich zum Prinzip der Freiwilligkeit; das heißt, den Teilnehmern steht es frei, Bildungsveranstaltungen auszuwählen und neue vorzuschlagen. Wünsche, Bedürfnisse, Interessen und Zielsetzungen der Menschen bieten den wichtigsten Ansatz für die Bildungsarbeit der Volkshochschule. Durch Bildungsinformation und Bildungsberatung werden sie ermutigt, ihre Interessen systematisch auszuweiten und ihre Bildung zu vervollkommnen.
[S. 4 ] Freiheit
Freiheit und Unabhängigkeit der Volkshochschule innerhalb des Bildungssystems der Republik Österreich sind die Voraussetzungen für die Verwirklichung der Grundsätze der Offenheit, Vielfalt und Freiwilligkeit.
Volkshochschulleiter und Pädagogische Leiter haben Freiheit bei der Gestaltung des Programms und bei der Wahl der Lehrer. Im Rahmen der Grundsätze der Volkshochschule ist der einzelne Erwachsenenbildner frei in der Wahl der Lehrinhalte und Lehrmethoden.
Die Volkshochschule verlangt von ihren Kursleitern und Vortragenden, daß sie ihr eigenes Weltbild nicht als das allein gültige hinstellen, sondern auch auf andere Auffassungen hinweisen und diesen gegenüber Toleranz üben.
Lebensnähe und Gegenwartsbezug
Wissen und Können sollen den Menschen befähigen, sich in der Welt zu orientieren und sein Leben wesentlich und zeitgemäß zu gestalten. Das Bildungsangebot der Volkshochschule orientiert sich in erster Linie an diesen Erfordernissen. Die Ergebnisse der Wissenschaft werden dementsprechend ausgewählt, verarbeitet und dargestellt.
Die Fragen der erwachsenen Teilnehmer sind unmittelbar, sie verlangen Antworten, die ebenso unmittelbar in deren Lebensgestaltung verwirklicht werden können. Die Volkshochschule geht daher auf die Anliegen aller Altersstufen ein. Sie bietet in ihrem Bildungsangebot immer genügend Raum für aktuelle Fragen, die sie durch Erarbeitung allgemeiner und zeitloser Einsichten vertieft; sie behandelt aber auch allgemeine und scheinbar fernliegende Probleme und zeigt deren oft überraschenden Gegenwartsbezug auf.
[S. 5 ] Örtliche Gebundenheit
Die Bildungsarbeit der Volkshochschule setzt eine Mindestzahl von Veranstaltungen und Teilnehmern voraus. Erst dadurch ermöglicht sie eine Auswahl und trägt zugleich den verschiedenen Interessen der Menschen Rechnung. Die Volkshochschule ist somit an eine gewisse Zahl bildungswilliger Menschen innerhalb eines durch den Verkehr erschlossenen Einzugsbereiches gebunden.
Ein zentral erstelltes, überregionales Bildungsprogramm widerspricht dem Grundsatz der örtlichen Gebundenheit. Zentral geplante oder im Zusammenwirken mehrerer Erwachsenenbildungs-Organisationen gestaltete Bildungsveranstaltungen, wie etwa Lernen im Medienverbund, sind in der Sozialphase den örtlichen Gegebenheiten weitgehend anzupassen.
Planmäßigkeit
Die Volkshochschule bemüht sich ständig um die Klärung ihrer Aufgaben und Zielsetzungen. Die dazu notwendige Planung führt zu einer sinnvollen und den Gegebenheiten angepaßten Aufschließung des gesamten Bildungsgutes und zu ständig verbesserten Methoden. Die voll ausgebaute Volkshochschule strebt ein geschlossenes System übergreifender Fächer an. Voraussetzung ihrer Bildungsarbeit ist die Kontinuität in zeitlicher und stofflicher Hinsicht.
Ausweitung und Vertiefung
Planmäßigkeit und Kontinuität der Arbeit der Volkshochschule ermöglichen es, über den unmittelbaren Ansatzpunkt hinauszugelangen. Aufbauend auf den Erfahrungen der Teilnehmer ist der Erwachsenenbildner bemüht, die engen Grenzen seines Faches zu überschreiten, die Zusammenhänge mit anderen Fachgebieten und Lebenssphären aufzuzeigen und den geistigen Horizont der Teilnehmer auszuweiten.
[S. 6 ] Begegnung und Zusammenarbeit
Das Zusammenkommen verschiedenster Menschen in der Volkshochschule gestattet die direkte Pflege der Begegnung zwischen Überzeugten und Suchenden, zwischen Anhängern verschiedener Meinungen und Gruppen. Die Volkshochschule ist bestrebt, den Menschen durch Toleranz einen Weg zur Meisterung der Gegensätze, zum besseren Zusammenleben und zur fruchtbaren Zusammenarbeit zu zeigen. Somit wird die Volkshochschule auch zu einer „Schule“ der gelebten Demokratie.
Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse
Die Wissenschaften bestimmen immer mehr unsere Lebensweise und unser Weltbild. Schnelligkeit des wissenschaftlichen Fortschrittes und Spezialisierung der Wissenschaften machen es immer schwieriger, auch nur an wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnissen teilzunehmen. Daher hat die Volkshochschule die Aufgabe, den interessierten Menschen einen Zugang zu den Wissenschaften zu ermöglichen. Unter Vermeidung jeder inhalts- oder sinnändernden Vereinfachung läßt sie durch Fachleute das Wesentliche der Erkenntnisse in verständlicher Form darstellen.
Formale Bildung
Die geistige Eigenständigkeit und Freiheit des Menschen, seine Schaffenskraft und seine schöpferische Phantasie hängen primär von der Leistungsfähigkeit seiner psychischen Grundfähigkeiten ab. Daher ist formale Bildung, das heißt Ausbildung der Fähigkeit logischen Denkens, Prägung des Willens und Kultivierung der Gefühle, unerläßlich. Ohne konsequente Förderung der formalen Bildung ist der Mensch nicht imstande, seine schöpferischen Kräfte optimal zu entfalten, eigenständige geistige Leistungen zu erzielen und Persönlichkeitsbildung zu erlangen.
[S. 7 ] Fremdsprachen
Fremdsprachenkenntnisse erweitern und vertiefen die Allgemeinbildung des Menschen. Sie führen zum Verständnis anderer Kulturen und Lebensformen, tragen zum Abbau von Vorurteilen bei und dienen der Völkerverständigung.
Die Volkshochschulen haben Wesentliches zur Einführung neuer Lehr- und Lernmethoden im Fremdsprachenunterricht beigetragen und dadurch eine nicht unbedeutende Veränderung von Lerninhalten und Lernzielen bewirkt.
Allen Menschen soll entsprechend ihrer Begabung und ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit zu einem ihnen gemäßen Niveau der Beherrschung zumindest einer Fremdsprache verholfen werden.
Zeugnis
In bestimmten, genau abgegrenzten Bereichen stellt die Volkshochschule Zeugnisse (Zertifikate, Leistungsnachweise etc.) aus. Damit berücksichtigt sie auch andere österreichische und europäische Entwicklungen auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung.
Freizeit
Die Bildungsarbeit der Volkshochschulen ist derzeit im wesentlichen nur in der Freizeit der Teilnehmer möglich und ist für diese im weitesten Sinne aktive Gestaltung der Freizeit. Die Volkshochschule gibt daher ihren Teilnehmern Anregungen, wie sie ihre Freizeit sinnvoll gestalten können. Sie entwickelt die durch Spezialisierung verkümmernden Kräfte des einzelnen, befähigt ihn zu kritischer Auswahl aus dem Angebot der mit Freizeitgestaltung beschäftigten Industrien und der Massenmedien. Sie ermöglicht überdies neue Formen der Gemeinschaftsbildung.
[S. 8 ] Bildungsfreistellung (Bildungsurlaub)
In der Erkenntnis, daß Erwachsenenbildung auf die Dauer nicht nur im Freizeitbereich des einzelnen stattfinden kann, tritt die Volkshochschule für eine gesetzliche Regelung der Bildungsfreistellung (Bildungsurlaub) ein. Die Bildungsfreistellung soll Anregungen und Hilfen zur Vervollkommnung der Allgemeinbildung und zur Intensivierung der Berufsbildung der Dienstnehmer bieten. Den anspruchsberechtigten Dienstnehmern muß es freistehen, aus den vielfältig gestalteten und bundeseinheitlich anerkannten Bildungsfreistellungsprogrammen zu wählen.
Pädagogischer Ausschuß
Pädagogische Ausschüsse und Arbeitsstellen tragen zur Entwicklung der Theorie der Erwachsenenbildung bei und geben Anregungen für Forschungsarbeiten sowie zur Umsetzung von Forschungsergebnissen in die pädagogische Praxis, zur Erarbeitung und Erprobung pädagogischer Modelle und zur Durchführung notwendiger Begleituntersuchungen. Sie befassen sich mit der Formung des Berufsbildes des Erwachsenenbildners und mit der Entwicklung von Aus- und Weiterbildungslehrgängen für alle Mitarbeiter der Volkshochschulen.
Erwachsenenbildner
Hauptberufliche Volkshochschulleiter sollen womöglich aus der praktischen Arbeit an einer Volkshochschule hervorgehen, ein akademisches Studium und Ausbildungslehrgänge für Volkshochschulmitarbeiter absolviert haben. Alle Erwachsenenbildner und sonstigen Mitarbeiter sollen an Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen.
[S. 9 ] STELLUNG DER VOLKSHOCHSCHULE
Die Volkshochschule im Rahmen der österreichischen Erwachsenenbildung
Die Volkshochschule ist die älteste und traditionsreichste Erwachsenenbildungseinrichtung Österreichs. Sie nimmt unter den Einrichtungen der Erwachsenenbildung eine gewisse Sonderstellung ein. Die zahlreichen Volkshochschulen bieten das umfassendste Bildungsangebot aller österreichischen Erwachsenenbildungseinrichtungen an.
Die Stärke der Volkshochschule beruht vor allem darauf, daß sie imstande ist, jederzeit neue Initiativen zu setzen, auf neue Bedürfnisse schnell zu reagieren und dabei stets auch ihre traditionelle Bildungsaufgabe – Hilfe bei der Entfaltung der Persönlichkeit zu leisten – zu erfüllen.
Volkshochschule und Öffentlichkeit
Als systematischeste und umfassendste Einrichtung der Erwachsenenbildung ist die Volkshochschule besonders befähigt und berechtigt, einen festen und klar umrissenen Platz im Bildungssystem des Staates einzunehmen. Sie erfüllt jene Bildungsaufgaben, die im Interesse der Gesamtheit bewältigt werden müssen. Sie hat daher Anspruch auf Anerkennung ihres Wirkens durch die Öffentlichkeit, auf ausreichende finanzielle Förderung und auf Schaffung geeigneter Räume und Gebäude. Die Gewährung öffentlicher Mittel und die Überprüfung der rechtmäßigen Verwendung dieser Subventionen darf an keine pädagogischen Bedingungen geknüpft sein.
Die bestehenden gesetzlichen Regelungen auf Bundes- und Länderebene stellen eine erste Stufe dar und bedürfen der Ergänzung durch entsprechende Kompetenz- und Finanzierungsregelungen. Die im Gesetz bereits vorgesehene Unabhängigkeit [S. 10 ] hinsichtlich der Programm- und Lehrplangestaltung sowie der Methoden und der Auswahl der Mitarbeiter muß bei weiterem Ausbau in vollem Umfange gewahrt bleiben. Nur so wird es der Volkshochschule möglich sein, ihrem Bildungsauftrag in einem den Gegenwartsansprüchen und künftigen Erfordernissen voll gerecht werdenden Ausmaße nachzukommen.
Volkshochschule und Jugendbildung
Die Volkshochschule ist eine Bildungseinrichtung für Menschen aller Altersstufen und bietet daher auch spezielle Programme für Kinder und Jugendliche an.
Für Kinder und Jugendliche, die der Schulpflicht unterliegen, gibt es an der Volkshochschule sowohl schulbegleitende Programme als auch spezielle Kurse auf Wunsch der Schulbehörden oder der Eltern. Große Bedeutung kommt der Ergänzung der Schulbildung im kreativen Bereich zu.
Kinderkurse sind dann gerechtfertigt, wenn der Volkshochschule aus der jeweiligen Situation ein kulturpolitischer Auftrag erwächst. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der ständigen Beobachtung des Bildungsbedarfes und der schnellen Reaktion auf neue Bildungsbedürfnisse. Dazu ist die Volkshochschule als freie und nach allen Seiten offene Bildungseinrichtung besonders geeignet.
Volkshochschule und Altersstufen
Die naturgegebenen Unterschiede der Generationen betrachtet die Volkshochschule als Bereicherung ihrer Aufgabenstellung. Der junge Mensch wird im allgemeinen zuerst seinen Standort im Beruf suchen, sich ein Heim schaffen und eine Familie gründen wollen und daher mehr die praktischen, berufsfördernden und lebensorientierenden Kurse besuchen.
[S. 11 ] Der reife Mensch wird die nähere und weitere Umwelt besser verstehen und sich über die Strukturen der Gesellschaft und Wirtschaft informieren wollen. Aber er wird auch schon beginnen, ernsthaft nach dem Sinn des Lebens zu fragen.
Der ältere Mensch wird am sozialen und geistigen Leben der Zeit meistens noch teilnehmen, aber zuweilen auch das Verlangen haben, die besonderen Probleme des Alterns mit seinesgleichen zu besprechen, um diese besser verstehen und bewältigen zulernen.
Die Volkshochschule ist bemüht, die jeweils besonderen Bildungsinteressen der verschiedenen Altersstufen in einer lebensphasengemäßen Bildungsarbeit zu berücksichtigen.
Die Begegnung der Generationen in den vielfältigen Veranstaltungen der Volkshochschule führt zum Abbau von Vorurteilen, zur größeren Bereitschaft für gemeinsames Wirken und zum besseren gegenseitigen Verständnis.
Volkshochschule und Berufsbildung
Allgemeinbildung und Berufsbildung sind für den Menschen von heute gleichermaßen wichtig. Die scharfe Abgrenzung zwischen beiden verliert immer mehr an Bedeutung. Es ist daher Aufgabe der Volkshochschule, in ihrer Bildungsarbeit die Berufssituation der Hörer mit zu berücksichtigen und auf Ausgewogenheit zwischen Allgemeinbildung und Berufsbildung zu achten.
Die Volkshochschule führt auch Kurse der Berufsweiterbildung, besonders in Zusammenarbeit mit Behörden und mit anderen Erwachsenenbildungsinstitutionen durch.
Berufsfördernde Kurse dienen der Vervollkommnung im Beruf, der Verhinderung des Qualitätsabfalles und der Vorbereitung auf neue Entwicklungen in den Berufen, besonders aber der Entfaltung der Persönlichkeit.
[S. 12 ] Der Zweite Bildungsweg
Der Zweite Bildungsweg ist ein eigenständiger, zur Hochschulreife führender Studiengang für Berufstätige, der zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Aufgabe der Volkshochschule ist es, auf die verschiedenen Möglichkeiten des Zweiten Bildungsweges hinzuweisen, die an diesem Studiengang interessierten Menschen eingehend zu beraten und in geeigneten Kursen auf den Zweiten Bildungsweg vorzubereiten. Die Kandidaten dieses Studienganges sollten in den Volkshochschul-Vorbereitungskursen auch ihre Lernbereitschaft und Lernfähigkeit rechtzeitig selbst erproben bzw. in eigenen Einrichtungen der Volkshochschule diesen Studiengang oder Teile desselben absolvieren können.
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