Einsam oder Gemeinsam? Netzwerke und Partnerschaften in der Erwachsenenbildung. Dokumentation des Zukunftsforums 2011

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Autor/in:

Zwielehner, Peter (Hrsg.)

Titel: Einsam oder Gemeinsam? Netzwerke und Partnerschaften in der Erwachsenenbildung. Dokumentation des Zukunftsforums 2011
Jahr: 2012
Downloads: Dokumentation_Zukunftsforum_6.-8.7.2011.pdf

Einleitung aus der Dokumentation:

Von 5. Juli 2011 bis 8. Juli 2011 trafen sich 70 ErwachsenenbildnerInnen, ExpertInnen und ForscherInnen aus 15 Nationen zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch im Rahmen des Zukunftsforums Erwachsenenbildung in der Volkshochschule Wiener Urania. Das Thema des dritten Forums lautete: „Einsam oder Gemeinsam? Netzwerke und Partnerschaften in der Erwachsenenbildung“. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer betonte schon in ihrer Eröffnung,
Bildungschancen sind direkt mit den richtigen Beziehungen und Netzwerken verbunden, alleine lässt sich einfach nicht gut lernen. Genauso bauen Volkshochschulen und andere Bildungsinstitutionen auf regionale und internationale Netzwerke um die Professionalisierung zu fördern, von Erfahrungen gegenseitig zu profitieren und Synergien zu nutzen.

Netzwerke und Erwachsenenbildung?
Die Bedeutung von Netzwerken wie das Interesse an Netzwerken in der Erwachsenenbildung nehmen kontinuierlich zu. Dass sie für die Erwachsenenbildung eine wichtige Rolle spielen, zeigt sich nicht zuletzt an ihrer Förderung durch diverse EU-Projekte und ihrer vermehrten Verwissenschaftlichung und Professionalisierung. An den Austausch in Netzwerken und das Eingehen von Kooperationen knüpft sich auch die Hoffnung, der Erwachsenenbildung als Ganzes eine stärkere Stimme zu verleihen und gleichzeitig auch die Interessen der eigenen Einrichtung besser vertreten zu können. Das Zukunftsforum 2011 stellte sich angesichts der steigenden Bedeutung von Netzwerkarbeit folgende Fragen:

• Wer hat welchen (Zusatz)-Nutzen durch Netzwerke auf verschiedenen Ebenen? Was ist der Zusatznutzen von internationalen Netzwerken?
• Wo finden sich Best Practice-Beispiele bzw. welche Faktoren zeichnen Best Practice aus?
• Wie können vorhandene Ressourcen und Kontakte in lokalen oder regionalen Netzwerken möglichst effizient genutzt werden?
• Bedroht Netzwerkarbeit, als ein Moment der Modernisierung, traditionelle Strukturen der Erwachsenenbildung?
• Welche Kompetenzen sind für Netzwerkarbeit nötig, sowohl für die Netzwerkarbeit im lokalen Umfeld als auch für die Arbeit in internationalen Kooperationen und Netzwerken?

Die Spannung zwischen Lokalem und Globalem. Erwachsenenbildung und ihre Netze
Den Ausgangspunkte für den Blick auf Netzwerke und ihre Diskussion, die Diskussion um Bindungen in einer Gesellschaft und um die Einbettung der eigenen Volkshochschule oder Institution in den lokalen Kontext und das Spannungsfeld zwischen lokaler Einbettung und globalen Anforderungen setzte der Eröffnungsbeitrag von John Field von der Universität Stirling in Schottland. Der Fokus dieses Vortrages waren nicht in erster Linie die professionellen Netzwerke von
ErwachsenenbildnerInnen und ihren Institutionen, sondern vor allem die Bedeutung von Netzwerken für und von Lernenden. In dieser Sichtweise bekommt die lokale Dimension von Netzwerken eine sehr greifbare, konkrete Bedeutung. So bietet Lernen auf der einen Seite, für den/die Einzelne/n das Versprechen sozialer und räumlicher Mobilität, die Möglichkeit für beruflichen und sozialen Aufstieg. Sich auf Phasen des Lernens einzulassen braucht auf der anderen Seite aber auch die Bereitschaft soziale Bindungen aufzugeben, sich auf neue Erfahrungskontexte einzulassen und wird damit für die Lernenden ein mitunter riskantes Unterfangen. Damit wird die Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelenkt, dass Netzwerke – oder anders ausgedrückt: die soziale Verankerung der Menschen – das sich Einlassen auf Bildungsprozesse verhindern können.

Anschließend an den Eröffnungsbeitrag folgte ein Nachmittag mit verschiedensten Best Practice-Beiträgen aus Finnland, Deutschland, Norwegen und vielen anderen Ländern mit unterschiedlichem Bezug zum Thema der (professionellen) Netzwerkarbeit. Vorgestellt wurden unter anderem das „Nordic Network“, die Vernetzung der Erwachsenenbildung der skandinavischen Länder, oder die auf EU-Ebene agierende European Association for the Education of Adults (EAEA). Genauso wurden zahlreiche Praxisbeispiele aus Österreich zur Diskussion gestellt.

Franja Centrih aus Slowenien porträtierte am zweiten Tag des Zukunftsforums in einem weiteren Keynote-Referat das Bildungszentrum (Lifelong Learning Centre) Savinjska. Es ist eines von 14 Bildungszentren der slowenischen Regionen, in dem unterschiedliche Bildungsanbieter und Partnerorganisationen zusammenarbeiten und ein umfassendes Angebot an Bildungsprogrammen und Beratungsangeboten für die Lernenden zur Verfügung stellen. Dieses Beispiel zeigte den
TeilnehmerInnen der Tagung, dass Netzwerkarbeit nicht nur eine Möglichkeit zur Erweiterung des Handlungsspielräume in der Erwachsenenbildung bietet, sondern dass sie ein integraler Bestandteil der gesamten Erwachsenenbildungslandschaft sein kann. Ohne die gegenseitige Zusammenarbeit unterschiedlichster Einrichtungen auf lokaler und regionaler Ebene und der intensive, vielfältige Kooperation auf Europäischer Ebene, wäre die Erwachsenenbildungslandschaft in Slowenien nicht
möglich. Ob dieser erfolgreiche Weg, den die slowenische Erwachsenenbildung eingeschlagen hat, letztendlich auch ein Modell für die Zukunft der Erwachsenenbildung in ganz Europa sein wird, ist nicht auszuschließen. Das erfordert aber eine Neuausrichtung der politischen Steuerung und organisatorischen Zusammenarbeit in den einzelnen Ländern und nicht zuletzt müssen die Träger der Erwachsenenbildung ihre Rolle neu ausfüllen.

In Workshops wurden die Themen „Lernende Regionen“, Netzwerkarbeit im Internet und konkrete Netzwerkarbeit erörtert.

Bei der Buchpräsentation des Buchs „Sozialkapital und Erwachsenenbildung“ boten AutorInnen Einblick in die Diskussion um Netzwerke in der sozialwissenschaftlichen Debatte. In diesem Sammelband wurden, neben der Darstellung der zunehmenden Bedeutung des Netzwerkgedankens in der Praxis der (Regional-)Politik vor allem zwei in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung konkurrierende Konzepte gegenübergestellt. Zum einen das auf die Nutzbarmachung und
Messbarkeit von Netzwerken abzielende Konzept von Robert Putnam, auf der anderen Seite Pierre Bourdieus umfassende Kapitalientheorie, die Netzwerke von ihrer als gleichzeitig egalisierenden und distinguierenden Funktion her verstehbar macht. Der Großteil der AutorInnen warnten dabei vor einer einseitigen Rezeption des Sozialkapitalbegriffs. Ähnlich, wie bereits John Field in seinem Eröffnungsvortrag in Bezug auf Netzwerke hingewiesen hat (er hat auch einen der Beiträge in dem Buch verfasst), ist der Begriff des Sozialkapitals für sich genommen nicht neu und orginell in dem Sinn, dass daran alle möglichen Heilsversprechungen geknüpft werden können. Netzwerkarbeit kann durchaus auch als ein riskanter Prozess gesehen werden.

Welche Kompetenzen sind für Netzwerkarbeit gefragt?
Den Abschluss des Zukunftsforums bildete ein Beitrag von Harald Katzmair (FAS Research), der in einer lebendigen Präsentation über die Währungen der Netzwerkarbeit sprach, also darüber was wertvoll ist für die NetzwerkpartnerInnen. Weiters sprach Katzmair über die Grundkompetenzen für eine erfolgreiche Arbeit in Netzwerken.

Das Netzwerk zum Zukunftsforum
Das Zukunftsforum Erwachsenenbildung wird begleitet und beraten von einem internationalen Netzwerk mit zentraleuropäischem Schwerpunkt in dem ErwachsenenbildnerInnen aus Ungarn, Slowenien, der Slowakei, Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Südtirol ebenso vertreten sind wie die European Association for the Education of Adults (EAEA).

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