Inhalt und Ziel der Tagung
Reale Politik höhlt Demokratie zunehmend aus, und immer mehr BürgerInnen können sich Regierungsformen vorstellen, die sich nicht mehr um Parlament und Wahlen kümmern müssen. Dieser Wandel ist Teil eines tiefgreifenden Umbaus der Gesellschaft. Wie sich dadurch citizenship verändert und welche Auswirkungen dies auf politische Bildung hat, wird auf der Tagung diskutiert.
Seit den 1990er Jahren mehren sich in der Öffentlichkeit kritische Stimmen über den Zustand der westlichen Demokratien. Der englische Politikwissenschafter Colin Crouch spricht gar von postdemokratische Zuständen: Zwar gebe es nach wie vor Wahlen, aber die Mehrheit der BürgerInnen spiele eine passive Rolle und reagiere nur auf Signale, die man ihnen gibt.
"Im Schatten dieser politischen Inszenierung wird die reale Politik hinter verschlossenen Türen gemacht: von gewählten Regierungen und Eliten, die vor allem die Interessen der Wirtschaft vertreten." Gleichzeitig nehmen in Österreich und vielen westlichen Staaten demokratiekritische Aussagen zu. Die AutorInnen einer Wertestudie sehen ernsthafte Krisensignale für die österreichische Demokratie. So könne sich heute bereits ein Fünftel der Bevölkerung vorstellen, einen starken Führer zu haben, der sich nicht um ein Parlament und um Wahlen kümmern muss, und die Hälfte der Befragten fände es gut, wenn ExpertInnen und nicht die Regierung darüber entscheiden, was für das Land das Beste ist. Dieser Wandel ist eng mit einem grundlegenden Umbau der Gesellschaft verbunden, der tief in den Alltag von Menschen eingreift und Ungleichheiten verstärkt. Anzeichen dafür sind die Ökonomisierung vieler Lebensbereiche wie Bildung, eine grundlegende Neubewertung von Arbeit und veränderte Rollen des Staates, der Zivilgesellschaft und der sozialen Bewegungen. Ziel der Tagung ist es, die Entwicklung der westlichen liberalen Demokratien und ihrer Institutionen einer kritischen Analyse zu unterziehen, nach den Auswirkungen auf citizenship zu fragen und das Selbstverständnis politischer Bildung zu diskutieren.
Programm und ReferentInnen
Vorträge
Workshops zu
Die Tagung versteht sich als Auftakt zu einer kontinuierlichen Auseinandersetzung über Demokratieentwicklung und Politische Bildung. Diskussionen und der gemeinsamen Entwicklung von Perspektiven wird deswegen großzügig Raum und Zeit gegeben.
AdressatInnen
Die Tagung richtet sich an WissenschafterInnen, Studierende, ErwachsenenbildnerInnen, im Bildungsbereich und in der Politik Tätige mit Interesse an Fragen der Demokratieentwicklung, der politischen Bildung sowie des Verhältnisses von Staat, Zivilgesellschaft und sozialen Bewegungen.
VeranstalterInnen
Die Tagung "Postdemokratie und Citizenship" ist eine gemeinsame Tagung der Universitäten Salzburg (FB Erziehungswissenschaft) und Linz (Institut für Soziologie, Abteilung für theoretische Soziologie und Sozialanalysen), der außeruniversitären Forschungseinrichtung b.a.s.e – Büro für angewandte Sozialforschung und Entwicklung, dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung bifeb sowie dem Verband Österreichischer Volkshochschulen.