Der Bolognaprozess hat wie kaum eine andere Reform in die Strukturen von Studium und Lehre eingegriffen. Für die Befürworter steht Bologna unter anderem für die bessere Nutzung des vorhandenen Wissenspotentials, für den folgerichtigen Modernisierungsprozess im internationalen Wettbewerb um die besten "Köpfe". Für Kritiker ist Bologna gleichbedeutend mit mehr Bürokratie, verschärfter Selektion zwischen dem Bachelor als Kurzzeitstudium und dem Masterstudium als Spitzenqualifikation, dem Aufbau von Bildungsbarrieren und mangelnder Durchlässigkeit.
Es stellt sichdie Frage, ob die wissenschaftliche Weiterbildung im Bologna-Prozess tatsächlich die Rolle eingenommen hat, die ihr als neue Kernaufgabe der Hochschulen zukommt. Wissenschaftliche Weiterbildung gilt im Prozess des lebenslangen Lernens als ein notwendiger Anschluss an das Erststudium. Sie hat durch den weiterbildenden Masterabschluss prinzipiell eine akademische Aufwertung erhalten. Die starre Trennung zwischen grundständigem und weiterbildendem Studium bröckelt; Modularisierung und Verzahnung durch neue Anerkennungsverfahren sollen zu neuen Synergieeffekten zwischen Forschung, Lehre und beruflicher Praxis führen. Die Anerkennung vorgängigen Lernens soll einerseits zur Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen Beruf und Studium beitragen und andererseits zur Durchlässigkeit zwischen Beruf und Weiterbildung. Die Systemakkreditierung kann als Chance gesehen werden, dass das gesamte Angebotsspektrum der berufsorientierten und der allgemeinen wissenschaftlichen Weiterbildung den geforderten Qualitätsstandards der Hochschulen entspricht – gleichzeitig ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass dies zu einer zusätzlichen Bürokratisierung ohne maßgebliche Qualitätseffekte führen kann.
Auf der Tagung soll geklärt werden, welche Auswirkungen Bologna auf die wissenschaftliche Weiterbildung hat.