Jour fixe Bildungstheorie | Bildungspraxis
Vom Nutzen und Nachteil der Wissenschaftsskepsis für Bildung und Demokratie. Eine Spurensuche in
Erwachsenenbildung und Wissenschaft. Teil 1
Wintersemester 2023/24
https://www.facebook.com/JourFixeBildungstheorie
https://bildungswissenschaft.univie.ac.at
Veranstaltungsreihe organisiert von:
Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien
Ring Österreichischer Bildungswerke
Verband Österreichischer Volkshochschulen
Institut für Wissenschaft und Kunst
Skepsis und Wissenschaft sind mehrdeutig miteinander verbunden. Einerseits ist Skepsis eine Haltung, die untrennbar mit der Ausübung von Wissenschaft verbunden ist. Andererseits kam sie vor allem in den letzten Krisenjahren in Verruf als Bezeichnung für eine Haltung, die wissenschaftliche Erkenntnisse ablehnt bzw. sogenannte alternative Fakten oder auch den Hausverstand als Argumentationsgrundlagen anführt. Dabei sind Wissenschaften immer im Plural zu denken – Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften mit unterschiedlichen Methoden, Zugängen und Funktionsweisen. Zu berücksichtigen ist, dass auch der Wissenschaftsbetrieb politisch und interessengeleitet ist. Dies zeigt sich im Besonderen am neoliberalen Umbau wissenschaftlicher Institutionen, der unter dem Schlagwort der Ökonomisierung von Wissenschaft und Bildung diskutiert wird.
Wie steht es mit dem Zusammenhang von Demokratie und Wissenschaft? Dieses Begriffspaar wird in der öffentlichen Diskussion oft ausgesprochen, aber in der Folge wenig differenziert erläutert. Denn wie kann Wissenschaft auf die Demokratie wirken und umgekehrt und wie sind die beiden in ihrer Entstehung verbunden? Welche demokratiepolitischen Auswirkungen kann der Vertrauensverlust in wissenschaftliche Institutionen haben? Wie hängen die Systeme Politik und Wissenschaft zusammen? Und ist Skepsis immer schlecht und nicht auch ein Grundprinzip von Wissenschaft? Und was hat das alles mit Erwachsenenbildung zu tun?
Wissenschaftsorientierung und Demokratisierung sind eng mit der Entstehung von Erwachsenenbildung im 19. Jahrhundert verbunden, mit dem Kampf um Demokratie und Zugang zu Wissen für alle. Wie stellt sich das Verhältnis Erwachsenenbildung, Demokratie und Wissen(schaft) heute dar? Viele Informationen und Bewertungen stehen - vor allem auch durch social media - zur Verfügung. Steigen mit der Zugänglichkeit auch Wissen und Beurteilungsfähigkeit? Welche Rolle spielt das Desinteresse an Wissenschaft?
Im Wintersemester 2023 thematisiert der Jour fixe Bildungstheorie I Bildungspraxis die Verflechtungen von Wissenschaft, Demokratie und Erwachsenenbildung, sowie Modelle der Auseinandersetzung mit Wissenschaft und Wissenschaftsskepsis in der Erwachsenenbildung.
► Montag, 16.10.2023, 19h
Ort: Institut für Wissenschaft und Kunst (hybrid),
Berggasse 17/1, 1090 Wien
Zoomlink: https://zoom.us/j/96768876837
Meeting-ID: 967 6887 6837
Christian Stifter (Wien)
Wissenschaft, Demokratie und Volksbildung
Die Parolen „Wissen ist Macht“ und „Bildung macht frei“ wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts sowohl von bürgerlich-liberalen als auch von sozialreformerisch und sozialdemokratisch eingestellten Kreisen und Gruppierungen vertreten. Die politischen Implikationen einer Popularisierung von Bildung waren freilich weitreichende: Die Forderung nach einer Demokratisierung von Bildung konnte nur ein erster Schritt zu einer Demokratisierung der gesamten Gesellschaft sein. Die Popularisierung von Wissen und Bildung hieß in letzter Konsequenz die Möglichkeit zur politischen Partizipation.
Christian Stifter ist Direktor des Österreichischen Volkshochschularchivs in Wien
► Mittwoch, 22.11.2023, 19:00 Uhr
Ort: Institut für Wissenschaft und Kunst (hybrid),
Berggasse 17/1, 1090 Wien
Zoomlink: https://zoom.us/j/98608175841
Meeting-ID: 986 0817 5841
Nikolaus Ecker & Betina Aumair (Wien)
Von der flachen Erde zur Aufklärung und zurück!
Wissenschaftskritik, Esoterik und Verschwörungserzählungen sind für viele Menschen immer wieder schwierig auseinanderzuhalten. Und tatsächlich: Wie unterscheiden sie sich in Form und Inhalt? Wie versuche ich selbst die Bereiche einzuordnen und woran orientiere ich mich dabei?
Nach einem kurzen Input zu grundsätzlichen Unterscheidungsmerkmalen diskutieren wir theoretische und praktische Fragen der Einordnung, die uns im Arbeitsalltag, aber auch persönlich begegnen.
Nikolaus Ecker & Betina Aumair: Leitungsteam Radikalisierungsprävention und Gewaltschutz der Wiener Volkshochschulen
► Mittwoch, 13.12.2023, 19:00 Uhr
Ort: Institut für Wissenschaft und Kunst (hybrid), Berggasse 17/1, 1090 Wien
Zoomlink: https://us06web.zoom.us/j/81361309934?pwd=dJve9jItks4l
QSxx8qbXA48GgyANL3.1
Meeting-ID: 813 6130 9934
Hans Schelkshorn (Wien)
Wege und Umwege zur Etablierung neuer Wissenschaftszweige: das Beispiel interkultureller Philosophie
Seit dem 18. Jahrhundert sieht sich Europa als Ursprungsort von Philosophie und Wissenschaft. Die These, dass die Philosophie ausschließlich im antiken Griechenland entstanden ist, wird von der neueren Strömung einer interkulturellen Philosophie in Frage gestellt. Den Blick auf die Philosophien anderer Weltregionen auszuweiten, ist allerdings keine Selbstverständlichkeit. In den 1980er Jahren noch auf universitärer Ebene mit einer marginalisierten Situation konfrontiert, ist Wien heute einer von zwei Standorten im deutschen Sprachraum mit einem Lehrstuhl für interkulturelle Philosophie. Wie können neue Wissenschaftszweige an der Universität etabliert werden? Und welche Rolle können außeruniversitäre Einrichtungen in einer solchen Situation spielen?
Hans Schelkshorn: Vorstand des Instituts für Interkulturelle Religionsphilosophie der Universität Wien; Präsident der Wiener Gesellschaft für Interkulturelles Philosophieren (WIGIP)
Das Thema wird im Frühjahr 2024 fortgesetzt.
Der Jour fixe Bildungstheorie | Bildungspraxis:
Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation zwischen Erwachsenenbildung und Universität, in der das Theorie-Praxis-Verhältnis der Erwachsenenbildung als lebendiger Diskurs