Autor/in: | Bisovsky, Gerhard |
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Titel: | Erwachsenenbildung und ihre Perspektiven. 31. "Salzburger Gespräche" für Leiter*innen der Erwachsenenbildung vom 31. Juli bis 6. August 1988 im Haus Rif |
Jahr: | 1989 |
Quelle: | Die Östereichische Volkshochschule (ÖVH). Organ des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen. März 1989, Heft 152/40. Jg,, S. 11 - 32. |
Abstract: | Personen: Gertrude Fröhlich-Sandner, Ronald H. Wilson, Urs Gerber, Jörg Wollenberg, Karl Foltinek, Emmi Torggler, Josef Polturzycki, Jurij Konstantinovic Fisevskij, Hans Georg Lößl, Zoran Jelenc, Ursula Knittler-Lux, Rupert Riedl, Luis Espina, Eitan Israeli, Sachdeskriptoren: Bildung, Beschäftigung, Teilnehmerorientierung, Ökologie, Bevölkerungsstruktur, Erosionskrise, Arbeitskraft, EU, Demokratie, VHS Übungsraum der Demokratie, Ort des Dialogs, Selbtsorganisiertes Lernen, Lebensqualität, Arbeitsmarkt, Denkstruktur, Innovation Leiter*innen seit 1958: Grau Herbert / Stadler Karl R. / Speiser Wolfgang / Arnold Karl / Knittler-Lux Ursula / Foltinek Karl / Leichtenmüller Erich / Presker Ewald / Hummer Hubert / Wirth Peter / Vater Stefan |
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Salzburger_Gespraeche_1988_31_OeVH152.pdf |
Vom 31. Juli bis 6. August 1988 fanden in Haus Rif die vom Verband Österreichischer Volkshochschulen veranstalteten 31. „Salzburger Gespräche für Leiter in der Erwachsenenbildung" statt. Die 54 Teilnehmerinnen kamen aus 13 verschiedenen Ländern. „Erwachsenenbildung 2000" war der Titel — um „Perspektiven und Visionen" sollte es gehen. Vielfach waren die „Gespräche" überlagert von pessimistischen Szenarien, die angesichts realer Entwicklungen im ökonomischen und politischen Bereich nicht geleugnet werden können. Die Frage nach dem Verhältnis von Bildungs- und Beschäftigungssystem zog sich als „roter Faden" durch die ganze Veranstaltung. Erwachsenenbildung findet in keinem gesellschaftsfreien Raum statt, Reformperspektiven werden daher ohne eine Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht auskommen. Pädagogik alleine wird sicher nicht genügen. Bildungsökonomischen Ansätzen, vor allem aber der qualitativen Bildungsökonomie, wird in Hinkunft eine größere Aufmerksamkeit geschenkt werden müssen.
Der bislang in vielen Diskussionen vernachlässigte Zusammenhang zwischen Schule, Schulreform und Erwachsenenbildung wurde bei diesen „Salzburger Gesprächen" verstärkt thematisiert, sodaß Hoffnung besteht, daß die Erwachsenenbildung sich wieder stärker in die bildungspolitische Diskussion einschalten wird. Teilnehmerorientierung ist in der Erwachsenenbildung nicht nur ein pädagogisches oder ökonomisches Prinzip. Sie stellt sich angesichts weitverbreiteter Individualisierungs- und Entpolitisierungsprozesse in Form von Partizipation immer mehr als politisches Prinzip für die
Erwachsenenbildung heraus. Handelt es sich dabei um einen Politisierungsprozeß der Erwachsenenbildung? Dieser ist wohl genauso notwendig wie eine stärkere wissenschaftliche, vor allem sozialwissenschaftliche Orientierung der Erwachsenenbildung. Daß Erwachsenenbildung nicht nur ein Denkmodell kurzfristiger bildungsökonomischer Strategien zur Behebung von Defekten am Arbeitsmarkt ist, sondern auch Bestandteil eines gesellschaftlichen Reform- und Umgestaltungsprozesses, zeigen einige Länder des RGW.
Welche Perspektiven und Visionen sich hier letztlich durchsetzen, hängt auch wesentlich von den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen ab. Ein Phänomen, das ohne Zweifel für alle Gesellschaftsordnungen von Relevanz ist. Die Auseinandersetzung mit Denkmodellen wie der evolutionären Erkenntnistheorie, die sich überwiegend auf Ergebnisse der Verhaltensforschung stützt, mag für viele Erwachsenenbildner auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich erscheinen. Sie er-
weist sich aber als immer notwendiger, auch angesichts dessen, daß bildungspolitischen Perspektiven und Modellen zuweilen Theorien aus diesem Bereich zugrunde gelegt werden. Der Diskussion der Anlage-Umwelt-Problematik kann in
diesem Zusammenhang nicht ausgewichen werden.
(Einleitung zur Dokumentation von Gerhard Bisovsky 1989)