Emanzipation versus Pazifizierung? Allgemeine Überlegungen zu (Volks-)Bildung und Demokratie

Titelvollanzeige

Autor/in:

Stifter, Christian

Titel: Emanzipation versus Pazifizierung? Allgemeine Überlegungen zu (Volks-)Bildung und Demokratie
Jahr: 1996
Quelle:

Kurt Aufderklamm/Wilhelm Filla/Erich Leichtenmüller (Hrsg.), Demokratische Bildung. Realität und Anspruch (= Schriftenreihe des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen, Bd. 10), Wien 1996, S. 23–36.

Sachdeskriptor: Volksbildung
Downloads: Stifter_Christian_Emanzipation_versus_Pazifizierung_OE_IV_31_10.pdf

Aus dem Inhalt:

[S. 30] (...) Der Zusammenhang von Volksbildung und Demokratie zeigt sich im entwick­lungsgeschichtlichen Kontext noch in einem spezifischeren Sinn: erst mit der Schwächung des monarchisch-autokratischen Prinzips und der korrespondierenden Ausbildung einer Sphäre des „Öffentlich-Politischen“ konnte mit dem Begriff „Volk“ ein ziviler Inklusionsbegriff entstehen, dessen Semantik zusehends auf die Gesamtheit der Bevölkerung als zumindest virtuell gleichgestellter Bürger zielte und damit die Grundlage der konstitutionell-republikanischen Ordnung schuf. Anders als im ordnungspolitischen Kontext absolutistischer Herrschaftsansprüche, wo unter „Volk“ primär die zu pazifizierende Einheit der werktätigen Bevölkerung gemeint war, ist der Volksbegriff, wie er in der frühen Volksbildungsbewegung zutage tritt, von Anfang an eng mit dem modernen Egalitäts- und Freiheitsbegriff aufklä­rerischer Theorien sowie mit dem Auftauchen politischer Partizipationsbemühun­gen seitens des liberalen Bürgertums beziehungsweise der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung verbunden. In diesem Sinne kann die Volksbildung durchaus stimmig als Produkt der im 19. Jahrhundert auf breiter Front aufbrechenden demo­kratischen Aktionspotentiale verstanden werden, die den emanzipatorischen Ideen der Aufklärung spät, aber doch zur edukativen Umsetzung verhalfen. Wie die Demokratie selbst ist die Volksbildung/Erwachsenenbildung also eine vergleichs­weise junge Einrichtung. (...)

(Wortwahl, Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung entsprechen dem Original. Die im Original durch Kursivsetzung hervorgehobenen Wörter wurden auch hier kursiv gesetzt. In eckigen Klammern steht die Zahl der Seite des Originaltextes.)

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