„Library work is not philantropy“. Zur historischen Rolle der Volksbüchereien im Kontext der Volksbildung des 19. und 20. Jahrhunderts

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Autor/in:

Stifter, Christian

Titel: „Library work is not philantropy“. Zur historischen Rolle der Volksbüchereien im Kontext der Volksbildung des 19. und 20. Jahrhunderts
Jahr: 1995
Quelle:

Stifter, Christian: „Library work is not philanthropy“. Zur historischen Rolle der Volksbüchereien im Kontext der Volksbildung des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Zur Geschichte der öffentlichen Bibliotheken in Österreich, Wien 1995, S. 70-87.

„Library work is not philantropy“1

Wenn schon ganz allgemein zutrifft, daß es im Bereich der historiographischen Erforschung österreichischer Erwachsenenbildung ernstzunehmende Defizite gibt, so gilt dies im besonderen Maße für die Entstehungsgeschichte des öffentlichen Büchereiwesens. Eine seit längerem in den anderen europäischen Ländern stattfindende universitäre Forschung auf komparatistischer Grundlage konnte daran bislang wenig ändern.

Trotz des Vorhandenseins einiger synoptischer Gesamtdarstellungen und des allgemeinen Anstiegs fachspezifischer Literatur zur Erwachsenenbildung seit Mitte der siebziger Jahre fehlt sowohl für die Frühgeschichte der liberalen Volksbildung wie auch für die Anfänge des öffentlichen Büchereiwesens eine tiefgehendere und theoriegeleitete Auseinandersetzung.2 Im Kontext bisheriger Publikationen zur Geschichte der österreichischen Erwachsenenbildung kommt das Büchereiwesen jedenfalls, wenn überhaupt, bloß am Rande vor. Und dies, obwohl, wie noch zu zeigen sein wird, die Errichtung von Volksbüchereien und Lesehallen gerade im Zusammenhang der aufsteigenden Volksbildungsbewegung des späten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zentrale Bedeutung zukommt und einen nicht unwesentlichen Erklärungsfaktor für die wachsende Bedeutung der Popularisierung von Wissenschaft und Bildung im Fin de siecle darstellt.

Einen kontrastfähigen Ausgangspunkt für die folgenden historischen Überlegungen bildet die gegenwärtige Situation: Formal betrachtet sind die Öffentlichen Büchereien heute integraler Bestandteil der österreichischen Erwachsenenbildungslandschaft; inhaltlich bzw. terminologisch verstehen sich die öffentlichen Büchereien jedoch weitgehend nicht mehr als Institution der Erwachsenenbildung, sondern vielmehr als spezifisch eigenständige Anbieter. Die zu Beginn der 1970er Jahre aufgrund ministerialer Initiative (BMUKS) einsetzenden Bemühungen für die Schaffung einer kooperativen Plattform aller großen Dachorgansiationen der Erwachsenenbildung in Österreich führten 1972 im ersten Schritt zur Gründung der “Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs” (KEBÖ).3 Diese ›top down‹ Gründung des Bundesministerums erleichterte die folgende Finalisierung des ein Jahr darauf geschaffenen Förderungsgesetzes für Erwachsenenbildung, worin allererst die gesetzliche Grundlage für die Legalität staatlicher Subventionen festgeschrieben wurde.

In dem unabhängigen Vertretungsgremium der KEBÖ, das dem Ministerium sowohl als Ansprechpartner gegenüber öffentlichen Subventionen als auch als beratendes Organ in Sachen Erwachsenenbildung dienen soll, ist neben neun weiteren Organisationen5 auch der "Büchereiverband Österreichs" – der 1948 übrigens selbst auf Initiative des Bundesministeriums für Unterricht zustande gekommen war6 – vertreten.

In der gemeinsamen Aufgabensetzung dieses Forums ist unter anderem festgehalten, daß es um ein gemeinsames Auftreten in der Öffentlichkeit gehe, um das Ansehen der Erwachsenenbildung im Bewußtsein der Bevölkerung und der öffentlichen Stellen zu stärken. Weiters soll innerhalb dieses Gremiums eine ständige Aussprache zwischen den beteiligten Einrichtungen im Hinblick auf pädagogische Sachfragen erfolgen.

Wie weit nun die Arbeit der von ministerialer Seite her initiierten Plattform insgesamt als geglückt zu betrachten ist, soll hier nicht Gegenstand weiterer Interpretationen sein. Als deklariertes Ziel der Büchereien innerhalb der KEBÖ wurde in einer Selbstdarstellung 1986 jedenfalls festgehalten: “Öffentliche Bücherereien betreiben Leseförderung und Volksbildung -unresolved- durch Leseberatung, Bereitstellen von Büchern und anderen Medien...“7

Tatsächlich hielt sich die Auffassung, Büchereiarbeit sei als ›Erziehung zum Buch‹ mit gleichsam staatspolitischer Bedeutung zu verstehen8 bzw. die Auffassung, die Vermittlung von Lese-Fähigkeit und Lektüre sei eine direkte Aufgabe der Volkshochschule,9 wie sie nach 1945 vor allem seitens der Pioniergeneration vertreten wurde, in abgeschwächter Form bis in die heutigen Tage. Demgemäß wurde bis Ende der 60er Jahre in den Städtischen Büchereien primär “literarische Volksbildung praktiziert, die das Leitbild des aufgeklärten Humanismus bisweilen zum Diktat erhob und Offenheit vermissen ließ. Literatur, die den dunkleren, zerstörerischen Dimensionen des Menschen nachging, wurde glatt aus den Büchereien verbannt.“10

Gegenwärtig vollzieht sich Erwachsenenbildung und Büchereiarbeit de facto weitgehend getrennt. Die öffentliche Bibliothek von Heute ist ein mehr oder weniger professionalisierter, jedenfalls in den größeren Städten ent-ehrenamtlichter kommunaler Dienstleistungsbetrieb, dessen Arbeit sich wenig bis gar nicht nach den hehren Idealen der Volksbildung früherer Tage strukturiert, sondern im Gegenteil durch die primäre Ausrichtung auf die Konsumenten charakterisiert ist.11

Basis für diesen 'turn' der Büchereiarbeit von einer vormals literarisch-selektiven Bevormundung zur kooperativen Informations- und Medienbeschaffungshilfe bildete die Egalisierung der Beziehung von Leser und Bibliothekar, mit anderen Worten die Demokratisierung des Lesers infolge tiefgehender ökonomischer und gesellschaftlicher Wandlungsprozesse. Die formale Akzeptanz der prinzipiellen Mündigkeit der Leser hat gegenwärtig die traditionellen und auch überholten Modelle einer kustodialen Literaturvermittlung mit dem primärem Ziel der prophylaktischen Verhinderung von “Schmutz und Schund” und der Vermittlung des ›Guten Buches‹ zum Behufe besserer Bildung völlig verdrängt. Welche Bandbreite an Möglichkeiten einer neugefaßten Büchereiarbeit trotz – oder gerade wegen – der Abkehr vom Paradigma einer pädagogischen “Zwangsbeglückung” im Bereich sozial-kommunikativer sowie kultureller Aufgabenstellungen offen stehen hat jüngst Alfred Pfoser eingehend analysiert.12

Die öffentlichen Büchereien sind zwar heute integraler Bestandteil eines allgemein gefaßten Konzepts von Erwachsenenbildung, in das nach dem Modell der education permanente oder der /continuing education| alle weiterführenden Bildungsmaßnahmen und -prozesse im Erwachsenenalter miteingerechnet werden, aber Erwachsenenbildung im engeren theoretischen und praktischen Sinn schließt Büchereiarbeit nicht unbedingt mit ein. Ebenso wie in der Arbeit zahlreicher anderer kultureller Einrichtungen wie z.B. Archiven, Kulturzentren, Theatern oder Museen, tritt Erwachsenenbildung in der konkreten Form von Büchereiarbeit maximal als ›Nebenfunktion‹ auf, nicht als ›Hauptfunktion‹.13

Historisch gesehen stellt diese reale Aufgaben- und Funktionstrennung den Endpunkt eines Inversionsprozesses dar, in dem sich Erwachsenenbildung und Volksbüchereiarbeit sukzessive voneinander entkoppelt haben, nachdem sie ursprünglich aus- und miteinander entstanden waren. Ausgehend von der Situation heute ist zu konstatieren, daß der Vermittlungsdienst Leser-Buch in der gegenwärtigen Erwachsenenbildung – beispielsweise in der Volkshochschularbeit, einmal abgesehen von einzelnen Alphabetisierungsprojekten und verschiedentlichen lokalen Kooperativen – so gut wie keine unmittelbare Rolle mehr spielt.

Dies ist insofern von Interesse, als entwicklungsgeschichtlich betrachtet die Einrichtung von öffentlichen Büchereien geradezu eine Erfindung der aufstrebenden Volksbildung des 19. Jahrhunderts darstellt, die in der Büchereiarbeit das zentrale und vordringliche Aufgabengebiet der Volksbildung sah.

Stellt man sich nun die Frage, warum gerade Ende des 19. Jahrhunderts die Volksbildung einen derart großen Aufschwung nehmen konnte, so ist zunächst auf den generellen Bedeutungsanstieg von Wissen und Bildung in jener Epoche zu verweisen, verursacht durch die raschen naturwissenschaftlich-technischen Neuerungen des beginnenden Industriezeitalters. Dieser allgemeine Bedeutungsanstieg, der sich auch in Reformen des Schul- und Universitätssystems niederschlug, korrespondierte einem wachsenden Bedarf an Arbeitskräften, die zumindest über basale Kenntnise in Lesen, Rechnen und Schreiben verfügten. Aber trotz dieser Reformen blieb das österreichische Schulssystem bis Anfang des 20. Jahrhunderts in dieser Hinsicht defizitär.

Dem allmählichen Wandel im ›System des Wissens‹ lagen Veränderungen zugrunde, wie sie in der langsam fortschreitenden Industrialisierung, der Verstädterung, der Zentralisierung der Verwaltung, der zunehmend konkurrenz-ökonomisch ausgerichteten Staatspolitik sowie in der “sozialen Frage” zum Ausdruck kommen. Die genannten Faktoren brachten gemeinsam mit dem Kampf um politische Partizipation seitens des zu wirtschaftlicher Prosperität gelangten Bürgertums und der aufsteigenden Arbeiterbewegung, Bewegung ins feudale Gefüge der Habsburgischen Gesellschaft.

Vor dem Szenario zunehmender Vergesellschaftungs- und Kapitalisierungsprozesse und dem sozial-ökonomischen Aufstieg des Bürgertums auf Basis naturwissenschaftlich geprägter Produktionstechniken, erklärt sich die Ausstrahlungskraft von Schlagwörtern wie “Wissen ist Macht” oder “Bildung macht frei”, worin sich deutlich das neuartige Vertrauen in die emanzipatorische Wirkung der damit assozierten Kenntnisse findet: Wissen und Bildung, abgekoppelt von den feudalen Autoritäten, ist nicht mehr länger das Monopol einer konservativen Elite darstellt, sondern scheint im Gegenteil imstande, deren Ablöse zu befördern. ›Erziehung‹ und ›Bildung‹ werden derart zu Schlüsselbegriffen dieser Epoche.14

Im konsequenten Eintreten für die Belange einer allgemeinen Volksbildung ergab sich für das liberale Bürgertum – neben allen humanistisch-aufklärerischen Motiven – auch die Chance für einen gesellschaftlich-politischen Landgewinn. In Ermangelung direkter politischer Partizipationsmöglichkeiten schien eine allgemeine Volksbildung den Proponenten folglich Garant für eine rückversichernde Emanzipation aus klerikal-reaktionärer Bevormundung zu sein, die früher oder später auch im Bereich politischer Einflußnahme zum Tragen käme. Mit der Forderung nach einer Demokratisierung des Zugangs zu Wissen und Bildung als zentrale Antwort auf die soziale Frage ließ sich sowohl die Erosion der ständisch-feudalen Gesellschaftsordnung befördern als auch die eigene gesellschaftliche Position gegenüber den konservativ-reaktionären Herrschaftseliten festigen. Der Kampf ums Buch war in dieser Hinsicht gleichbedeutend mit dem Kampf um das Bewußtsein und die Urteilskraft der unterdrückten Massen, in deren Aufgeklärtheit man zumindest virtuell einen Koalitionspartner gegen die alten Autoritäten und für die Anforderungen der neuen ›modernen‹ Zeit sah.

Nachdem sich die gebildeten Stände infolge unaufhaltsam wachsender “Lesewut” bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu “Lekturkabinetten”, “Leseclubs” oder “Lesegesellschaften”15 zusammengeschlossen hatten, entstanden unter dem Einfluß aufkärerischer Ideen zur Zeit des Vormärz auch erste betont bürgerlich-liberale Lesevereine. So z.B. der 1818 als Gegengründung zum adeligen “Casino” in Graz ins Leben gerufene Leseverein “Joanneum” unter der Führung des freisinnigen Aufklärers in der Lederhose, Erzherzog Johann.16 In Wien widmete sich seit 1840 der “Severinus-Verein” neben der Armenpflege und Wohltätigkeitsarbeit – gegen monatliches Entgelt von 20 Hellern – der Vermittlung von “passender Lektüre” an ein weiter nicht definiertes Publikum. 1913 unterhielt der Verein immerhin bereits vier Büchereien mit einem Gesamtbestand von 20.289 Bänden.17 Der im Dezember 1948 von Alexander von Helfert und Wilhelm von Schwarz-Senborn gegründete “Österreichische Volksschriftenverein” stellte sich die Aufgabe, die “Volksbildung im Geiste wahrer Humanität, Gesittung, fortschreitender Aufklärung und guten Geschmacks vorzüglich unter jenen Volksschichten, welche streng wissenschaftliche Kenntnisse sich nicht erwerben können, durch Verbreitung angemessener Druckschriften zu fördern...” 18 Daneben existierte für die Frauen des gebildeten Bürgertums seit 1862 ein “Damen-Leseverein”, dessen Bibliothek von einer hauptamtlichen Bibliothekarin geleitet wurde und hauptsächlich Werke religiösen sowie allgemein-belehrenden Inhalts in deutscher, französischer, englischer, italienischer und spanischer Sprache enthielt.19

Aber wie die meisten auch nach 1848 in der Zeit der neoabsolutistischen Reaktion gegründeten bürgerlichen Lese-Casinos – beispielsweise der 1850 in Krems gegründete Verein “Casino”20 , ein erster entfernter Vorläufer einer Volksbibliothek, oder die Bibliothek des 1864 gegründeten “Fortbildungsvereins für Buchdrucker” –, die landwirtschaftlichen Casinos, katholischen Gesellenvereine sowie die konfessionellen Wohlfahrtsvereine,21 blieben diese Unternehmungen in ihren Bildungsaktivitäten zunächst primär auf Stand und Herkunft limitiert. Die breite werktätige Masse der Bevölkerung blieb vom Angebot dieser Vereine zur Gänze ausgeschlossen.

Erst mit den liberalen Vereinsgesetzen von 1867, sozusagen der legistische Ausdruck des zu Besitz und (politischer) Macht aufgestiegenen Bürgertums, vollzog sich der Übergang von der korporativ-exklusiven Standes- und Berufsgruppenbildung zur assoziativ-offenen Volks- und Arbeiterbildung. In rascher Folge entstanden in den meisten größeren Städten der habsburgischen Länder Volksbildungsvereine. In der überwiegenden Mehrzahl handelte es sich hierbei um Gründungen liberaler und sozialreformerisch- bürgerlicher Kreise, repräsentiert in Berufsgrupen wie Ärzten, Juristen, Apothekern oder Angehörigen des Lehrerstandes. In all diesen Volks- und Arbeiterbildungsvereinen der liberalen Ära wurde dem Aufbau von Volksbibliotheken zentrale Bedeutung beigemessen. Die Beherrschung der Kulturtechnik “Lesen” war ja einerseits eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine produktive Volksbildungsarbeit, wie auch umgekehrt die Existenz einer engagierten Volksbildungsbewegung, also die öffentliche Propagierung einer allgemeinen Bildung für die breite Masse gegen den oftmals vehementen Widerstand klerikal-konservativer Kreise, eine notwendige Voraussetzung für Errichtung von Volksbüchereien darstellte.

Im 19. Jahrhundert bedeutete der Kampf um die Demokratisierung des Zugangs zu Bildung und Wissen also in erster Linie den Kampf gegen die Illiterarität. Lesen zu können entschied, noch bevor es zu einem sozialen Aufstiegskriterium wurde, zunächst vor allem einmal darüber, ob und in welcher Form eine Person vom Angebot der Volksbildungsvereine überhaupt erreicht werden konnte.

Zum einen waren ja die Vortragsthemen als auch Zeit und Ort der Veranstaltungen – abgesehen von der sicherlich nicht zu vernachlässigenden Mundpropaganda – den Ankündigungszetteln und -Plakaten zu entnehmen.22 Daneben fungierten aber auch Kalender, Broschüren, Flugblätter und die Vereinsmitteilungen der Volksbildungsvereine als direkte Volksbildungsmittel, denen verschiedenartigstte Sach- und Wissensinformationen sowie praktische Tips zu entnehmen waren. Das Angebotsspektrum reichte von geographischen, technischen, politischen oder lokal-historischen Informationen bis hin zur Hühnerzucht für Fortgeschrittene.

Im bereits angesprochenen Kontext von “Wissen ist Macht” stellte die Fähigkeit, sich aus eigener Kraft weiterzubilden, Lesen zu können, durchaus ein Politikum dar, da es die jahrhundertelange buchfeindliche Tradition eines von obrigkeitlichen Stellen seit der Gegenreformation geradezu gehegten und gepflegten Analphabetismus unterminierte und damit dessen Legitimation in Frage stellte. Auf den im Zusammenhang mit der Entstehung neuzeitlicher Buchkultur überaus wichtigen Aspekt sozialer und politischer Herrschaftssicherung durch die strategische Kontrolle der Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten der Bevölkerung hat jüngst Johann Dvorak hingewiesen.23 Bis weit ins 19. Jahrhundert blieb die Unwissenheit und Illiterarität der breiten Masse die Grundlage für die öffentliche Ordnung und die politische Ökonomie.

Vor dem Hintergrund einer auch weiterhin an politischer Unmündigkeit der Bevölkerung interessierten Obrigkeit bedeutete die Aneignung von Lesekompetenz sicherlich einen wesentlichen ersten Schritt aus der traditionell-autoritären Bevormundung seitens der herrschenden Elite hin zu mehr intellektueller Autonomie.

„Aus der Zeit Metternichs und des Konkordats stammte die Regierungsmaxime, daß das Volk von allen Bildungsmitteln auszuschließen sei. Man hatte Angst vor der Gefahr geistiger Befreiung des Volkes, in der richtigen Annahme, daß die politische ihr auf den Fuß folgen werde (...) Die Anschauungen, die in Österreich herrschten, waren in den Fünfzigerjahren nicht reaktionärer, als etwa in Preußen, wo Karl Otto v. Raumer, der Unterrichtsminister im Kabinett Manteuffel, in seinen berüchtigten Regulativen (1854) selbst den Zöglingen der Seminare die Beschäftigung mit den deutschen Klassikern versagt und den Grundsatz aufgestellt hat: ›Die höheren Stände sind im Besitz aller Bildungsmittel, die unteren sollen sie gar nicht haben, das Volk darf nicht weiter unterrichtet werden, als es zu seiner Arbeit paßt‹. Man wollte nicht denkende Menschen, sondern Knechte, gefügige Werkzeuge, die man leicht regieren konnte.“24

Zeitungen lesen zu können, imstande zu sein, das Geschehen in Politik und Wirtschaft zu verfogen, Informationen über Vorgänge in aller Welt vergleichen zu können, hieß wohl gleichsam einen neuen Kontinent zu betreten, auf dem der Zutritt bislang versperrt blieb. Die mit der technisch-intellektuellen Beherrschung des Lesens einhergehende Dekodierung der ›Ordnung der Dinge‹, bedeutete wohl auch eine plötzliches transparent Werden von Gesellschaft und Natur, deren Konstruktion und Funktionieren zu erklären sich eine Fülle an populärwissenschaftlichen Schriftgut und volkstümlichen Broschüren vornahm.

Allerdings war man sich auf Seite des sozialreformerischen liberalen Bürgertums, wie in abgewandelter Form dann auch unter den Führern der Arbeiterbewegung, klar darüber, daß Bildung und Lektüre, neben aller emanzipativen und aufklärerischen Qualitäten, auch eine pazifizierende und domestizierende Wirkung entfalten, sozusagen die zivilisatorische Trockenlegung wilder Unzufriedenheit und uvielleicht auch ungestümer Forderungen.

Klar zum Ausdruck brachte dies die ›Versöhnungstheorie der Klassen‹, die davon ausging, daß durch die Vermittlung von Bildung und Wissen ein sozialer und zugleich friedvoller Ausgleich zwischen den Klassen zu erreichen wäre: Bildung als Antwort auf die soziale Frage.

In diesem Sinne fungierten Bildung und Wissen Ende des 19. Jahrhunderts als ideologisch neutrale Werte sui generis, die – wie in den zeitgenössischen Schriften immer wieder betont wurde – sozusagen über den Klassen stehend von großem “collectiven Nutzen” für die Entwicklung der gesamten Gesellschaft wären. Über eine Art Synergieeffekt sollte gute Lektüre sowie weiterführender Unterricht imstande sein, einerseits die unterprivilegierte Masse der Bevölkerung aus der bestehenden Unmündigkeit und drohenden Verrohung zu führen; andererseits erhoffte man sich durch die Verbreitung von Bildung und Wissen rückwirkend eine Liberalisierung und Demokratisierung der Gesellschaft sowie die Verbesserung der wirtschaftlichen und letztlich auch militärischen Konkurrenzfähigkeit des Staates.

Kein Wunder also, daß derartige Vorstellungen, wie sie auf Seite des sozialreformerischen Bürgertums artikuliert und verwirklicht wurden, partiell mit den staatspolitischen Interessen der ministerialen Organe des Habsburgerstaates korrespondierten. So ergab zum Beispiel eine Inspektion des Niederösterreichischen Volksbildungsvereines auf etwaige unpassende Schriften durch den Landesausschuß, daß, wie der Reichsratsabgeordnete und spätere Unterrichtsminister Ritter von Hartel feststellte, „der Verein bei der Auswahl seiner Bücher mit der größten Gewissenhaftigkeit verfährt, daß eine Reihe trefflicher Schriften, welche das patriotische Gefühl zu steigern imstande sind, in seinen Bibliotheken Aufnahme gefunden haben“.24 Freilich wußte man auf Seite der sozialreformerischen Avantgarde, die ihre volksbildnerischen Aktivitäten gegenüber Klerus und Adel legetimieren mußte, um die Wirksamkeit solcher auf den “collectiven Nutzen” abstellender Argumente, sodaß man diese oft gezielt zur Kalmierung behördlich-polizeilicher Befürchtungen zum Einsatz brachte. Wie nun die organisatorische Tätigkeit der Volksbildungsvereine zeigt – in fast allen existierten eigene Büchereiausschüsse –, fungierte das Buch in der frühen Volksbildungsbewegung als Volksbildungsmittel Nummer Eins. Durch die Einrichtung von frei zugänglichen und kostenfreien ›Freibibliotheken‹ ausgehend vom Hauptsitz der Vereine in den größeren Städten wurden Bücherinseln inmitten einer kulturellen Wüste geschaffen, die darüberhinaus Kristallisationspunkte für die Schaffung neuer dezentraler Volksbildungsfilialen bildeten. Auf diese Weise entstand in den meisten heutigen Bundesländern ein Versorgungsnetz mit kleinen Büchereien und hochaktiven Volksbildungszweigstellen.

Um dies anhand einiger Beispiele zu illustrieren, sei zunächst auf den 1870 gegründeten und aus dem “Deutschen Demokratenverein in Graz” hervorgegangenen “Steiermärkischen Volksbildungsverein” verwiesen, der sich besonders heftig gegen die klerikale Patronage im Schulwesen stemmte und mittels der Sammlung des sogenannten Schulpfennigs für die Anschaffung adäquater Lehrmittel für die regionalen Schulen eintrat. Lange Zeit beschränkte sich der Verein auf die Unterstützung von Schulbibliotheken bis der Vorstand 1889 beschloß, eigene Volksbüchereien zu errichten. In der Folge wurden in Graz und Umland kontinuierlich kleinere Volksbücherein ins Leben gerufen, sodaß der Verein im Jahr 1902 bereits 62 Büchereien mit einem Buchbestand von insgesamt 15.159 Bänden führte. In Graz entstand aufgrund der testamentarisch vermachten Privatbibliothek eines Vereinsmitglieds die “Saria-Bibliothek”, welche 1897 mit einem Anfangsbestand von 2200 Bänden eröffnet wurde.26 Im Vereinsorgan Der Dorfbote veröffentlichte der Büchereireferent des Vereins Unterweisungen für die Bibliothekare sowie erste, wenn auch sehr dürftige, Statistiken.

Auch der 1872 in Linz gegründete “Oberösterreichische Volksbildungsverein” errichtete sukzessive Volksbüchereien und publizierte im 1885 geschaffenen Vereinsorgan Der Volksbote bereits eine allgemeine Büchereiordnung, die die Unentgeltlichkeit der Benützung, das Anlegen eines Katalogs, die Führung einer Büchereistatistik, vorgeschriebene Ausleihzeiten und den Aufbau eines Ausleihkatalogs für Revisionsarbeiten vorschrieb. 1894 existierten immerhin bereits 61 Büchereien mit einem Gesamtbestand von 18.594 Bänden und 42.505 Entlehnungen.27

Ende 1895 errichtete der Verein eine erste größere Bücherei in Linz – die Holzinger Volksbücherei –, die drei Jahre später bereits 6127 Bände umfasste und bei 1901 Lesern auf 46.414 Entlehnungen verweisen konnte.28 Hier war man allerding bereits vom Prinzip der Unentgeltlichkeit abgegangen, indem nun ein jährlicher oder monatlicher Mitgliedsbeitrag zu zahlen war. Dafür konnte sich die Bücherei bereits einen gedruckten Katalog sowie zwei hauptamtliche Bibliothekarinnen leisten.

Der auf Anregung des Bezirksstadtschulrates 1868 in Krems gegründete liberale “Constitutionelle Fortschrittsverein”, der sich zum Ziel gesetzt hatte, den “Bestand und Besitz der konstituionellen Staatgrundgesetze und Freiheiten im Volksbewußtsein zu festigen“,29 schuf in allen acht Gerichtsbezirken des Landes Niederösterreich mit einem Gesamtaufwand von 1000 Gulden frei zugängliche Bibliotheken.30 Wobei ›Bibliothek‹ in der Regel einen Anfangsbestand von durchschnittlich 100 Bänden meinte.

Der Buchbestand wurde sorgfältig nach den “naiven Anschauung” und dem wie es hieß “beschränkten Fassungvermögen”31 der Benützer zusammengestellt, mit der Gewichtung auf populär-belehrender Literatur. Neben Klassikern wie Schiller und Goethe, fanden sich darunter Märchen-, Sagen- und Volksbücher wie die von Bechstein oder der Gebrüder Grimm, illustrierte Chroniken, Geschichtsdarstellungen, aber auch Erzähler wie J. F. Cooper und D. Defoe oder volkstümliche Lyriker wie L. Uhland.32 Daneben bemühte sich der Fortschrittsverein erfolgreich um Subventionen seitens des Niederösterreichischen Landtags (300 Gulden) und initiierte in Person des Vereinsvorstands, des Gymnasialprofessors Dr. Richard von Muth, die Gründung einer Stadtbibliothek in Krems, die 1876 eröffnet wurde33 und zusammen mit den Stadt- bzw. Gemeindebibliotheken in Retz (1875), St. Pölten (1882) und Wels (1889) zu den ältesten kommunalen Bibliotheken Österreichs zählt.34

Daß die Errichtung von Volksbüchereien kein unpolitisches Unterfangen darstellte, sondern im Gegenteil unter dem Blickwinkel eines Kulturkampfes geführt wurde, davon geben beispielsweise programmatische Äußerungen Richard von Muth’s Auskunft, der meinte, daß man „Ort um Ort, Bezirk um Bezirk den Gegnern abringen (muß). Ein wuchtiges und ehrenvolles Agitationsmittel nun bietet die Errichtung von Volksbibliotheken (...) Der Volksbibliothek gegenüber hat sich bisher die klerikale Agitation völlig machtlos erwiesen; die Macht der Neugierde, der Reiz der Neuheit sind zu groß und hat der richtige Mann an einem Ort die Sache in der Hand, den die Bevölkerung kennt, dem sie Vertrauen schenkt, so kommt ein Nachbar um den anderen und verlangt Bücher.“35

Auch in Wien war bereits 1877 im 7. Gemeindebezirk der “Erste Wiener Volksbibliotheksverein” gegründet worden, der im selben Jahr noch eine Filiale eröffnete und insgesamt 9200 Bände zur kostenlosen Benützung anbot.36 Zwei Jahre später (1879) entstand als Gründung des “Gemeinnützigen Vereins Alsergrund” unter Führung des engagierten Volksbildners Freiherr von Schwarz-Senborn37, der geradezu volksbildnerisches ›multi-tasking‹ betrieb, indem er in fast allen Vereinen entweder persönlich involviert war oder Buchspenden leistete, eine Freibibliothek und erste Frei-Lesehalle, die auch über Zeitungen und Zeitschriften verfügte, sowie ein eigenes Vereinsorgan zur freien Benützung auflegte. 1885 erfolgte die Gründung des “Allgemeinen Niederösterreichischen Volksbildungsvereines” der der Büchereiarbeit unter den genannten Volksbildungsvereinen die größte Bedeutung zukommen ließ und diese explizit nach dem Modell der englischen ›Public Free-Library‹ ausrichtete. 1888 hatte der Verein immerhin bereits 48 Volksbüchereien eingerichtet. Nachdem der Verein einzelne bereits existierende Volksbüchereien wie z. B. die des “Fortschrittsvereins Stockerau” übernommen hatte, existierten 1900 insgesamt 129 solcher Freibüchereien mit einem Gesamtbestand von 58.816 Bänden.38 Für die Einrichtung und Führung der einzelnen Büchereien fixierte die Vereinsführung Präliminarien, die in einer “Büchereiordnung” festgehalten wurden. Die oberste Leitung der Büchereien oblag einem Büchereileiter, der Sitz und Stimme in der Hauptleitung hatte. Für die Führung der einzelnen Freibüchereien hielt der Paragraph 10 der Büchereiordnung fest, daß ein Vorstand bestehend aus 3-5 Mitgliedern zu nominieren sei, der zunächst aus “Mitgliedern der Gemeindevertretung und des Ortsschulrates, insofern sie Mitglieder des Vereines sind, gewählt werden (womöglich sollen Ortsvorsteher und Lehrer im Vorstande vertreten sein)”39 soll. Die Erhaltung und Führung der Büchereien, deren Benützung jedermann freistand, “ausgenommen der schulpflichtigen Jugend”40, wurde ehrenamtlichen Büchereiwarten übertragen.

Der §12 der Büchereiordnung definierte, daß “selbstverständlich nur solche Bücher und Schriften aufzunehmen (sind), welche wahren Bildungswert besitzen, sittlich veredelnd, geistig aufklärend und nach keiner Richtung hin berechtigten Anstoß erregen“.41 Als vordringlichstes Aufgabe der Büchereiarbeit wurde, wie in allen anderen Volks- und Arbeiterbüchereien, der Kampf gegen Schund- und Kolportageliteratur angesehen. Daß man es dabei wirklich ernst meinte, davon zeugt das Motto des Niederösterreichischen Volksbildungsvereins das da lautete: “Möge jeder Bibliotheksvorstand an dem Grundsatze festhalten: lieber keine Bücher als unpassende“.42

Aber den richtigen Durchbruch einer organisierten urbanen Büchereiarbeit schaffte erst der 1887 zunächst als Zweigstelle des Niederösterreichischen Volksbildungsvereines gegründete “Wiener Volksbildungsverein”, der sich 1893 als eigenständiger Verein verselbständigte.43 Wie anläßlich der Gründung in zahlreichen Tagesblättern Wiens verlautbart wurde, definierte der Verein sein Aufgabe folgendermaßen: “Den breiten Schichten des Volkes die unentgeltliche Selbstbildung zu ermöglichen. Dies soll erreicht werden durch die Herausgabe volkstümlicher Schriften und durch die Veranstaltung unentgeltlicher Vorträge in den Bezirken und Vororten Wiens, besonders aber durch Errichtung zahlreicher Freibibliotheken und Freilesehallen, die jedermann offen stehen und die an jede vertrauenswürdige Person ohne Entgelt gute Bücher zur häuslichen Lektüre verleihen.“44

Bereits 1887 wurde in Wien Simmering (Simmeringer Haupstraße 62) eine erste Freilesehalle mit rund 1300 Bänden eingerichtet. In rascher Folge kam es zu weiteren Gründungen, sodaß 1914 bereits ein Netz von 27 Büchereien existierte mit einer Entlehnziffer von knapp 2 Millionen Bänden.45

Der kostenaufwendige Ausbau des Vortragswesens, der sogenannten “volkstümlichen Sonntagsvorträge”, der 1895 schlußendlich zur Institutionalisierung der University Extension an der Wiener Universität führte, initiierte bald erste Diskussionen über die Frage der unentgeltlichen Benützung der Volksbüchereien. Außerdem brachte die Akademisierung der Volksbildungsarbeit, also die zunehmende Verwissenschaftlichung des Angebots, auch eine stärkere Ausrichtung des Bücherangebots in Richtung wissenschaflicher Werke. So meinte auch Ludo Moritz Hartmann, daß sich die Bibliotheken in den Volkshochschulen – 1901 war ja in Wien die erste richtige ›Volks-Hochschule‹, das Volksheim Ottakring, gegründet worden – von den Volksbibliotheken im wesentlichen dadurch unterscheiden, daß “sie rein wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Inhaltes sind. Eine Ergänzung kann eine Lesehalle und eine Volksbibliothek bilden.“46 Auch anläßlich der Gründung der Arneth-Bibliothek,47 der insgesamt 14. Volksbibliothek des Vereins, welche im September 1900 in der Goldschlaggasse im 15. Bezirk mit einem Bestand von 7000 Bänden eröffnet wurde, hielt man eigens fest, daß dem Ausbau der populär-wissenschaftlichen Abteilung künftig besondere Aufmerksamkeit gewidmet werde.48 Neben diesem bis in die Zwischenkriegszit immer stärker werdenden Trend zur populärwissenschaftlichen Bibliothek wurde seitens des Wiener Volksbildungsvereines aber andererseits auch sehr früh versucht, Büchereiarbeit und Sozialarbeit zu verknüpfen. So enstanden neben mehreren Garnisonsbibliotheken, wo dem laut Eduard Leisching hohem Sekundär-Analphabetismus der Rekruten49 entgegengearbeitet werden sollte beispielsweise auch “Gefangenenhausbibliotheken”, Hausbibliotheken in Männerasylen oder Bibliotheken in Krankenhäusern.

Zwischen 1887 und 1912 errichtete Bibliotheken des Wiener Volksbildungsvereines:50

1.8.1887 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 1 in Simmering 1.3.1888 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 2 in Währing 15.4.188 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 3 in Favoriten (ab 1907 „Peez-Bibliothek“51 ) 19.5.1889 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 4 in Floridsdorf 15.4.1890 Eröffnung der Garnisonsbibliothek Nr. 1 (Artilleriearsenal) 22.6.1890 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 5 in Meidling 26.6.1890 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 6 in Döbling 1.1.1892 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 7 in Kaiser-Ebersdorf 1.2.1893 Eröffnung der Gefangenenhausbibliothek Nr. 1 in (Bezirksgericht Simmering) 25.4.1893 Eröffnung der Krankenhausbibliothek Nr. 1 (Klinik Schrötter) 31.7.1893 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 8 in Leopoldstadt 30.10.1893 Eröffnung der Krankenhausbibliothek Nr. 2 (Klinik Albert) Oktober 1893 Eröffnung von Lehrlingsbibliotheken im II., IV., VII., und XVI. Wiener Bezirk 1.6.1894 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 9 in Hernals 5.8.1894 Eröffnung der Krankenhausbibliothek Nr. 3 (Klinik Nothnagel) 1.10.1894 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 10 auf der Landstraße 1.12.1894 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 11 in Nußdorf 1.4.1895 Eröffnung der Garnisonsbibliothek Nr. 2 (Technische Militärakademie) 29.5.1895 Eröffnung der Garnisonsbibliothek Nr. 3 (Marinesektion) 1.6.1895 Eröffnung der Garnisonsbibliothek Nr. 4 (81. Infanterieregiment, später 4. Infanterieregiment) 1.8.1895 Eröffnung der Garnisonsbibliothek Nr. 5 (Divisions-Artillerieregiment Nr. 6) 1.9.1897 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 13 („Leopold Auspitz-Bibliothek“52 ) in Margareten 1.12.1897 Eröffnung der Gefangenenhausbibliothek Nr. 2 (Wiener Landesgericht) 1.1.1900 Eröffnung einer Bibliothek für die Häuser der „Kaiser Franz Josef I. Jubiläumsstiftung für Volkswohnungen und Wohlfahrtseinrichtungen“ im 13. Bezirk 1.9.1900 Eröffnung der Volksbibliothek Nr. 14 („Arneth-Bibliothek“) in Fünfhaus 1.1.1902 Errichtung einer Hausbibliothek für den Häuserblock des Bau- und Sparvereines der Bediensteten der Staatsbeamten (Hütteldorf) 1.10.1904 Errichtung einer Bücherausgabestelle (außerhalb der Volksbibliothek) in Floridsdorf 5.11.1905 Eröffnung der Volkslesehalle im Volksheim Ottakring 1.10.1907 Errichtung einer Hausbibliothek im Männerheim Meldemannstraße (Brigittenau) 1.12.1909 Eröffnung einer Bücherausgabestelle in Gross-Jedlersdorf 1.3.1910 Errichtung einer Hausbibliothek im Männerheim in Hernals 16.3.1912 Eröffnung einer Kinderlesehalle im Volksbildungshaus Stöbergasse

Die Ausgaben für die Büchereien, die vorwiegend durch Spenden und Subventionen finanziert wurden, stiegend laufend an, sodaß 1894 eine monatliche Leihgebühr eingeführt wurde und erste, zum Teil kontroversielle, Diskussionen über die Einführung eines sogenannten ›Leihhellers‹ nach dem Vorbild anglo-amerikanischer Bibliotheken ausbrachen. 1893 wurde auf Initiative des Bibliotheksreferenten des Wiener Volksbildungsvereines, Eduard Reyer, eine erste größere Bibliothek im 2. Wiener Gemeindebezirk mit einem Bestand von 10.000 Bänden gegründet, die von den Benützern von vorherein eine monatliche Gebühr von 5 Kreuzern forderte.53 Infolge der guten Erfahrungen mit dieser Einschreibgebühr wurde das Prinzip der Unentgeltlichkeit aufgegeben, was das Ende der Freibibliotheken bedeutete. Als Eduard Reyer, Bibliotheksexperte und Kenner des englischen und amerikanischen Bibliothekswesens54 , den “Leihheller” auf jedes entlehnte Buch auch in Wien einführen wollte, nachdem er damit bereits in der von ihm gegründeten Grazer Volksbibliothek (1895) Erfolg gehabt hatte, kam es zu Differenzen im Vorstand des Volksbildungsvereines. Das von Reyer vertretene Prinzip einer extensiven Büchereiarbeit und die zusätzlich erhobene Forderung nach einem Fallenlassen jeglicher Vorselektion, also die Forderung nach einem völlig neutralen Prinzip der Bucheinstellung, das nur tatsächliche Schundschriften ausgeschlossen sehen wollte, aber nicht ideologische Schriften, führte 1896 zu seinem Ausscheiden aus dem Wiener Volksbildungsverein55 und damit zu einer der bedeutendsten Bücherei-Neugründungen auf Wiener Boden: zur Gründung des “Vereins Zentralbibliothek” im Jahr 1897.56

Das Vorwärtsweisende dieser Einrichtung, die trotz aller Differenzen weiterhin mit dem Volksbildungsverein kooperierte, lag darin, daß sie ein in dieser Form völlig neues, kooperatives Modell der Büchereiarbeit verwirklichte. Neben der eigenen Zentrale, der nachfolgend Bezirksfilialen folgten, wurden die Bestände der großen Bibliotheken der Wiener Handel- und Gewerbekammer sowie des Juridisch-Politischen Lesevereins mit deren Signaturen in die eigenen Kataloge aufgenommen. Auf diese Weise vergrößerte sich der Bestand der Zentralbibliothek um einen virtuellen Bibliotheksbestand, der nach dem Vorbild des amerikanischen Delivery-Systems auch dem Benützer in entlegenen Filialen den Zugriff auf die teuren Bände im Bereich von Volkswirtschaft, Geographie, Sozialpolitik oder Handelswissenschaft ermöglichte. Noch bevor die Zentrale 1909 unweit des Stephansplatzes in der Tuchlauben ein 600 m2 Lokal beziehen konnte, wurde ein überaus effizientes System der Buchausleihe verwirklicht, wo mittels Dreirad Bücher in die Filialen transportiert wurden.57 Wie die Bücher rotierten auch die angestellten Bibliothekare des Vereins zwischen den Filialen, um auf diese Weise sicherzustellen, daß diese gegebenenfalls überall einspringen zu konnten.

Ebenso wie im Wiener Volksbildungsverein wurden in Form eines Buchkartensystems Bücher mit einer Entlehnfrist von 14 Tagen ausgegeben, bei wissenschaftlichen Werken mit einer Frist von 30 Tagen, mit der Möglichkeit einer Verlängerung.

Ein weiteres feature der Zentralbibliothek bestand darin, daß sie über Spezialabteilungen verfügte. So bestand seit 1898 eine eigene wissenschaftlichen Abteilung, die sich im Verbund mit den genannten Bibliotheken zur Aufgabe machte, die Leser mit jedem gewünschten wissenschaftlichen Buch zu versorgen. Wie stark dieses Angebot von den Benützern angenommen wurde zeigt der Umstand, daß im Jahr 1900 allein in der Zentrale 230.000 wissenschaftliche Bände entliehen wurden, was insgesamt 54% aller Entlehnungen ausmachte.58 Neben der wissenschaftlichen existierte noch eine eigene belletristische Abteilung, eine Musikbibliothek sowie eine Jugendschriftensammlung. Bleibt zu erwähnen, daß der Verein 1902 unter dem Protektorat des Fürsten Liechtenstein eine eigene Zentralbibliothek für Blinde gründete, ein für jene Zeit ungeheuer progressiver Schritt.

1910 verteilte sich über Wien ein Netz von 23 Filialen des Vereins Zentralbibliothek, der jährlich auf eine Entlehnziffer von über 3,3 Millionen Bänden kam. Allein in der Zentrale wurden täglich um die 6000 Bände ausgegeben. Wie allerdings die Statistik zeigt, entfielen die meisten Entlehnungen auf Studenten und Beamte, nur etwas über 1% der Benützer stellten Arbeiter und Arbeiterinnen dar, was jedoch bei der unglaublich hohen Benützerfrequenz noch immer eine beachtliche Zahl ausmacht.59 Wie Josef Luitpold Stern vorrechnet, kamen Zentralbibliothek und Volksbildungsverein im Jahr 1909 zusammengenommen auf über 5,1 Millionen Entlehnungen.60 Diese Zahl – obwohl man mit Zahlen sicher vorsichtig sein muß – wurde selbst von den Wiener Arbeiterbüchereien zur Zeit ihres Höhepunkts in der Ersten Republik bei weitem nicht erreicht.

Gemäß dem Motto „Library work is not philantropy“61 war die Ausleihe natürlich nicht gratis. Die monatlich zu entrichtende Leihgebühr wurde nach den einzelnen Filialen und deren Beständen gestaffelt und pro Band 2 Heller Gebühr eingehoben. Mit den erzielten Einnahmen, die im ersten Bezirk am höchsten ausfielen, wurden Defizite in den Büchereien der Randbezirke ausgeglichen. Wie Josef Luitpold Stern enthusiastisch anmerkte, war es die Bevölkerung, die aus eigener Kraft ihre Büchereien erhielt.

Auch das 1905 in ein eigenes Gebäude übersiedelnde Volksheim Ottakring, die erste ›Abendvolks-Hochschule‹ Europas, widmete sich der Büchereiarbeit. In dem weiträumigen Gebäude des Volksheims bot sich Platz genug, um den Wiener Volksbildungsverein mit einer eigenen Lesehalle einmieten zu lassen, in der den Leserinnen und Lesern gegen 4 Heller Eintrittsgebühr 280 Zeitschriften, 50 Tagesblätter sowie eine reichhaltige Handbibliothek zur Benützung offen standen.62 Neben dieser gut frequentierten Lesehalle des Volksbildungsvereines existierte im Souterrain die aufgrund von zahlreichen Spenden zusammengetragene Bibliothek des Vereins, welche vorwiegend populärwissenschaftliche Werke umfasste und für die 1927 ein eigener Gesamtkatalog erstellt wurde.63 Das Spezifikum des Volksheims Ottakring lag aber im Aufbau beeindruckender wissenschaftlicher Spezialbibliotheken im Rahmen der sogenannten Fachgruppenarbeit der Volkshochschulen. Diese Fachgruppen stellten ein Modell intensiver Kleingruppenarbeit zu spezifischen wissenschaftlichen Fachbereichen (Physik, Mathematik, Philosophie, Biologie, Geschichte, Geographie,Photographie etc.) dar, wo Experten und Laien in seminarartiger Form auf egalitärer und demokratischer Basis wissenschaftlich zusammenarbeiteten. Einige Bibliotheken dieser insgesamt 27 Fachgruppen des Volksheims Ottakrings, wie beispielweise diejenige der Literaturfachgruppe, erreichte im Arbeitsjahr 1930/31 den beachtlichen Bestand von 8555 Bänden Fachliteratur.64

Mit diesen wissenschaftlichen Spezialbibliotheken der verschiedenen Fachgruppen an den Volkshochschulen – auch im Wiener Volksbildungsverein existierten rund 14 Fachgruppen – manifestierte sich im Bereich der Bücherei- und Bibliotheksarbeit der Volksbildungsvereine der seit der Jahrhundertwende einsetzende Trend zur Verwissenschaftlichung des Bildungsangebotes am deutlichsten. Neben diesem Trend zur wissenschaftlichen Ausrichtung der Büchereien und Bibliotheken führte aber ein anderer Umstand schlußendlich zur Ausverlagerung der Volksbüchereiarbeit: Der im Vergleich zur sonstigen Volksbildungsarbeit enorme Kostenaufwand der Büchereiarbeit65 führte spätestens in den Zwanzigerjahren zu deren Verselbständigung, indem diese nun nicht mehr als Agende der Volksbildungsvereine, sondern, wenn überhaupt, über ausverlagerte bzw. assozierte Büchereikomitees administriert wurde. Bleibt an dieser Stelle zu erwähnen, daß die Volksbildungsvereine, und hier auch die 1987 gegründete Urania, neben den Bibliotheken seit der Jahrhundertwende eigene kleine Buchhandlungen betrieben, in denen die VeranstaltungsteilnehmerInnen von den Vereinen verlegte spezifische Volksbildungsliteratur (Verlag des Wiener Volksbildungsvereins, Schriftenreihe der Wiener Urania) oder als pädagogisch oder fachlich wertvoll erachtete Literatur kostengünstig erwerben konnten.

Versucht man die Volksbüchereiarbeit wie sie sich um die Jahrhundertwende herauskristallisierte zu bewerten, so stellt sich wohl als bedeutendste Leistung heraus, daß diese engagiert betriebenen Aktivitäten in ganz entscheidender Weise halfen, das volkstümliche Lesen zu popularisieren. Oft genug war, vor allem in der ländlichen Bevölkerung, großer Widerstand und Skepsis gegenüber einer quasi von oben nach unten gereichten Kultur des Buches zu überwinden. Widerstände, die dem Mißtrauen gegenüber kulturell-politischer Bevormundung sowie der nachhaltigen Wirkung eines jahrhundertelangen, obrigkeitsstaatlich induzierten Analphabetismus entsprangen. Trotz Reichsvolkschulgesetzes von 1869 und der damit beschlossenen achtjährigen Unterrichtspflicht blieb die bildungspolitische Wirkung aufgrund erheblicher schulischer Mängel, weiterbestehender Kinderarbeit, Ressentiments seitens der Eltern usw., äußerst dürftig. Die Analphabetismusrate lag demenstprechend hoch: 1910 rangierte der Anteil der Halb- oder Totalanalphabeten an der Bevölkerung noch bei knapp 20%.66 Das Lesebedürfnis der potentiellen Konsumenten mußte also zumeist erst ›er-lernt‹ werden, bevor es weiter stimuliert werden konnte. Der aufstrebenden Arbeiter- und Volksbildungsbewegung kommt das große Verdienst zu, derartige Widerstände nachhaltig abgebaut zu haben, und die breite Bevölkerung erstmals in der Geschichte mit einem – vor allem in den größeren Städten – hervorragend organisierten und dezentralisierten Netz an öffentlichen Bibliotheken versorgt zu haben.

Noch etwas scheint hier hervorhebenswert zu sein: Die Proponenten der Volksbüchereibewegung etablierten über Artikel und Buchrezensionen in diversen Zeitschriften und Mitteilungen erstmals einen regelrechten Bücherei- und Bibliotheks-Diskurs, der sich noch dazu international verstand, indem wechselseitige Kontakte über den Stand des Bibliothekswesens gepflogen und Erfahrungen ausgetauscht wurden. Reyer unterhielt bekanntlich fachliche Beziehungen bis nach Rußland und den baltischen Staaten67 wie auch andererseits das internationale Renommee seiner in Wien geleisteten Arbeit Vorbildwirkung bis in den skandinavischen Raum entfaltete.68

Sieht man sich die einschlägigen Volksbildungs-Periodika jener Zeit durch, fällt einem der hohe Anteil an Sachpublikationen zu Fragen des Bücherei- und Bibliothekswesens auf. Aus diesem Bibliotheks-Diskurs entsprangen auch erste Überlegungen hinsichtlich einer legistischen Verankerung volksbiblio¬thekarischer Erfordernisse, deren konzise Qualität selbst unter heutigen Maßstäben innovativ und progressiv anmutet.

Zur Illustration ein konkretes Beispiel: Am IV. ordentlichen Delegiertentag des Zentralverbandes der deutsch-österreichischen Volksbildungsvereine,69 der am 2. November 1901 in Wien stattfand, wurde ein Vorschlag bezüglich der Schaffung eines ›Reichsvolksbibliotheksgesetzes‹ diskutiert, der vom Österreichischen Verein für Bibliothekswesen70 in einem Memorandum an das Unterrichtsministerium gerichtet worden war.71 Darin wurde, mit Hinweis auf die bildungs- und sozialpolitische Bedeutung des Volksbüchereiwesens, die Einrichtung von zwei oder mehreren zentralen Volksbibliotheken für jedes Kronland gefordert, die im Verbund mit zu schaffenden Bezirksbibliotheken die Gemeindebibliotheken im Austauschwege mit Büchern versorgen sollten. Daneben proponierte das Memorandum die Schaffung von Schul- und Lehrerbezirksbibliotheken in allen cisleithanischen Ländern. Die Führung der Bibliotheken sollte wissenschaftlich ausgebildeten Bibliotheksbeamten übertragen werden. Für die Organisation und Durchführung dieses Vorhabens sollte der Regierung in Form eines “Bibliotheksbeirates” ein qualifiziertes Gremium beigestellt werden, nicht zuletzt um, wie Emil von Fürth, Obmannstellvertreter des Wiener Volksbildungsvereines dies formulierte, dadurch die Einflußnahme auf die Bücherauswahl seitens des Staates zu “paralysieren”.72 Zudem sollten die vorhandenen k.k. Studienbibliotheken zu Landesbibliotheken mit erweitertem Entlehnungsrecht ausgebaut und entsprechend dotiert werden.73 Ein detailierter Finanzierungsplan, der mehrere Ausbaustufen vorsah, wurde dem Plan beigelegt.

Es ist müßig hinzuzufügen, daß dieser unerhört progressive Plan, der, wenn auch nicht ganz ungeteilt, Zustimmung des Zentralverbandes gefunden hatte, nicht realisiert werden konnte. Das Beispiel gibt aber dennoch einen guten Eindruck von der sachlichen Dimension, in der die damalige Diskussion geführt wurde.

Um die Jahrhundertwende entstanden quasi als Gegenreaktion auf die aufklärerische Tätigkeit der liberal-neutralen bürgerlichen Volksbildungsvereine und der sozialdemokratischen Arbeiterbildungvereine sowohl am Land als auch in der Stadt verstärkt konfessionelle Bildungvereine mit dem Zweck der “Verbreitung von Bildung und Gesittung im Sinne der Christlichen Welt.”74 Um nur einige Beispiele zu nennen sei hier kurz auf die 1899 von christlich-sozialer Seite gegründete “Volkslesehalle” verwiesen, auf den 1909 gegründeten “Katholischen Bibliotheks- und Leseverein” mit der Zentrale im Heiligenkreuzerhof sowie auf den 1928 nach deutschem Vorbild ins Leben gerufenen “Österreichischen Borromäusverein” mit Sitz in Salzburg.75 Aber obwohl diese unter konfessioneller Kuratel stehenden Büchereien zum Teil auf beachtliche Bestände und Entlehnziffern kamen, blieb die Wirksamkeit dieser Unternehmungen – abgesehen von den Pfarrbüchereien auf dem Lande –, zumal sie sich in der Regel auf die bloße Ausgabe von Büchern beschränkten, im Vergleich zu den “neutralen” Volksbüchereien vergleichsweise gering. Allein die Arbeiterbüchereien, für deren Aufbau Josef Luitpold Stern seit 1912 verantwortlich zeichnete,76 nahmen einen ungeheuren Aufschwung, bis sie in Ende der 1920er Jahre entlehnziffernmäßig in die Nähe der Volksbibliotheken kamen. 1930 zählte allein der Verein Zentralbibliothek über 3 Millionen Entlehnungen im Vergleich zu 2 Millionen aller Wiener Arbeiterbüchereien.77

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen ist es also sicherlich nicht korrekt, generell von einem allgemeinen Bedeutungsrückgang der Volksbibliotheken in der Zwischenkriegszeit zu sprechen.78 Richtig ist allerdings, daß sich die neutrale urbane Volksbildungsarbeit nach der Jahrhundertwende stärker in Richtung Popularisierung von Wissenschaft und Kunst entwickelte und dabei vermehrtes Augenmerk auf kleine leistungsfähige Fachbibliotheken legte, als auf extensive Volksbüchereien. Spätestens Mitte der 1920er Jahre, der Zeit der Hochblüte der Wiener Volksbildung, hatten sich die Volksbüchereien obwohl nach wie vor organisatorisch in die Volksbildungsvereine integriert, zu eigenständigen Faktoren der Bildungsarbeit entwickelt.

Nach der allgemeinen Alphabetisierung der Bevölkerung konnte eine wissenschaftlich orientierte Volksbildung, die wie im Fall der Volkshochschulen mit Hörsälen und Labors ausgestattet war,79 bei anderen Voraussetzungen beginnen als primär bei der Büchereiarbeit. Mit der Expansion eines ausdifferenzierten und abgestuften Angebots an Bildungsveranstaltungen – das, wie Emil Reich dies einmal ausdrückte, von Rechtschreibkursen bis zur Kant-Kritik reichte80 und zunehmend auch Filmveranstaltungen integrierte –, geriet der Vermittlungsdienst Leser-Buch allmählich an die Peripherie der Volksbildungsarbeit.

Angesichts der hohen Funktionärsverflechtung zwischen den Volksbildungsvereinen und sozialdemokratischen Bildungsorganisationen und dem hohen Anteil der Arbeiterschaft an den Teilnehmern der Volksbildungsveranstaltungen scheint auch das bislang in Verwendung stehende Interpretationsmodel einer direkten Konkurrenz oder Gegnerschaft zwischen neutraler Volksbildung und sozialdemokratischer Arbeiterbildung wenig operabel zu sein. Daß sich in so mancher sozial-revolutionären Phrase das “bürgerliche” und “pseudo-neutrale” Volksbildungswesen verunglimpft sah ändert daran nur wenig.

Grosso modo wurde die neutrale Volksbildung seitens der Sozialdemokratie, wie dies zum Beispiel die Auswertung der Zeitungsberichterstattung zeigt, als Kooperationspartner angesehen und deren Bildungsaktivitäten nach Kräften unterstützt.81

Das vorläufige und gründliche Ende für die existierenden Volks- und Arbeiterbüchereien kam jedenfalls mit dem Austrofaschismus und dem nachfolgenden Nationalsozialismus. Die Volks- und Arbeiterbüchereien wurden aufgelöst, zahlreiche Bibliothekare entlassen, die Bestände “gesäubert” und sogenannte ›Schwarze Listen‹ mit indizierten Autoren erstellt. Wie dies bereits Karl Lugmayer, der Verwalter der “Vaterländischen Front” für beschlagnahmte Einrichtungen in Wien und Präsident des “Wiener Volksbildungswerks”82 zum Ausdruck brachte, galt nunmehr das “Standrecht der Bücherauswahl”.83 Das NS-Regime beseitigte dann mit der Kommunalisierung und Normierung der Büchereiarbeit auf rassistischer Grundlage die letzten Reste früherer Büchereiarbeit.

Nach 1945 war das Büchereiwesen in Österreich völlig zerstört. Von rund 800 Büchereien in Österreich existierten 1945 nur mehr 400 mit stark dezimierten Beständen und einem hohem Anteil an nationalsozialistischem Schriftgut. 84

Organisatorisch vollzog sich der Wiederaufbau der Erwachsenenbildung und der öffentlichen Büchereien auf unterschiedlicher Grundlage. Die Kommunalisierung der Büchereien wurde beibehalten, während die Mehrzahl der Volksbildungseinrichtungen, wie beispielsweise die Volkshochschulen, auf vereinsmäßiger Grundlage wiederaufgebaut wurden.

Obwohl in den unmittelbaren Jahren nach 1945 in Form der “Gesellschaft der Bildungsfreunde” ein überaus ambitioniertes Projekt ein umfassendes Kooperationsmodell von Erwachsenenbildung zu verwirklichen trachtete, das Arbeiterkammer, Gewerkschaften, Rundfunk und die Büchereien in einer gemeinsamen Organisation hätte integrieren sollen,85 blieb dieses Vorhaben ebenso unrealisiert wie der projektierte Aufbau eines an die Volkshochschulen angeschlossenen Büchereinetzes. Lange Zeit erfolgreich verliefen hingegen die von Wolfgang Speiser nach niedersächsischem Vorbild Mitte der 1950er Jahre eingerichteten “Buchstudienkreise”, zumal diese Idee vom Österreichischen Rundfunk aufgenommen und in Kooperation mit den Volkshochschulen weiterausgebaut wurde. Taschenbuchausgaben von deutschen Klassikern, philosophischen Texten oder wissenschaftlich-technischer Literatur wurden via Bücherkisten allen Volkshochschul-Kursleitern zur Verfügung gestellt, um diese dann im Kontext der inhaltlichen Schwerpunkte der jeweiligen Kurse zu diskutieren.

Der Rundfunk erweiterte dieses Projekt, indem unter Ernst Glaser, dem damaligen Intendanten von Radio Wien, eine eigene Sendereihe “Lesen und Verstehen” eingerichtet wurde, worin Fachleute verschiedene wohlfeile wissenschaftliche Bücher in 6 bis 13 wöchentlich stattfindenden Hörfunksendungen besprachen. Anschließend an die Radiosendungen wurden die besprochenen Bücher in den Buchstudienzirkel der Wiener Volkshochschulen weiter diskutiert und die in den Rundfunksendungen aufgeworfenen Fragen zu beantworten versucht.

Unter den besprochenen Büchern finden sich Titel wie Ortega y Gassets “Aufstand der Massen”, Arnold Gehlens “Die Seele im technischen Zeitalter”, David Riesmanns “Die einsame Masse”, C. G. Jungs “Bewußtes und Unbewußtes”, Bertrand Russells “Wissenschaft wandelt das Leben”, Johann Huizingas “Homo Ludens”, Stefan Zweigs “Sternstunden der Menschheit” oder Georg Lukacs “Von Nietzsche zu Hitler”.86 Infolge wachsender Programmvielfalt in Rundfunk und Fernsehen wurde diese Kooperative jedoch Anfang der 70er Jahre eingestellt. Schlußendlich wurden in Wien 1966 auch die letzten Volkshochschul-Büchereien in Margareten, Ottakring, Alsergrund und Urania aufgegeben.87

Obwohl in jüngster Zeit vereinzelt Versuche unternommen wurden, an Volkshochschulen Mediatheken einzurichten, liegt doch allgemein, nicht zuletzt angesichts der damit verbundenen Kosten und dem gewaltigen Nachteil gegenüber der breiten Angebotspalette bereits existierender Büchereien und Bibliotheken, die Chance der Erwachsenenbildungseinrichtungen von heute in ganz anderen Bereichen.

Das Buch ist und bleibt – so wie in Zukunft wahrscheinlich elektronisch abgespeicherte Information – sowohl vorausgesetzter als auch integraler Bestandteil der Erwachsenen- bzw. Weiterbildungspraxis: als veranstaltungsbegleitende Lektüre für die TeilnehmerInnen, als Unterlage für die EB-interne Weiterbildung, als Medium der Öffentlichkeitsarbeit (Verbandspublikationen etc.), aber eben nicht mehr als direktes Mittel der Erwachsenenbildung.

Anmerkungen:

1 Statement von Josef Luitpold Stern, Vgl. dazu Anmerkung S. 61.

2 Vgl. dazu allgemein Christian Stifter, Analyse, Kritik und Gedächtnis. EB-Forschung ohne Archiv. Kritische Anmerkungen zum Verhältnis von Zeitgeschichte und Erwachsenenbildung. In: Erwachsenenbildung in Österreich, 3/1994, S. 14-18.

3 Hans Altenhuber, Zehn Jahre Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ). In: Erwachsenenbildung in Österreich, Büchereiheft 3/1982, S. 1.

4 Diese sind: Arbeitsgemeinschaft der Bildungsheime Österreichs, Berufsförderungsinstitut (BFI), Institutionen katholischer Erwachsenenbildung, Ländliches Fortbildungsinstitut, Österreichische Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Ring Österreichischer Bildungswerke, Verband Österreichischer Schulungs- und Bildungshäuser, Verband Österreichischer Volkshochschulen (VÖV), Wirtschaftsförderungsinstitut der Bundeswirtschaftskammer (WIFI)

5 Vgl. dazu Gerhard Bisovsky, Blockierte Bildungsreform. Staatliche Erwachsenenbildungs-Politik in Österreich seit 1970, Wien 1991, S. 34 f.

6 Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport (Hg.), KEBÖ-Grundlehrgang für Erwachsenenbildner. Institutionen der Erwachsenenbildung – Selbstdarstellung der in der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) vertretenen Institutionen, Wien 1986 (2. Aufl.), 3.8.

7 Ebenda.

8 Gustav Sichelschmidt, Die Erziehung zum Buch. Eine volksbildnerische Lebensfrage. In: Neue Volksbildung, 8/1965, S. 346.

9 Zu diesem Dispositiv siehe u.a. Richard Bamberger, Volksbildung und Buch. In: Franz Hurdes (Hg.), Zur Volksbildungsarbeit in Niederösterreich, Wien S. 84 ff; weiters Wolfgang Speiser, Buch und Volkshochschule – Bericht aus Wien I. In: Jean Hartmann (Hg.), Das Buch in der Erwachsenenbildung, Berlin o. J., S. 52 f.

10 Alfred Pfoser, Die Wiener Städtischen Büchereien. Zur Bibliothekskultur in Österreich, Wien 1994, S. 52 f.

11 Ebenda, S. 42 ff.

12 Ebenda, S. 45 ff.

13 Vgl. Gerhard Bisovsky (1991), loc. cit., S. 19.

14 Vgl. Christian Stifter, Knowledge and Authority. The impact of University Extension on Popular Education in Vienna between 1890-1910. What was to be extended? Unveröffentl. Forschungspapier, vorgelegt beim IVth European Research Seminar. Cross-cultural Influences in the History of Adult Education in Europe, University of Salamanca, 5.-9. September 1994, S. 19; erscheint 1995 in Bd. 4 der Leeds Studies in Continuing Education.

15 Vgl. Wilhelm Brauneder, Leseverein und Rechtskultur. Der Juridisch-politische Leseverein zu Wien 1840-1990, Wien 1992, S. 14 ff.

16 Nach der Mitteilung des Polizeiministers Josef Graf Sedlnitzky an den Protektor Erzherzog Johann, daß ein “allerhöchstes Verbot der Lesecabinette” bestünde, und sich demgemäß die bloße Erweiterung der bereits am Joanneum bestehenden Bibliothek empfehle, wurde 1819 die “Erweiterte Leseanstalt am Joanneum” eröffnet. Vgl. ebenda, S. 41. Zur volksbildnerischen Aktivität Erzherzog Johanns siehe Hans Altenhuber und Aladar Pfniß, Bildung-Freiheit-Fortschritt. Gedanken österreichischer Volksbildner. Eine Auswahl, Wien 1965, S. 27-45.

17 Michael Stickler (1980), loc. cit., S. 159.

18 Eduard Leisching, 40 Jahre Wiener Volksbildungsverein 1887-1927. Denkschrift. Mit Beiträgen von Mitarbeitern sowie Hörern und Lesern von einst und jetzt, Wien 1927, S. 8.

19 Ebenda, S. 160.

20 Elisabeth Baumgartner, Die ersten Volksbibliotheken im Raum von Krems 1873-1877. In: Neue Volksbildung, 12/1966, S. 540.

21 Vgl. Helmut Engelbrecht, Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Erziehung und Unterricht auf dem Boden Österreichs. Bd. 4: Von 1848 bis zum Ende der Habsburgermonarchie, Wien 1986, S. 331 f.

22 Vgl. dazu Christian Stifter, Die historischen Plakate der Volkshochschulen: Repräsentationsgeschichtliche Überlegungen zur Plakatproduktion der Wiener Volkshochschulen. In: Kurt Aufderklamm, Wilhelm Filla, Erich Leichtenmüller (Hg.), No Sex, No Crime. Volkshochschule und Medien, Wien 1993, S. 125-142.

23 Johann Dvorak, Literatur, Lesen und Erkennen in der Neuzeit. In: Erwachsenenbildung in Österreich, 1/1995, S. 29 ff.

24 Eduard Leisching (1927), loc. cit., S. 10.

25 Erika Gerstenmayr, Das Volksbildungswesen in Niederösterreich. Mit besonderer Rücksicht auf den “Allgemeinen Niederösterreichischen Volksbildungsverein (1886-1938), phil. Diss., Universität Wien, 1962, S. 86.

26 Michael Stickler, Volksbüchereien in Österreich bis 1938. In: Neue Volksbildung, 3/1967, S. 98.

27 Michael Stickler, Die Volksbüchereibewegung in Österreich. In: Fridolin Dressler und Gerhard Liebers (Hg.), Elemente des Buch- und Bibliothekswesens. Bd. 7: Die Bibliotheken Österreichs in Vergangenheit und Gegenwart, Wiesbaden 1980, S. 161.

28 Ebenda.

29 Andreas Kompek, Volksbildung im Raum von Krems von 1848-1918 unter besonderer Berücksichtigung gesamtösterreichischer Verhältnisse, Dipl.-Arb., Universität Wien 1988, S. 93.

30 Elisabeth Baumgartner, Die ersten Volksbibliotheken im Raum von Krems 1873-1877. In: Neue Volksbildung, 12/1966, S. 540.

31 Kremser Wochenblatt, 18. Jg., Nr. 45, vom 8. November 1873.

32 Andreas Kompek (1988), loc. cit., S. 169 f.

33 Vgl. Paul Schaider, Die Stadtbücherei Krems a.d. Donau. Ihre Geschichte und ihre Umgestaltung. I. Von der Gründung bis zum JAhre 1928. In: Volksbildung. Zeitschrift für die Förderung des Volksbildungswesens in Österreich. Hg. v. der Volksbildungsstelle im Bundesministerium für Unterricht, 10. Jg., April 1930, Heft 4, S. 117.

34 Elisabeth Baumgartner (1966), loc. cit., S. 539.

35 Richard von Muth, Die Errichtung von Volksbibliotheken auf dem Lande. In: Kremser Wochenblatt, 18. Jg., Nr. 43, vom 25.10.1873. Zitiert nach Elisabeth Baumgartner (1966), loc. cit., S. 543.

36 Michael Stickler (1967), loc. cit., S. 98.

37 Vgl. Christian Stifter, Staatsmann und Volksbildner. Wilhelm von Schwarz-Senborn, Freiherr (1816-1903). In: Mitteilungen des Vereins zur Geschichte der Volkshochschulen, 3.Jg., 4/1992, S. 18-19.

38 Gerstenmayr (1962), loc. cit., S. 104.

39 Zitiert nach Andreas Kompek (1988), loc. cit., S. 163.

40 Ebenda, S. 162.

41 Ebenda, S. 163.

42 Niederösterreichische Volksbildungsblätter, 2. Jg., Nr. 30, zitiert nach Erika Gerstenmayr (1962), loc. cit., S. 86.

43 Vgl. dazu Wilhelm Filla, Vor 100 Jahren: Gründung des Wiener Volksbildungsvereines. Ein Beitrag zur Gründungsgeschichte. In: Die Österreichische Volkshochschule, Nr. 142/1986, S. 8.

44 Isidor Himmelbauer, Der Wiener Volksbildungsverein. Bibliothekswesen (1887-1912). In: Bildung und Staat. Volksbibliotheken, Wien-Leipzig 1912, S. 36 f.

45 Ebenda, S. 38 f.

46 Ludo Moritz Hartmann, Das Volkshochschulwesen. Zitiert nach Hans Altenhuber und Aladar Pfniß (1965), loc. cit., S. 129.

47 Alfred von Arneth (1819-1897), Historiker, Direktor des Haus-Hof- und Staatsarchivs und Präsident der Akademie der Wissenschaften. Aus Anlaß des Ablebens von Arneth 1897, seit 1892 Obmann des Wiener Volksbildungsvereins, wurde ihm zu Ehren ein Fond eingerichtet, aus dessen Mittel dann der Buchbestand angekauft wurde.

48 Zentralblatt für Volksbildungswesen, 1900/01, S. 33.

49 Vgl. Eduard Leisching, Erinnerungen. In: Robert A. Kann und Peter Leisching (Hg.), Ein Leben für Kunst und Volksbildung. Eduard Leisching 1858-1938, Wien 1978, S. 54 f.

50 Quelle: 25 Jahre Volksbildung. Chronik des Wiener Volksbildungsvereines von 1887 bis 1912. Mit einem Geleitwort von Dr. Friedrich Jodl, Wien 1912, S. 5 ff.

51 Dr. Alexander v. Peez, (1829-1912), Nationalökonom; Industrieller und Politiker; erster Obmann des Wiener Volksbildungsvereins.

52 Leopold Auspitz war ein bedeutender Förderer des Wiener Volksbildungsvereines, der diesem 25.000 Kronen spendete.

53 Isidor Himmelbauer (1912), loc. cit., S. 41.

54 Eduard Leisching (1978), loc. cit., S. 82.

55 Vgl. Peter Vodosek, Eduard Reyer 1849-1914 (= Deutscher Bibliotheksverband – Arbeitsstelle für das Bibliothekswesen, Biobibliographien, Bd. 5), Berlin 1976, S. 14.

56 Zum “Verein Zentralbibliothek” siehe den Beitrag von Birgit Nötsch in diesem Band.

57 Josef Luitpold Stern, Wiener Volksbildungswesen, Jena 1910, S. 32.

58 Ebenda, S. 28.

59 Ebenda, S. 30.

60 Ebenda, S. 34.

61 Ebenda, S. 36.

62 Isidor Himmelbaur (1912), loc. cit., S. 46.

63 A. Gottschald, Wiener Volksbildungswesen 1918 bis 1928. In: Volksbildung. Zeitschrift für die Förderung des Volksbildungswesens in Österreich, 8. Jg., Nr. 11/12, 1928, S. 300.

64 Wilhelm Filla, Wissenschaft für und mit Laien. Fachgruppenarbeit an Wiener Volkshochschulen. In: Die Österreichische Volkshochschule, Nr. 150/1988, S. 39.

65 A. Gottschald (1928), loc. cit., S. 296.

66 Alfred Pfoser, Lesen in früheren Zeiten. Arbeiterbüchereien in Österreich. In: Erwachsenenbildung in Österreich, 7-8/1980, S. 485.

67 Peter Vodosek (1976), loc. cit., S. 14.

68 Ebenda.

69 Dem Zentralverband gehörten folgende 12 Vereine an: Allgemeiner niederösterreichischer Volksbildungsverein (Krems), Wiener Volksbildungsverein, Deutscher Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse (Prag), Verein "Zentralbibliothek" (Wien), Volksheim Ottakring (Wien), Deutsch-Mährischer Volksbildungsverein (Brünn), Ethische Gesellschaft (Wien), Österreichischer Verein gegen Trunksucht (Wien), Obersteirischer Volksbildungsverein (Leoben), Vereinigung österreichischer Hochschuldozenten (Wien), Verein zur Erhaltung einer freien Schule für Volkbildung (Wien), Lehrerfortbildungsverein (Wien).

70 Obmann dieses Vereins war der Direktor der K.K. Hofbibliothek, Professor Dr. Josef Karabacek.

71 Zentralblatt für Volksbildungswesen, 1901, S. 18 f.

72 Ebenda, S. 18.

73 Ebenda, S. 21.

74 Christian Hoffmann, Zur Geschichte der Volksbüchereien in Wien 1887-1987. In: Ursula Knittler-Lux (Hg.), Bildung bewegt. 100 Jahre Wiener Volksbildung. Ausstellungskatalog, Wien 1987, S. 63.

75 Michael Stickler (1980), loc. cit., S. 164 ff.

76 Alfred Pfoser, Literatur und Austromarxismus, Wien 1980, S. 87.

77 Josef Luitpold Stern (1910), loc. cit., S. 34.

78 Vgl. Alfred Pfoser (1980), loc. cit., S. 89.

79 Vgl. dazu allgemein Ursula Knittler-Lux (Hg.), Bildung bewegt. 100 Jahre Wiener Volksbildung. Ausstellungskatalog, Wien 1987.

80 Emil Reich, 25 Jahre Volksheim: Eine Wiener Volkshochschulchronik, Wien 1926, S. 8.

81 Christian Stifter, Making Popular Education known to the Public: Dissemination of Volkshochschulen in Austria 1870-1930. In: Stuart Marriott und Barry J. Hake (Hg.), Cultural and Intercultural Experiences in European Adult Education. Essays on Popular and Higher Education since 1890 (= Leeds Studies in Continuing Education, Cros-Cultural Studies in the Education of Adults), Bd. 3, University of Leeds 1994, S. 274 ff.

82 Vgl. Wilhelm Filla, Die österreichischen Volkshochschulen in der Zeit des Austrofaschismus 1934-1938. In: Mitteilungen des Vereins zu Geschichte der Volkshochschulen, 5. Jg., Nr. 1-2/1994, S. 18.

83 Karl Lugmayer in einem Interview mit der Kleinen-Volkszeitung vom 22. März 1934, zitiert nach Walter Göhring, Volksbildung in Ständestaat und Ostmark. Österreich 1934-45 (= Schriftenreihe Österr. Gesellschaft für Schule und EB, Bd. 2), Mattersburg 1985, S. 25.

84 Vgl. Christian Hoffman, Zur Geschichte der Volksbüchereien in Wien 1887-1987. In: Ursula Knittler-Lux (Hg.) (1987), loc. cit. S. 69.

85 Wolfgang Speiser, Wiener Volksbildung nach 1945, Wien 1982, S. 37 f.

86 Ebenda, S. 123 ff.

87 Christian Hoffmann (1987), loc. cit., S. 69.

(Wortwahl, Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung entsprechen dem Original. Die im Original durch Sperrung hervorgehobenen Wörter wurden kursiv gesetzt. In eckiger Klammer steht die Zahl der jeweiligen Seite des Originaltextes. Offensichtliche Druckfehler wurden berichtigt.)

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