Aladar Pfniß
1919-1992
Geboren in Temeschburg, dem heutigen Timisoara, lebte Aladar Pfniß bis 1944 im rumänischen Banat. Er besuchte das dortige Gymnasium und begann nach Absolvierung des Militärdienstes sein Studium an der Universität in Hermannstadt, heute Sibiu. Während des Zweiten Weltkriegs verließ er das Land und kam nach Österreich. Er ließ sich in Graz nieder, wo er 1948 sein Studium abschloss und zwischenzeitlich unter Nutzung seiner Vielsprachigkeit für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften Beiträge verfasste. Sein Berufsweg führte ihn schließlich an das Arbeitsamt Graz, zu dessen Leiter er im Jahr 1957 aufstieg. Diese Funktion bekleidete er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1981.
Seine in einer polyethnischen Umgebung erlebte Jugend und die daraus resultierende Offenheit für Menschen, die sich von den gängigen gesellschaftlichen Normen unterschieden, prägten sein gesellschaftliches Engagement in der Arbeitsmarktverwaltung. Da er ein zufriedenstellendes Berufsleben als eine wesentliche Voraussetzung für ein an Bildung und persönlicher Entfaltung orientiertes Lebenskonzept erachtete, versuchte er so gut es ging, auch sozial randständige Menschen in ihnen angemessene berufliche Positionen zu bringen.
Im Jahr 1952 übernahm Aladar Pfniß nebenberuflich die Leitung der Volkshochschule Graz. Für ihn war diese neue Aufgabe die kongeniale Ergänzung zu seiner hauptberuflichen Tätigkeit. In der Volkshochschule sah er das Instrument, den Menschen die bildungsmäßigen Grundlagen für ein erfülltes Berufsleben zu vermitteln. Seine Arbeit zielte daher darauf ab, das Bildungsangebot immer an die, an die Volkshochschule herangetragenen Bildungswünsche anzupassen, die Methodik auf eine aktive Mitbeteiligung der TeilnehmerInnen abzustellen – ein passives Übersichergehenlassen von Bildungsprozessen war für ihn denkunmöglich –, und eine optimale Lernumgebung herzustellen. Trotz der Anerkennung der materiellen Notwendigkeiten, die Menschen fachlich weiterbildende Angebote wahrnehmen ließen, war es das hauptsächliche Anliegen der volksbildnerischen Arbeit Pfniß‘, der Allgemeinbildung und der nach seinem Verständnis „echten“ Kultur ihren angemessenen Stellenwert zu sichern.
Im Jahr 1956 wurde Aladar Pfniß Vorstandsmitglied des Landesverbandes der steirischen Volkshochschulen. Zehn Jahre später wurde er nach dem Rückzug
Herbert Graus aus dieser Funktion, zum Vorsitzenden des Pädagogischen Ausschusses des
Verbandes Österreichischer Volkshochschulen bestellt. In den zwei Jahrzehnten seines Vorsitzes wurde Pfniß zu einem der richtungsweisenden Theoretiker der österreichischen Erwachsenenbildung. Er war maßgeblich an der Formulierung der Grundsatzerklärungen des Verbands Österreichischer Volkshochschulen (VÖV) seit 1966 sowie an der inhaltlichen der Gestaltung von dessen Zeitschrift
„Die Österreichische Volkshochschule“ beteiligt.
Darüber hinaus erreichte er 1968 die Einrichtung einer
Pädagogischen Arbeits- und Forschungsstelle im VÖV, welche mit wissenschaftlichen und theoretischen Forschungen zur Erwachsenenbildung beauftragt wurde und bis heute diese wichtige Aufgabe erfüllt.
Sowohl in seiner Verbandsarbeit als auch auf publizistischer Ebene nahmen Fragen des Zweiten Bildungsweges breiten Raum in Pfniß‘ Tätigkeit ein. Er verstand den Zweiten Bildungsweg aber nicht bloß als Weg zu rascher beruflicher Höherqualifikation, sondern forderte auch immer wieder, dass er mit allgemeinbildenden Komponenten, vor allem der Sprachbeherrschung und der Schulung des Denkens, verbunden werden müsse.
Über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt, wurde die von Pfniß ab 1968 zwanzig Jahre lang organisierte und geleitete „Sommerakademie für Erwachsenenbildner“. Jedes dieser immer in der letzten Juli-Woche abgehaltenen Seminare stand unter einem Generalthema. In ihrer Gesamtheit deckten sie schließlich das ganze Feld der Erwachsenenbildung von inhaltlichen über lerntheoretische bis zu organisatorischen Fragen ab.
Pfniß starb, vielfach ausgezeichnet, am 5. August 1992 in Graz.
Weiterführende Literatur:
Barbara Graber, Aladar Pfniß (1919-1992). Leben und Wirken eines Grazer Erwachsenenbildners, Dipl.-Arb., Univ. Klagenfurt 2004, 192 Bl.