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Inszenierung des Großereignisses im Wiener Konzerthaus

Nachdem Einstein mitteilen ließ, dass er für Unterkunft und Verpflegung selbst sorgen werde, „da er bei Prof. Ehrenhaft wohnen wird“, und geklärt war, dass er für den Vortrag weder Diagramme noch Lichtbilder benötige, jedoch eine Tafel für Aufzeichnungen, bemühte sich die Urania für den „weltberühmten Gelehrten“ in der Hoffnung auf weitere Einstein-Vorträge bei der Wiener Polizei-Direktion um die „geneigte dringliche Behandlung“ der Erteilung der Einreisegenehmigung für 6. bis 31. Januar 1921, da „für diese Vorträge (neben denen in der Chemisch-Physikalischen Gesellschaft) in den weitesten Kreisen in unserer Stadt das allergrößte Interesse“ bestehe.

Nach Wien kam Einstein dann direkt von Prag, wo die dortige »Urania« unmittelbar zuvor zwei Vortragsabende in einem „gefährlich überfüllten“ Saal organisiert hatte. Der Wiener Urania-Leitung war von Beginn an klar, dass der Vortrag Einsteins ein gesellschaftliches Großereignis ersten Ranges darstellen würde, mit dem sich zudem respektable Einnahmen erzielen ließen, die auch ausdrücklich dem Baufonds für das geplante (letztlich aber unrealisiert gebliebene) Mariahilfer-Zweighaus zufließen sollten.

Dass man die Chance zu einer publikumswirksamen Großinszenierung des gerühmten Wissenschafters keineswegs ungenützt lassen wollte, lässt sich auch anhand der von der Urania-Leitung geplanten Choreografie der Veranstaltung dokumentieren. Die insgesamt 15 „Prosceniums-Ehrenplätze“ sowie weitere 23 Logen-Podiumssitze („Ehrensitze für die bezeichneten Dignitare“) wurden rund um den in der Mitte am Rednerpult stehenden Einstein angeordnet. Die Einladung für die „Prosceniums-Ehrenplätze“ direkt rund um das Vortragspult nahmen unter anderen Bundespräsident Michael Hainisch, Vizekanzler Walter Breisky, der deutsche Konsul Franz Vivenot und Bürgermeister Jakob Reumann ein.

Auf den Logen-Podiumssitzen, die als „Ehrensitze für bezeichnete Dignitare“ vergeben wurden, saßen unter anderen folgende Personen: Universitätsrektor Alfons Dopsch, Prorektor Ernst Schwind, Rektor und Prorektor der Technischen Hochschule, der Hochschule für Bodenkultur, der Tierärztlichen Hochschule, Dekan und Prodekan der Philosophischen Fakultät, der Evangelischen Theologischen Fakultät, der Hochschule für Welthandel; weiters der Vorstand des Wiener Volksbildungsvereins, des Apolloneums, der Volkslesehalle, des Ausschusses für Volkstümliche Universitätsvorträge. Zuletzt nahmen noch Sektionschef Franz Heinz vom Innenministerium, Anton Lampa als Vertreter des Volksbildungsamtes im Unterrichtsministerium, Ministerialrat Viktor Prüger sowie Oberbaurat Ing. Adolf Witt ihre Ehrenplätze ein; letzterer tauschte dann seinen Platz aber auf direkte persönliche Bitte von Albert Einstein mit Felix Ehrenhaft.

Wiener Konzerthaus Der Große Saal des Wiener Konzerthauses