Adolf Stöhr
1855-1921
Adolf Stöhr wurde in St. Pölten geboren und studierte in Wien Jus, Philosophie und Pflanzenphysiologie, ehe er sich vollends der Philosophie zuwandte. Er war ein Bewunderer Ernst Machs. 1885 habilitierte er sich und lehrte als Dozent, ab 1901 als Professor für Philosophie. Als Psychologe und Kritiker der Metaphysik war Stöhr ein akademischer Einzelkämpfer. Er wandte sich vor allem gegen Franz Brentano. Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er im „Lehrbuch der Logik in psychologisierender Darstellung“ (1910) und im Band „Psychologie“ (1917).
Der heute weitgehend vergessene, originelle und eigenständige Philosoph, Psychologe und Sprachwissenschaftler war auch ein bedeutender Volksbildner. Von seinen
Volkstümlichen Universitätsvorträgen nahm die Gründung der
Volkshochschule Volksheim Ottakring seinen Ausgang, als einer von Stöhrs Hörern den Wunsch nach einer längerfristigen Möglichkeit zur Einarbeitung in ein Fachgebiet äußerte. 1901 unterzeichnete Stöhr den
„Aufruf zur Gründung eines Volksheims“. Bis 1920 leitete er das Experimentell-psychologische Kabinett in der Volkshochschule Volksheim Ottakring; eine vergleichbare Einrichtung gab es an der Universität noch nicht. Er verankerte Philosophie und experimentelle Psychologie am Volksheim und leitete als Obmann knapp zwei Jahrzehnte lang die philosophische Fachgruppe.
Secondary literature:
Gerhard Benetka, Volksbildung und „Akademische Psychologie“ oder: Wie ein relativ unbedeutendes Fach „populär” zu werden versuchte. In: Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung, 4. Jg., 1993, H. 3-4, S. 14-19.
Adolf Stöhr, Philosophische Konstruktionen und Reflexionen (= Österreichische Denker, Bd. I), Hrsg. v. Franz Austeda, Wien: Verlag Franz Deuticke 1974, 192 S.
Fritz Kuhn, In memoriam Prof. Adolf Stöhr. In: Die Österreichische Volkshochschule, 6. Jg., 1955, H. 16, S. 18.