Edgar Zilsel
1891-1944
Der Wissenschaftshistoriker Edgar Zilsel wurde in Wien als Sohn eines jüdischen Rechtsanwaltes geboren. Er begann 1910 das Studium der Mathematik, Philosophie und Physik und promovierte 1915 über „Das Anwendungsproblem. Ein philosophischer Versuch über das Gesetz der großen Zahlen und die Induktion“. Er arbeitete zunächst als Versicherungsmathematiker, holte dann die Lehramtsprüfung nach und unterrichtete Physik und Philosophie am Gymnasium. Zilsel versuchte sich 1923 mit einer Schrift über den Geniebegriff zu habilitieren, er zog das Ansuchen jedoch auf Anraten von
Heinrich Gomperz zurück, da seine Methode innerhalb der Fakultät keine mehrheitliche Befürwortung fand.
In der Folge widmete sich Zilsel der Volksbildung, der Schulreform (er war in der Weiterbildung der Lehrer am neugegründeten Wiener Pädagogischen Institut tätig), der systematischen Auseinandersetzung mit Fragen der Wissenschaftstheorie sowie seinen Studien der frühen neuzeitlichen Wissenschaft. Seit 1922 dozierte Zilsel, der als Lehrer vom Unterrichtsministerium für die Volkshochschultätigkeit dienstzugeteilt wurde und damit der erste hauptberufliche Erwachsenenbildner der Ersten Republik war, an den zur
Volkshochschule Volksheim Ottakring gehörigen Zweigstellen zu philosophischen und physikalischen Themen. In der Volkshochschule Volksheim Ottakring, wo er auch Leiter des Physikalischen Kabinetts war, hatte er die Obmannschaft der Physikalischen Fachgruppe inne, ab 1927/28 auch die der Philosophischen Fachgruppe. Auch in der Zweigstelle Simmering war Zilsel in den zwanziger Jahren wiederholt Leiter der Fachgruppe Philosophie. 1934 beendete das austrofaschistische Regime seine Vorlesungstätigkeit und er unterrichtete wieder an Wiener Mittelschulen. 1936 wurde er aus dem Schuldienst entfernt und pensioniert. 1938 emigrierte Zilsel nach Großbritannien und ein Jahr später weiter in die USA. 1944 beging er Selbstmord.
Secondary literature:
Johann Dvořák, Edgar Zilsel und die Einheit der Erkenntnis (= Veröffentlichungen des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften, Bd. 6), Wien: Löcker Verlag 1981, 172 S.
Johann Dvorak, Edgar Zilsel, Wissenschaft und Volksbildung. In: Erwachsenenbildung in Österreich. Fachzeitschrift für Mitarbeiter in der Erwachsenenbildung, 45. Jg., 1994, H. 3, S. 7-14.