Ernst Machs Publikation seiner populärwissenschaftlichen Vorlesungen
1895

Ernst Mach war ein wichtiger Protagonist und aktiver Praktiker der österreichischen Wissenschaftsvermittlung, der an bereits in den frühen 1860er Jahren an verschiedenen Wirkungsstätten mit der Abhaltung öffentlicher Vorträge begann.

In seiner 1895 zuerst auf Englisch erschienen und ein Jahre darauf bereits in deutscher Übersetzung veröffentlichen Kompilation dieser Vorträge und Abhandlungen verweist er unter anderem darauf, dass „populäre Vorlesungen mit Rücksicht auf die vorausgesetzten Kenntnisse und die zur Verfügung stehende Zeit nur in bescheidenen Maße belehrend wirken können. Dieselben müssen zu diesem Zwecke leichtere Stoffe wählen und sich auf die Darlegung der einfachsten und wesentlichsten Punkte beschränken. Nichtsdestoweniger kann durch geeignete Wahl des Gegenstandes die Romantik und die Poesie der Forschung fühlbar gemacht werden. Hierzu ist nur nötig, daß man das Anziehende und Spannende eines Problemes darlegt, und zeigt, wie durch das von einer unscheinbaren Aufklärung ausstrahlende Licht zuweilen weitere Gebiete von Tatsachen erleuchtet werden.“

Von ganz besonderem Interesse scheinen die wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Machschen Überlegungen zu sein, in denen er viel von den rezenten Analysen der jüngeren Wissenschaftsforschung geradezu vorweg nahm, wie beispielsweise das Postulat von der grundsätzlichen Similarität wissenschaftlichen und alltäglichem Denkens sowie die „soziale“ Ausrichtung von wissenschaftlicher Forschung:

„Auch durch den Nachweis der Gleichartigkeit des alltäglichen und des wissenschaftlichen Denkens können solche Vorlesungen günstig wirken. Das Publikum verliert dadurch die Scheu vor wissenschaftlichen Fragen und gewinnt jenes Interesse an der Untersuchung, welches dem Forscher so förderlich ist. Diesem hingegen wird die Einsicht nahegelegt, daß er mit seiner Arbeit nur einen kleinen Teil des allgemeinen Entwicklungsprozesses vorstellt, und daß die Ergebnisse der Forschung nicht nur ihm und einigen Fachgenossen, sondern dem Ganzen zu gute kommen sollen.“

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