Ludwig Koessler
1861-1927
Ludwig Koessler entstammt einer Fabrikantenfamilie. An den Universitäten Graz, Heidelberg und Wien studierte er Jus und begann nach seiner Promotion 1885 bei der Finanzprokuratur in Graz seine Berufslaufbahn. Ein Jahr später übersiedelte er nach Wien, wo er ab 1895 als Rechtsanwalt tätig war.
Im Rahmen des Niederösterreichischen Gewerbevereins engagierte er sich im „Reformklub“ und stieß von dort zur
Wiener Urania, die sich 1897 nach dem Vorbild der Berliner Urania zunächst als Syndikat konstituierte. Nach einem finanziellen Desaster wurde die Urania in einen Verein umgewandelt, dessen Präsident Koessler 1899 wurde. Unter großem persönlichem Einsatz führte er die Urania aus den „roten Zahlen“ heraus. Am 6. Juni 1910 konnte das weitgehend privat finanzierte Urania-Gebäude seiner volksbildnerischen Bestimmung übergeben werden. Die Urania, die als einziger Volksbildungsverein statuarisch die Gründungen von regionalen beziehungsweisen landesweiten Filialen projektierte, wirkte bereits unter Koesslers Leitung auch nach Niederösterreich, in die Steiermark und nach Tirol.
Als Präsident hat Koessler die Urania, die von Anbeginn als „Volkssternwarte“ fungierte und daher im Besonderen Erkenntnisse der Astronomie vermittelte (griech. uranos = Himmel; „Urania“ ist die Muse der Astronomie), streng, nicht selten autoritär, aber stets mit großem Engagement bis zu seinem Ableben geführt. Koessler, der häufig als „Unternehmer-Typ“ bezeichnet wurde, galt als die Seele der Urania, die jahrzehntelang auf dem jeweils letzten Stand der Bildungstechnologie arbeitete und sich früh des neuen Mediums Film („Urania-Kulturfilm“) annahm.
Secondary literature:
Christian Stifter, Ludwig Kössler. Mitbegründer und Präsident der Wiener Urania. In: Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung, 3. Jg., 1992, H. 1, S. 16-19.