Engelbert Pernerstorfer
1850-1918
Als Sohn eines Schneidermeisters in der Roßau vor den Toren Wiens geboren, wuchs Engelbert Pernerstorfer nach dem frühen Tod des Vaters in ärmlichen Verhältnissen auf. Ins Schottengymnasium aufgenommen wurde er ein Mitschüler und Freund
Viktor Adlers. Als Student gehörte er einer nationalen Studentenverbindung an und war Vorstandsmitglied des 1871 gegründeten „Lesevereins der deutschen Studenten“. Zunächst wurde er Obmann des von Georg Ritter von Schönerer gegründeten „Deutschnationalen Vereins“ und gab gemeinsam mit ihm die Zeitschrift „Deutsche Worte“ heraus. 1883 legte er in Distanz zu Schönerers zunehmendem Rassenantisemitismus sein Amt zurück, 1885 wurde er als „Unabhängiger“ in den Reichsrat gewählt und engagierte sich für das allgemeine Wahlrecht, 1896 trat er der Sozialdemokratischen Partei bei, zu deren deutschnationalem Flügel er gehörte. Er gilt als nicht-marxistischer, schöngeistiger liberaler Humanist, der den Sozialismus ethisch zu begründen und seinen wissenschaftlichen Charakter in Abrede zu stellen suchte.
Pernerstorfer war Mitarbeiter der Arbeiterzeitung und gründete mit
Leopold Winarsky 1906 die Wiener Freien Volksbühnen. Ab 1911 gab er die Kulturzeitschrift „Der Strom“ heraus, die bis zum Ersten Weltkrieg das bedeutendste publizistische Forum der jungen Generation war.
Engelbert Pernerstorfer, der die Ideologie der frühen sozialdemokratischen Bildungs- und Kulturarbeit stark beeinflusste, war ein bedeutender Proponent der Volkshochschulbewegung in Österreich. Er gehörte 1901 zu den Unterzeichnern des
„Aufrufs zur Gründung eines Volksheimes“ und war als Stellvertretender Obmann neben
Ludo Moritz Hartmann Spitzenfunktionär in der
Volkshochschule Volksheim Ottakring.