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Verband Oberösterreichischer Volkshochschulen

Gründung und Entwicklung in den 50er Jahren

Nach 1945 kam es in Oberösterreich zur Gründung einer Vielzahl von Volkshochschulen, die teilweise von Vereinen, von Kommunen und vor allem von der Arbeiterkammer getragen wurden. Im Interesse einer besseren Interessenvertretung der Volkshochschulen gegenüber dem Land schlossen sich auf Anregung des Oberösterreichischen Volksbildungswerkes am 28. und 29. November 1953 die Volkshochschulen zum „Verband der Volkshochschulen im Oberösterreichischen Volksbildungswerk“ zusammen. Erster Verbandspräsident wurde Herbert Grau. In der Folge traten auch die von der Arbeiterkammer getragenen Volkshochschulen dem Verband bei.

Bald machten sich die Vorteile dieses Zusammenschlusses bemerkbar. Es gelang, sowohl das Land Oberösterreich als auch das Unterrichtsministerium zu einer Erhöhung der Subvention für die Volkshochschulen zu bewegen. Diese Mittel ermöglichten die Ausstattung der Volkshochschulen mit modernen Unterrichtsmedien und die Durchführung von Weiterbildungsseminaren für die VolkshochschulmitarbeiterInnen.

Von der unter Leitung von Herbert Grau rasch zur größten Volkshochschule des Landes aufsteigenden Volkshochschule Linz, die von der Stadt und der Arbeiterkammer getragen wurde, ging sowohl der Anstoß zur Gründung des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen als auch die Öffnung zur internationalen Erwachsenenbildungsbewegung aus. So organisierte die Volkshochschule Linz bereits 1951 ein UNESCO-Seminar über Methoden und Techniken in der Erwachsenenbildung.

Zwischen alten Idealen und neuen Herausforderungen

In den 60er Jahren wuchs der Bedarf nach im Berufsleben verwertbaren Ausbildungen. Die Volkshochschulen standen vor dem Problem, ob auch sie, wie das Wirtschaftsförderungsinstitut und das Berufsförderungsinstitut, Zeugnisse ausstellen sollten oder nicht. Lange Zeit hatten sich die Volkshochschulen darauf beschränkt, nur berufsbezogene Vorbereitungskurse anzubieten, während die Abschlüsse mit Zeugnis dem Berufsförderungsinstitut oder dem Wirtschaftsförderungsinstitut überlassen blieben. Da die Grenzen zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung nicht immer genau zu ziehen sind – Beispiele: Sprachkurse, Einführung in die EDV –, kam es beim Bildungsangebot der Institutionen wiederholt zu Überschneidungen.

Ein weiteres Problem der Volkshochschularbeit stellte die Ausdehnung des Volkshochschul-Netzes auf den ländlichen Bereich dar. Die Landbevölkerung nahm das neue Bildungsangebot nicht nur sehr zögerlich an, mitunter behinderten auch die Lokalpolitiker diese Versuche.

Zwischen Bildungseuphorie und Ernüchterung

In den 70er Jahren trafen in der Erwachsenenbildung zwei Entwicklungen aufeinander: die Reformpolitik der sozialdemokratischen Alleinregierung und der Übertritt der „Pioniere“ in den Ruhestand.

Die Reformpolitik weckte in den Erwachsenenbildnern die Hoffnung, dass die Erwachsenenbildung neben Schule und Universität als gleichwertiger Bestandteil in das österreichische Bildungssystem integriert würde. Das Erwachsenenbildungsförderungsgesetz 1973 wurde als erster Schritt auf diesem Wege gesehen. Dabei sollte es bleiben, denn ein umfassenden Erwachsenenbildungsgesetz mit einer genauen Umschreibung der Aufgaben des Staates in der Erwachsenenbildung ist nie zustande gekommen.

Der Abgang vieler nebenberuflicher und ehrenamtlicher Funktionäre in der Erwachsenenbildung führte zur Vermehrung der hauptberuflichen MitarbeiterInnen auf allen Ebenen der Erwachsenenbildung. Die damit verbundene Professionalisierung der Erwachsenenbildungsarbeit brachte auch eine Verschiebung der Arbeitsschwerpunkte in Richtung abschlussorientierter Bildungsangebote auf dem Zweiten Bildungsweg mit sich. Die Erhöhung der Förderungsmittel der Arbeiterkammer für die Volkshochschulen und eine Anpassung der Organisationsstruktur an die neuen Verhältnisse – dokumentiert in der Umbenenung des Verbandes in „Verband Oberösterreichischer Volkshochschulen“ 1974 – machten Oberösterreich zu dem Bundesland mit der am stärksten expandierenden Volkshochschul-Infrastruktur. Verbunden sind diese Veränderungen mit dem Namen des Verbandsvorsitzenden Gustav Hofinger.

Am Ende der 70er Jahre musste trotz aller dieser Erfolge festgestellt werden, dass es weithin nicht gelungen war, die bäuerliche Bevölkerung und die Arbeiterschaft in größerem Maße zur Teilnahme an Bildungsveranstaltungen zu motivieren.

Neue gesellschaftliche Entwicklungen

In den folgenden Jahren traten verschiedene Bevölkerungsgruppen entschiedener als Zielgruppen für die Erwachsenenbildung in Erscheinung. Es waren dies vor allem Frauen, ökologisch Bewegte, SeniorInnen, Jugendliche und zunehmend auch MigrantInnen. Diese Gruppen verlangten mit zunehmendem Selbstbewusstsein spezielle Bildungsangebote für sich beziehungsweise wurden sie ihnen, wie im Fall der MigrantInnen aus gesellschaftspolitischen Gründen angeboten. Dadurch erweiterte sich das Themenspektrum der Angebote in noch nie da gewesener Weise. Auf dem Gebiet der Bildungstheorie drehte sich die Diskussion um die Brennpunkte, ob sich die Volkshochschulen besser auf bestimmte Programmpunkte konzentrieren solle oder ob man nach dem Motto „Wer vieles bringt, bringt allen etwas“ gleichsam mit einem „Bildungsbauchladen“ alle Bedürfnisse befriedigen wolle. Der Zwang der Umstände führte dazu, dass von berufsorientierten und abschlussbezogenen Lehrveranstaltungen bis zu Selbsterfahrungs- und Persönlichkeitsbildungsseminaren alles in den Programmangeboten der Volkshochschulen zu finden war.

Es war nicht zuletzt auch der Druck der Politik, der die Volkshochschulen dazu zwang, keine Möglichkeit auszulassen, Geld zu verdienen. Mit der 37. Novelle zum Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG) wurden die KursleiterInnen der Sozialversicherungspflicht unterworfen, was bedeutete, dass die Volkshochschulen für viele ihrer Lehrkräfte den Arbeitgeberanteil an den Sozialversicherungsbeiträgen abzuführen hatten.

Das „Diktat der knappen Kassen“

Die beschriebenen soziologischen Entwicklungen ermutigten auch zunehmend private Bildungsanbieter, auf den „Bildungsmarkt“ zu treten. Vor allem im Bereich der Persönlichkeits- und Körperausbildung wurden von dieser Seite Angebote gestellt. Gleichzeitig zwangen die rückläufigen Subventionszahlungen seitens des Bundes und des Landes die Volkshochschulen dazu, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsmarktförderung und nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union auch mit Bildungsprojekten von dieser Seite verstärkt Aus- und Weiterbildungsangebote mit Blick auf ihre berufliche Verwertbarkeit zu stellen.

Ein Zeichen der neuen Zeit war die Ausgliederung der von der Arbeiterkammer getragenen Volkshochschulen und 1996 ihre Zusammenfassung in einer „Gemeinnützigen Bildungs-Gmbh. der Arbeiterkammer Oberösterreich“, womit die Volkshochschulen endgültig zu ökonomischen Erwerbsgesellschaften geworden sind.

Secondary literature:

Dostal, Thomas: „Die Menschen haben unaufhörlich zu lernen ...“ Zur Geschichte des Verbandes Oberösterreichischer Volkshochschulen. In: Hummer, Hubert/Kalliauer, Günter (Hg.): 50 Jahre Verband Oberösterreichischer Volkshochschulen, Linz 2006, 14-122.