Call for Papers: Herbsttagung der Sektion Bildung und Erziehung der DGS

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Call for Papers: Herbsttagung der Sektion Bildung und Erziehung der DGS

27.02.2007
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o.O.

In den letzten Jahren unterliegen die deutschen Hochschulen einer Vielzahl von tief greifenden Veränderungen, die die strukturelle Gestaltung des Studiums (Bachelor/Master statt Diplom, Magister oder Staatsexamen), ebenso betreffen wie die Finanzierung der Hochschulen (Studiengebühren und die zunehmende Orientierung der Mittelvergabe seitens der Länder wie innerhalb der Hochschulen an dem Kriterium der Drittmitteleinwerbung), die inneruniversitäre Machtverteilung (Zentralisierung der Machtbefugnisse bei den Hochschulleitungen und Installierung der Hochschulräte) oder die hierarchische Ordnung der Hochschullandschaft (Exzellenzinitiative und Eliteuniversitäten).

Viele Hochschulleitungen nutzen den dadurch entstandenen Spielraum außerdem, um ganz neue Modelle der Hochschulverfassung durchzusetzen. So verfolgt z.B. der Präsident der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt das Ziel, die öffentliche Einrichtung in eine Stiftungsuniversität bürgerlichen Rechts umzuwandeln, und sein Bielefelder Kollege schlägt eine Umwandlung der ganzen Universität nach US-Muster in die Bereiche Undergraduate und Graduate vor. Bei den gleichzeitig überall zu beobachtenden Versuchen einer Profilbildung geraten gerade die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer in der Regel unter erheblichen Legitimationsdruck. So hat der Präsident der Georg-August Universität Göttingen explizit ein medizinisch-naturwissenschaftliches Profil für seine Universität im Auge und der Rektor der Universität Dortmund plant die Umwandlung in eine technische Hochschule. All diese Veränderungen betreffen den Alltag sowohl der Studierenden als auch der Beschäftigten (wissenschaftliche wie nichtwissenschaftliche) in hohem Maße, ohne dass die konkreten Auswirkungen schon in all ihren Facetten deutlich werden.

Die geschilderte Entwicklung wird von den maßgeblichen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft seit Jahren mit großer Eile vorangetrieben und mit den gravierenden Schwächen des bisherigen deutschen Hochschulmodells begründet. Die zur Begründung angeführten Argumente beruhen in der Regel allerdings nicht auf sorgsamen Untersuchungen der Situation in anderen Ländern und einem entsprechend wissenschaftlich abgesicherten Vergleich mit der Lage hierzulande. Vielmehr werden nicht weiter hinterfragte Einzelelemente aus diesen Ländern benutzt, um die Veränderungen hierzulande öffentlich zu legitimieren.

Derzeit gibt es allerdings auch von Seiten der Soziologie nur sehr wenige Analysen, die die offiziellen Legitimationsmuster genauer unter die Lupe nehmen und der Umstrukturierung der deutschen Hochschullandschaft systematisch nachzugehen versuchen. Das Ziel der Herbsttagung besteht darin, diese Lücke zumindest ein Stück weit zu schließen und einzelne Aspekte der Umstrukturierung genauer zu beleuchten. Wir hoffen und freuen uns auf Arbeiten, die sich diesem Anspruch theoretisch wie vor allem empirisch stellen.

Vortragsangebote mit einem maximal zweiseitigen Abstract möglichst per E-Mail (hartmann@ifs.tu-darmstadt.de) bitte bis zum 31. Mai 2007 an:
Institut für Soziologie TU Darmstadt
Prof. Dr. Michael Hartmann
Residenzschloss
64283 Darmstadt