Das diesjährige Gaismair-Jahrbuch diskutiert den Abbau der Demokratie (mit Beiträgen von Edgar Forster, Meinrad Ziegler und Stefan Vater), die Schwächung der Idee von sozialer Gerechtigkeit durch die Privatisierungspolitik, die Verwissenschaftlichung der Bildungs- und Wissenspolitik, die sich als alternativlos darstellt, und die neue Rede über Bildung, Leistung und Erfolg, die den Menschen nach einem bestimmten Bild des Ökonomischen umformt.
Ein Schwerpunkt beleuchtet den Begriff der Heimat aus mehreren Perspektiven, fordert auf, ihn neu zu denken und ihn nicht der Identitätspolitik der Rechten zu überlassen. Ein Beitrag problematisiert Heimat unter dem Vorzeichen von Armut, ein anderer die Kriegerdenkmäler, ein weiterer thematisiert den Kampf gesellschaftlicher Autoritäten gegen eine rebellische Jugendkultur und das Aufbrechen überkommener moralischer Standards.
Ein Schwerpunkt beschäftigt sich mit dem Umgang mit Armut in wohlhabenden Gesellschaften, mit Migrationsbewegungen aus mittel- und osteuropäischen Ländern sowie mit den Lebensbedingungen von bettelnden und notreisenden Menschen.
Der Schwerpunkt 1918/1938 gibt einen vielseitigen Einblick in das letzte Kriegsjahr der Habsburgermonarchie und die Hungeraufstände in Innsbruck nach Kriegsende. Drei Beiträge setzen sich mit der Frage nach dem Verhalten von Menschen in der NS-Zeit auseinander. Ein Nachruf auf Rosi Hirschegger ehrt eine kämpferische Frau mit aufrechtem Gang. Den Abschluss bildet ein Literaturteil, zusammengestellt von Christoph W. Bauer.