Bitte um Zusage eines weiteren Vortrags in der Wiener Urania
Die wiederholt vorgebrachte Bitte der Urania-Leitung, zusätzlich zum Konzerthaus ein bis zwei weitere öffentliche Vorträge in der Urania abzuhalten, wurde von seiner Sekretärin Ilse Einstein mit Hinweis auf die „starke Überbelastung mit Arbeit und Verpflichtungen“, die Einstein nötige, „seinen dortigen Auftrag auf wenige Tage zu erstrecken“ , abschlägig beantwortet. Im Dezember „wagte“ es die Urania-Leitung aufgrund des Publikumsandrangs dem „hochverehrten Herrn Professor“ die „nochmalige Erwägung der Abhaltung eines weiteren Vortrags zuzumuten“. Allerdings ohne Erfolg, zu dicht gedrängt war mittlerweile dessen Terminkalender, sodass auch die zugesagte Besichtung der Einrichtungen des Urania-Gebäudes samt Sternwarte und Zentral-Uhrenanlage, die Einstein anfänglich „mit großem Vergnügen“ zugesagt hatte, nicht zustande kam.
Nicht ohne Ironie meinte der sichtlich gestresste Einstein Ende Dezember 1920 in einem jovial gehaltenen Schreiben an den Urania-Präsidenten
Ludwig Koessler: „Sehr geehrter Herr Kollege! Leider ist es mir ganz unmöglich, noch weitere Vorträge anzunehmen, da ich für die nächsten zehn Tagen (sic) ohnedies schon sechs Vorträge übernommen habe. Ich bin überzeugt, dass es in Wien Fachgenossen gibt, die gerne bereit sind, in der Urania über Relativität vorzutragen und die dies ebenso gut verstehen wie ich selber. Das außerordentliche Interesse, das die Wiener meinem Vortrage entgegenzubringen scheinen, erfüllt mich mit großer Freude. Hoffentlich gelingt es mir, den Erwartungen gerecht zu werden.“
Tatsächlich war das Interesse und auch die Nachfrage derart groß, dass beispielsweise der bekannte Nationalökonom Karl Menger in einem persönlichen Schreiben an Präsident Koessler Ende November 1920 darum bat, seinem Sohn Karl, Student der Physik und Mathematik an der Universität Wien, „selbstverständlich gegen Bezahlung, einen bescheidenen Platz (zu) reservieren.“
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