Steiermärkischer Volksbildungsverein
Im Jahr 1870 ging aus dem „Deutschen Demokratenverein in Graz“ der liberal und antiklerikal orientierte „Steiermärkische Volksbildungsverein“ hervor. Die Gründer dieses Vereins setzen sich zum Ziel, nach der Kündigung des Konkordats von 1855 den Einfluss der katholischen Kirche im Schulwesen zurückzudrängen. Durch Sammlungen des so genannten „Schulpfennigs“ finanzierte der Verein die Anschaffung von Schulbüchern und anderen Unterrichtsbehelfen.
BüchereibewegungGroße Bedeutung wurde auch dem Buch als Mittel der Volksbildung beigemessen. Neben der Unterstützung von Schulbibliotheken ging der Verein ab 1889 dazu über, im Grazer Umland Volksbüchereien einzurichten. Im Jahre 1902 verfügte er über 62 Büchereien mit insgesamt 15.159 Bänden.
Zeitschriften als Sprachrohr der VolksbildungEin wichtiges Bildungsmittel sahen die Vereinsfunktionäre in der Herausgabe und Verbreitung der Zeitschrift „Der Dorfbote“ (ab 1912 „Freier Volksbote“). Ziel der Zeitschrift war es, der steirischen Landbevölkerung in verständlicher Sprache „Wahrheit, Bildung und Aufklärung“ zu vermitteln. Die Zeitschrift verstand sich als „freisinnig“, liberal und verfassungsfreundlich. Ihr Kampf galt dem Aberglauben, wandte sich aber zugleich gegen alle Formen der Religionsfeindschaft. Neben allgemeinen politischen Neuigkeiten aus der Monarchie und vom Steirischen Landtag berichtete man über die neuesten Erkenntnisse aus der Pflanzen- und Tierhaltung sowie aus verschiedenen Bereichen der Naturwissenschaften. Heiter belehrende „Geschichten vom Land“ (unter anderem von Peter Rosegger) rundeten das Informations- und Unterhaltungsangebot ab. Als Beilage des „Dorfboten“ erschien der „Vereins-Anzeiger“ des Steiermärkischen Volksbildungsvereins, in dem sich die Versammlungs- und Volksbildungsaktivitäten des Vereins sowie ihre bildungspolitischen Positionen (Schulfrage) abgebildet finden.
Erster Weltkrieg und Erste RepublikDer Erste Weltkrieg zwang den Steiermärkischen Volksbildungsverein zu empfindlichen Einschränkungen seines Angebotes. So musste 1915 die Zeitschrift eingestellt werden, wodurch ein wichtiges überregionales Bildungsmittel verloren ging. In der Ersten Republik setzte der Steiermärkische Volksbildungsverein seine Tätigkeiten fort, ehe er mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich aufgelöst wurde.
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