Arbeitsgemeinschaft für Volksbildung am Bodensee
Seit 1892 bestand in Vorarlberg der „Wissenschaftliche Landesverein Vorarlberg“ (bis 1915 „Wissenschaftlicher Club“) mit Sitz in Feldkirch. Ursprünglich nur auf Akademiker beschränkt, machte der Verein ab 1898 seine Veranstaltungen allgemein zugänglich. Mit einer Satzungsänderung 1903 wurde auch die Beschränkung der Mitgliedschaft AkademikerInnen fallengelassen, wissenschaftliche Vorbildung der Mitglieder blieb aber Erfordernis für den Vereinsbeitritt. Um nicht Gefahr zu laufen, einem der weltanschaulichen Lager zugeschlagen zu werden, betonte der Landesverein wiederholt seine strengste weltanschauliche Neutralität. Wurden anfänglich nicht aus Vorarlberg kommende Referenten eingeladen, verlagerte sich ab 1907 die Gewinnung von Vortragenden zunehmend auf die Mitglieder des Vereins. In den vierzig Jahren bis 1932 führte der Wissenschaftliche Landesverein rund 500 öffentliche Vortragsveranstaltungen durch, was seine führende Stellung unter den volksbildnerischen Institutionen Vorarlbergs dokumentiert. 1921 und 1922 konstituierten sich innerhalb des Vereins eine naturwissenschaftliche und eine historische Arbeitsgemeinschaft.
In diese Jahre fielen auch erste Kontaktaufnahmen zu volksbildnerischen Vereinigungen in den Anrainerstaaten des Bodensees im Hinblick auf eine überregionale Zusammenarbeit. Im Oktober 1925 fand die Gründungsversammlung der „Arbeitsgemeinschaft für Volksbildung am Bodensee“ statt, der sich Vereine und Behördenvertretungen aus Bayern, Liechtenstein und der Schweiz anschlossen. Ende der 20er Jahre schloss sich noch der Verband der badischen Arbeitervereine an. In dem Jahrzehnt ihres Bestehens entfaltete die Arbeitsgemeinschaft, deren Vorsitz turnusmäßig unter den Anrainerländern rotierte, zahlreiche Aktivitäten zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch.
Nationalsozialismus und Austrofaschismus brachten die Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft zum Erliegen. Ab 1934 gibt es keine Zeugnisse mehr für ihren Bestand.
Secondary literature:
Stifter, Christian H.: Die „Arbeitsgemeinschaft für Volksbildung am Bodensee“ (1924-1934) und ihre Vorläufer. In: Erhard Schlutz/Heinrich Schneider (Hg.), Die Internationalität der Volkshochschulen – vom grenzüberschreitenden Kulturaustausch zur interkulturellen Bildung. Referate der 21. Konferenz des Internationalen Arbeitskreises zur Aufarbeitung historischer Quellen der Erwachsenenbildung, Deutschland – Österreich – Schweiz (Internationale Perspektiven der Erwachsenenbildung 39), Bonn 2003, S. 26-42.
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