Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung
Die politischen und sozialen Umbrüche der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führten auch zu einem Neuverständnis von
Politischer Bildung. Als Folge dessen wurde Anfang 1973 im Rahmen des Unterrichtsministeriums eine eigene Abteilung Politische Bildung unter Leitung von Leopold Rettinger geschaffen, von der zahlreiche Impulse ausgingen.
Noch im selben Jahr trat Unterrichtsminister Fred Sinowatz mit dem Plan hervor, eine Gesellschaft für Politische Bildung, bestehend aus Vertretern des Ministeriums und der
Konferenz für Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ), als Service-Stelle für die Bildungsarbeit der Erwachsenenbildungsverbände zu gründen. Es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit durch das Ministerium, da seitens der Verbände ein Eingriff des Staates in ihre Bildungsarbeit befürchtet wurde, und sowie der Einbindung der Bundesländer, ehe 1977 die Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung gegründet werden konnte.
ProgrammatikIm Zweckparagraphen der Statuten wurde Politische Bildung wie folgt definiert: „Unter Politischer Bildung wird hier die objektive, unparteiische, die verschiedenen Standpunkte der pluralistischen Gesellschaft berücksichtigende Vermittlung von Kenntnissen und Einsichten über politisch-gesellschaftliche Zusammenhänge, die Bewusstseinsbildung in einem den Grundsätzen der österreichischen Verfassung und einer demokratisch-humanen Gesinnung entsprechenden Geist sowie die Motivierung zur verantwortungsbewussten Mitgestaltung bei der Entwicklung des Gemeinwesens und der Gesellschaft verstanden.
... Ziel der Politischen Bildung soll es sein, zum kritischen Denken, zu toleranter Gesinnung und zu einem gemeinschaftsbewussten Verhalten zu erziehen.“
Institut für politische BildungZur Erreichung dieses Zwecks wurde das Institut für Politische Bildung mit Sitz in Mattersburg eingerichtet, dem folgende Aufgaben zugewiesen wurden:
• Sammlung von Publikationen, Informationen und Materialien zur Politischen Bildung und deren Bereitstellung für Zwecke der Erwachsenenbildung
• Dokumentation von Aktivitäten auf dem Gebiet der Politischen Bildung
• Öffentlichkeitsarbeit zu Förderung der Idee der Politischen Bildung sowie Durchführung von Veranstaltungen zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch in diesem Bereich
• Herausgabe von Informationen zur Politischen Bildung
• Unterstützung und Durchführung von Aus- und Fortbildungsveranstaltungen für MitarbeiterInnen in der Erwachsenenbildung auf dem Gebiet der Politischen Bildung sowohl am Standort des Instituts als auch an anderen Orten
• Betreuung der vom Vorstand in Auftrag gegebenen Projekte und Untersuchungen
Von Mattersburg nach WienDas Institut entfaltete in den folgenden 15 Jahren eine vielfältige publizistische, wissenschaftliche und bildnerische Tätigkeit, bis es 1992 als Folge der Kürzung der budgetären Mittel und des Austritts zweier Bundesländer aus der Gesellschaft für Politische Bildung geschlossen werden musste.
Die Gesellschaft für Politische Bildung verlegte in der Folge ihren Sitz nach Wien, wo sie ihre Tätigkeit in verringertem Umfang fortsetzt und sich unter anderem mit politischer Frauenbildung und Informationen über die politische Nutzung des Internets beschäftigt.
[ WEITER ]
[ ZURÜCK ]