Urania Baden
Der große Erfolg des wissenschaftlichen Theaters im Urania-Gebäude auf dem Wiener Weltausstellungsgelände ermutigte die Verantwortlichen, „die Fortführung des Theaters mit den erfolgreichsten Stücken in den hervorragendsten Städten der Monarchie“ ins Auge zu fassen. Als erste Station dieser „Wander-Urania“ war Baden bei Wien vorgesehen. In den folgenden Jahren fanden im Stadttheater Baden, im Festsaal des Gymnasiums und in den Sälen der großen Hotels der Stadt wiederholt „Gastspiele“ mit Skioptikon-Vorträgen, unterstützt mit Kinematogrammen – den ersten Laufbildern – statt.
Die Gründung der Badener UraniaDie von
Ludwig Koessler vorangetriebenen Pläne zur Errichtung eines Zweigvereins der
Wiener Urania in Baden erfuhren durch den Ersten Weltkrieg einen herben Rückschlag, wurden aber nicht aufgegeben. Nachdem sich die politische Lage nach dem Ersten Weltkrieg beruhigt hatte, wurden die ersten Vorbereitungsgespräche zwischen Vertretern der Wiener Urania und führenden Persönlichkeiten des Badener kulturellen und politischen Lebens aufgenommen. Sie mündeten am 17. Oktober 1923 in die Gründung der Badener Urania.
Erste RepublikDie Bildungstätigkeit der Badener Urania nahm einen raschen Aufschwung. Im Stadttheater und in den Festsälen des Gymnasiums und des Hotels „Stadt Wien“ wurden in dichter Folge Urania-Kulturfilme und Lichtbildvorträge abgehalten. Da die Urania über keine eigenen Räumlichkeiten verfügte, mussten für den allgemeinen Kursbetrieb entsprechende Räume angemietet werden. Auch in diesem Programm zeigte die Badener Urania das Profil einer Bildungseinrichtung, die vor allem technischen Themen ihre Aufmerksamkeit widmete. Bereits im Jahr 1924 wurde etwa ein „Radioamateur-Kurs“ abgehalten. Zur Illustration sei vermerkt, dass die
Österreichische Radio-Verkehrs-Aktiengesellschaft (RAVAG) am 1. Oktober 1924 ihren Sendebetrieb aufnahm.
Die bewegten 1930er Jahre versuchte die Leitung der Urania dadurch zu überstehen, indem sie ein Programmangebot erstellte, mit der man „zur seelischen Beruhigung, Besinnung und Sammlung in diesen unruhigen Tagen beitragen“ wollte. Der Schwerpunkt lag daher auf politisch unbedenklichen Vorführungen von Abenteuer- und Heimatfilmen und Vorträgen mit attraktiven Vortragenden.
Mit dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland kam auch das Ende der Badener Urania. Am 16. März 1938 konnte noch der Film „Der ewige Wald – 2000 Jahre deutscher Geschichte“ gezeigt werden, dann wurde der Verein aufgelöst und sein Vermögen eingezogen.
NeubeginnNach Ende des Zweiten Weltkriegs dauerte es einige Jahre, ehe daran gedacht werden konnte, die Badener Urania wieder zu begründen. Der Beharrlichkeit und Tatkraft von Alfred Kobl ist es zuzuschreiben, dass Anfang November 1949 die erste Hauptversammlung des wieder gegründeten Urania-Vereins abgehalten werden konnte.
Das Hotel „Stadt Wien“ war wieder der Hauptveranstaltungsort der Großvorträge, die überwiegend naturwissenschaftlichen Themen gewidmet waren. Daneben wurde nach und nach ein weit gefächertes Kursangebot allgemeinbildenden und künstlerisch-kreativen Inhalts aufgebaut. Kurse zur beruflichen Weiterbildung sowie Veranstaltungen für und mit Kindern kamen im Lauf der Zeit dazu. Ebenso fanden Kultur- und Naturfilme einen prominenten Platz im Veranstaltungsangebot.
In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre konnte auch die Raumsituation der Urania in dauerhafter Weise geklärt werden. Das „Heim der Kunst“ war für die nächsten Jahrzehnte ihr Hauptsitz.
Im Jahr 1957 wurden die erwachsenenbildnerischen Tätigkeitsfelder zwischen der Badener Urania und der kurz zuvor gegründeten „Volkshochschule der Gesellschaft der Freunde Badens“ aufgeteilt. Das Vortrags- und Filmwesen verblieb bei der Urania, während die Volkshochschule sich auf den Kursbetrieb konzentrierte.
Ruhige EntwicklungDie Beschränkung auf das Vortragswesen ermöglichte der Badener Urania eine von den diversen „Wenden“ der Volkshochschularbeit –
realistische Wende,
ökonomische Wende u. ä. – weitgehend unberührte kontinuierliche Fortführung ihrer Programme. Die wissenschaftlichen Vorträge, welche in zusammenfassenden Überblicken eine Orientierungshilfe in das ausufernde wissenschaftliche Spezialistentum geben sollten, die Kulturreisen und die künstlerischen und literarischen Veranstaltungen fanden ein beständiges Stammpublikum. Regen Zuspruch fand insbesondere die Astronomische Arbeitsgruppe.
Eine unangenehme Einschränkung der Arbeit brachte das Jahr 1991, als die Urania das „Heim der Kunst“ verlassen und in das Kreativzentrum übersiedeln musste. Damit verlor die Badener Urania ihr Stammlokal. Die fallweise Anmietung anderer Vortragssäle erforderte einen erheblichen finanziellen und organisatorischen Aufwand.
Eine Ausweitung der Tätigkeit und die Gewinnung neuer Publikumskreise gelangen im Jahr 1995 mit dem Beginn einer engeren Zusammenarbeit mit dem
Rollett-Museum, das die zoologisch-botanischen und ethnografisch-kunsthistorischen Sammlungen des Arztes und Naturforschers Anton Rollett (1778-1842) beherbergt. Naturkundliche und heimatkundliche Wanderungen in der Umgebung Badens wurden neu in das Programm aufgenommen.
Die stetig zunehmende Zahl an BesucherInnen und der Veranstaltungen zeigt, dass die
Badener Urania auf dem richtigen Weg ist.
Weiterführende Literatur:
Kulda, Margareta: Festschrift 80 Jahre Badener Urania, Baden 2003.
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