Das edukative Prinzip: „Anschaulichkeit“ der Bildung
In bewußter Distanzierung zu den „schwerfälligen Darstellungsmethoden der älteren Zeit“ setzte die Urania von Beginn an auf das volksbildnerische Prinzip der „Anschaulichkeit“. Selbst komplexe Inhalte sollten dadurch – ohne unnötige Simplifizierung – leichter zugänglich gemacht werden. Freilich, und dies war den Protagonisten der Vereine bald bewusst, vermochte die Darbietung von Lichtbildern, aber auch von Kurzfilmen, die Attraktivität und die Nachfrage an Kursen und Vorträgen entscheidend anzuheben. So meinte beispielsweise der erste Chronist der Wiener Volkshochschulbewegung Josef Luitpold Stern:
„Die Verbindung des gesprochenen Wortes mit der Lebendigkeit durch Experiment, Demonstrationen und Exkursionen wurde, wenn es nur angeht, hergestellt. Auf das Publikum übt schon die Ankündigung »mit Lichtbildern«, »mit Demonstrationen« die größte Anziehungskraft aus.“
Neben der Anschaulichkeit und der damit verknüpften Publikumswirksamkeit sah man in der lichtbildergestützten Präsentation von belehrenden Vorträgen (wie auch bei Museumsführungen oder Wanderungen) zusätzliche didaktische Vorteile, und zwar sowohl für die ZuhörerInnen als auch für die Vortragenden selbst:
„Ein Dozent für Geographie teilte mit, daß er in dem Kurs über österreichisch-ungarische Monarchie, der von Skioptikonbildern begleitet war, eine eigentümliche Weise der Wiederholungen angewendet habe, um der Befangenheit beizukommen. Nach der Vorzeigung der dem Vortragspensum entsprechenden Bilder wurden immer noch einige schon in früheren Stunden besprochene Projektionen vorgeführt. Die Dunkelheit im Saal bot den Vorteil, daß die Sprechenden nicht aller Augen auf sich gerichtet wussten und daher ihre Zaghaftigkeit leicht überwanden.“
Ein auffälliges Charakteristikum jener Lichtbildervorträge, die sich thematisch von Geografie über Volkskunde, Kunst, Biologie, Medizin, Physik, Technik bis hin zu Momenten des Alltagslebens erstreckten, war der werbewirksame Fokus auf den Reiz des Fernen und Exotischen, ob es sich nun um Naturaufnahmen oder um Bilder fremder Kulturen und Länder handelte. Aber auch topografisch Naheliegendes vermochte diesen Reiz zu entfalten, sofern es – wie dies bei den handkolorierten Aufnahmen augenscheinlich der Fall ist – in außergewöhnlichen Bildern gezeigt wurde.
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